Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
Vom Netzwerk:
müde und matt, hatte aber keine Schmerzen. Welch ein Gefühl, wieder zu Hause zu sein, auch wenn es nicht Tjaldas Wohnung war, in der er sich befand. Aber allein ihre Nähe reichte aus, um aus einem Zimmer ein Zuhause für ihn zu machen.
    Die Tür ging auf, und Tjalda kam mit dem Tee zurück, den sie ohne ein Wort zu sagen einschenkte. Der Duft und die belebende Wirkung des Getränkes holten Cirk wieder ganz ins Leben zurück. Und endlich flossen auch die Worte, um die er zuvor gerungen hatte, wie ein Wasserfall aus seinem Mund. Unaufgefordert berichtete Cirk von allem, was er erlebt hatte. Tjalda erfuhr von der Belagerung der Festung Delfzijl, der Verletzung seines Freundes Thomas und seinem Versuch, sie zu erreichen. Als Cirk von Reemt Neehus und dem Auftrag, den er hatte annehmen müssen, sprach, konnte Tjalda nur ungläubig den Kopf schütteln. Und dann, zum Schluss, nahm Cirk sie mit auf die Fahrt nach China. Er erzählte ihr von den Teeplantagen und davon, wie das schwarze Gold an Bord der Schiffe kam. Tjalda saß mit geschlossenen Augen auf ihrem Stuhl und lauschte. Ab und zu runzelte sie die Stirn oder riss staunend die Augen auf. Als jedoch die Rede auf Kapitän Jacobs und die Maisje kam, wurde Tjalda hellhörig.
    Sie legte ihre Hand auf den Mund und lachte leise. „Da hast du uns, ohne es zu wissen, einen großen Dienst erwiesen. Wir haben schon seit Tagen sehnsüchtig auf die Ankunft der Maisje gewartet, und nun wird keiner von uns in Emden sein, um die Ladung in Empfang zu nehmen. Doch das macht nichts. Der Lagerverwalter weiß genau was zu tun ist, und wir werden unsere Neugier nur noch etwas länger bezähmen müssen.“
    Als Cirk sie daraufhin verständnislos anblickte, war es an Tjalda, ihm nun ihrerseits zu berichten. Sie erzählte von Sumi und der Kruiderrie, von den Erfolgen und Misserfolgen, davon, dass Hinderk Inkens, in dessen Haus Cirk sich befand, aus der Gefangenschaft heimgekehrt war. Und danach erklärte sie ihm die Beteiligung an der Maisje . In all ihre Worte ließ Tjalda weder einen Vorwurf noch eine Anklage gegen ihneinfließen. Erst ganz zum Schluss brachte sie vorsichtig die Rede auf den Tod des Engländers, Thomas Devon. Cirk starrte Tjalda nur an und schwieg eine lange Zeit. Sein Gesicht war noch blasser geworden, als es ohnehin schon war. Die Nachricht vom Tod seines Freundes traf ihn hart und führte ihm außerdem die Sinnlosigkeit seiner Fahrt nach China vor Augen, so dass es ihm fast körperliche Schmerzen bereitete.
    „Wie hast du überhaupt davon erfahren?“ Seine Stimme klang brüchig.
    „Zum einen habe ich lange Zeit versucht, dich zu finden, Cirk.“ Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Zweimal habe ich einen Boten zu dem Engländer geschickt. Beim ersten Mal kämpfte er noch um sein Leben, beim zweiten Mal …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    „Tja, und dann war da noch dieser Brief.“ Zögerlich nur kamen die Worte, doch Cirk nickte erleichtert.
    „Dann sind die Zeilen also bei euch angekommen, auch wenn mein Freund dich nicht mehr aufsuchen konnte. Das ist gut!“ Zufrieden ließ Cirk sich zurücksinken.
    Tjalda blickte ihn befremdet an. Da war nichts Gutes an dem Brief von Lucia gewesen, aber sie beschloss, dass es der Fragen vorerst genug wäre. Für weitere Erklärungen bliebe später noch Zeit, zumal es da auch noch dieses Schreiben gab, das, an Cirk adressiert, vor einigen Wochen aus England gekommen war. Ohne jemandem davon zu erzählen, hatte Tjalda es einfach beiseitegelegt in der Hoffnung, dass Cirk irgendwann doch noch heimkehren werde. Denn in ihrem Inneren hatte sie diese Hoffnung all die Monate über niemals aufgegeben. Und nun war es geschehen. Tjalda seufzte tief. Es konnte noch alles gut werden!
    „Cirk, mein Lieber, du wirst dich jetzt erst mal von mir erholen“, sagte sie bestimmt. „Ein wenig Schlaf, eine guteMahlzeit, und danach sehen wir weiter. Hast du noch einen speziellen Wunsch, bevor ich dich alleine lasse?“
    „Ja.“ Cirk blickte sie an, und ein Strahlen ging über sein Gesicht. „Du weißt ja, wie es um Inken und mich steht. Ich möchte sie um alles in der Welt sehen, und zwar so bald als möglich. Es gibt so viel, was ich ihr sagen will und erklären muss. Tjalda, kannst du sie zu mir schicken? Sie ist doch da, nicht wahr?“ Ein Flehen lag in seiner Stimme, und Tjalda maß ihn mit einem schwer zu deutenden Blick „Ja, sie ist hier. Doch morgen schon wird sie die Insel verlassen, um nach Thüringen zu reisen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher