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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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weiß auch erst seit gestern von ihrem Vorhaben und bin wenig begeistert davon. Aber sie muss sich ganz kurzfristig zu diesem übereilten Schritt entschlossen haben.“
    „Ach, du musst dich irren.“ Cirk wischte ihre Worte mit einer Handbewegung beiseite. „Es mag sein, dass sie erst vor Kurzem noch Pläne in diese Richtung geschmiedet hat, doch heute ist alles anders. Wenn sie sich in den letzten Monaten auch nur halb so sehr nach mir gesehnt hat wie ich mich nach ihr, wird sie morgen auf keinen Fall fortgehen.“
    Cirks Vorfreude auf Inken war so groß, dass er die Augen schloss und sich ganz dem beflügelnden Gefühl ihrer Nähe hingab. Den skeptischen Blick Tjaldas auf sein Gesicht nahm er nicht mehr wahr.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ Inken hochschrecken. Für einen winzigen Moment glaubte sie, es sei Cirk, und ihr Herz schlug einen wilden Rhythmus. Panik stieg in ihr auf. Doch es war Tjalda, die den Kopf zur Tür hereinsteckte. Ein Leuchten lag in ihren Augen, und ihre Wangen waren gerötet.
    „Inken.“ Sie trat ein. „Cirk ist vor einiger Zeit aufgewacht, und du glaubst nicht, was er alles erlebt hat! Du musst unbedingtzu ihm gehen und dir seine Geschichten anhören“, fügte sie bittend hinzu.
    Inken warf Tjalda einen befremdeten Blick zu. In all den Monaten hatte ihnen beiden allein schon der Gedanke an Cirk Qualen verursacht. Was hatten sie nicht gelitten um diesen Kerl, doch kaum war er wieder da, verzieh ihm Tjalda sein ganzes Tun. Das hatte sie zwar nicht anders erwartet, aber dennoch begann Wut in ihr hochzusteigen. Wenn Tjalda glaubte, sie würde Cirk verzeihen, dann hatte sie sich getäuscht! Sie würde nicht einmal in seine Nähe kommen, denn nur zu gut erinnerte sich Inken an die Macht seiner Augen, denen sie noch nie hatte widerstehen können. Und deshalb hatte sie sich auch dazu entschlossen, so schnell wie möglich abzureisen. Cirk zu pflegen, solange er krank darnieder lag, war etwas anderes gewesen. Die lange Nacht an seinem Bett hatte dem Kampf um sein Leben gegolten und alle anderen Gefühle beiseitegedrängt. Gestern hatte Arthur, der auf Borkum die Aufgaben eines Arztes wahrnahm, den Patienten untersucht. Kurz entschlossen und mithilfe Unmengen warmen Wassers war es ihm gelungen, Cirk dazu zu bringen, einen Teil des Mittels, das seinen Körper vergiftete, wieder von sich zu geben. Danach hatte Arthur angeordnet, das Fieber mit kühlen, feuchten Tüchern zu bekämpfen, und Garrelt hatte die erste Schicht an der Seite des Kranken übernommen.
    „Er bewundert Cirk“, dachte Inken, und Bitterkeit stieg in ihr auf.
    Als sie Garrelt am späten Abend abgelöst hatte, waren ihr zum ersten Mal die tiefen Furchen in seinem wettergegerbten Gesicht aufgefallen. Seine blassblauen Augen hatten sorgenvoll und nachdenklich in die ihren geblickt.
    „Er ist noch nicht über den Berg! Der Blockadebrecher hat im Traum geredet. Viel wirres Zeug, wie ich meine, doch abund zu kam die Rede auch auf dich, Inken. Sag’s dem alten Garrelt ruhig, dass es ihn nichts angeht, aber ist da was zwischen dir und dem armen Kerl da drinnen?“
    „Nein“, hatte sie kurz und bestimmt geantwortet.
    Worauf Garrelt rot geworden war. Er hatte die Augen zusammengekniffen und ein verständnisloses Gesicht gemacht. „Hm, nach seinem Gestammel zu urteilen sieht Cirk das aber anders, mein Mädchen.“ Verlegen war er sich mit den Händen durchs Haar gefahren. „Du weißt, wir Männer haben das oft nicht so mit den richtigen Worten. Vielleicht solltest du ihm mal ein bisschen deutlich sagen, dass du …“ Er stockte und kratzte sich am Kopf. „Ich meine, dass ihr … Na ja …“ Verlegen brach er ab. „Ich mein ja nur so.“
    „Da gibt es nichts zu meinen, weil es nichts zwischen uns gibt!“ Inken hoffte, mit ihren Worten deutlich genug gewesen zu sein.
    Garrelt hatte sich umständlich eine Pfeife angezündet. „Es wäre halt so, dass ich es euch nicht missgönnen würde. Ist ein feiner Mensch, dieser Hoogestraat, wie mir scheint.“
    Inken hatte es nicht über sich bringen können, ihm zu widersprechen. Und nachdem Garrelt fort war, hatte sie zögerlich die Nachtwache übernommen. Doch ihre Befürchtung, Cirk könne die Nacht nicht überleben, war nicht eingetreten. Bei seinem Anblick war ihr Herz fast stehen geblieben. Cirks graues Gesicht, die tiefen Furchen um seinen Mund und die hilflose Lage, in der er sich befand, hatten sie stark berührt. So, wie es normalerweise nur ein Kind zu tun vermag, das

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