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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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machen. Gelassenheit und Ruhe, Kühle und Zurückhaltung, das würde ihn treffen! Von wegen um den Hals fallen!
    Inken atmete tief durch und klopfte an. Cirks dunkle Stimme rief sie herein. Er saß im Bett, sah blass und hager aus, war aber glatt rasiert. Sein Gesicht war jetzt, ohne den gequälten Ausdruck der letzten Nacht, noch faszinierender, als sie es in Erinnerung hatte. Trotz der Blässe seiner Haut funkelten seine Augen vor zurückkehrender Lebensenergie.
    „Inken.“ Er streckte die Arme nach ihr aus, doch sie kam ihm nicht entgegen. Seine Augen versuchten die ihren zu erreichen, doch Inken blickte an ihm vorbei. Endlos dehnte sich die Stille, und eine Wand aus Kälte breitete sich zwischen ihnen aus. Cirk spürte es, und es verunsicherte ihn.
    „Ich stehe in deiner Schuld, Inken. Dein Anblick und natürlich die kalten Tücher waren es, die mich ins Leben zurückholten“, versuchte er die Situation mit einem Scherz aufzulockern, aber Inken ging nicht darauf ein und verschloss sich der streichelnden Wärme seiner Stimme.
    „Ich glaube, wir beide sind einander überhaupt nichts mehr schuldig.“ Betont ruhig und kühl kamen ihre Worte. Dann holte sie tief Luft und setzte sich kerzengerade auf den Stuhl neben seinem Bett.
    Cirks Augen hingen an ihrem Haar, das offen über die Schulter fiel. Es schien, als ob er nur zu gerne über die rotgoldenen seidigen Wellen streichen würde. Inken biss die Zähne zusammen. Jetzt nur nicht in seine Augen schauen und sich von ihnen einfangen lassen. Cirk hob seine Hand, ließ sie dann aber wieder sinken.
    „Du wolltest mich sehen, und ich nehme dies gern zum Anlass, um mich von dir zu verabschieden“, sagte sie eisig.
    Cirks ungläubiger Blick ließ ein Gefühl der Genugtuung in ihr aufsteigen. Verständnislos runzelte er die Stirn. „Verabschieden? Du machst einen Scherz. Inken, waren wir nicht lange genug getrennt?“ Und als keine Antwort kam, fuhr Cirk fort: „Tjalda sagte, du willst Teegeschirr in Thüringen ordern.“ Seine Stimme klang drängend. „Warte noch einige Tage, bis ich wieder auf den Beinen bin, dann komme ich mit dir. Ein Treffen noch mit Neehus, und ich kann diesen ganzen verdammten Auftrag hinter mir lassen und alles vergessen.“ Er hatte ihre Hand ergriffen und hielt sie fest. „Ach, Inken, lass uns Pläne schmieden für die Zukunft. Lass mich deine verrückten Ideen teilen“, bat er sanft und versuchte mit jeder Faser seines Wesens, sie zu erreichen. „Wir können gemeinsam nach Thüringen fahren, und danach überzeugen wir die Ostfriesen weit und breit von Sumis Tee und deinem Geschirr. Kannst du dir eine schönere Hochzeitsreise vorstellen?“
    Inken glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Sie versuchte aufzustehen, doch Cirk ließ sie nicht los. „Was auch immer der Grund für deine Zurückhaltung und den Schmerz auf deinem Gesicht sein mag, lass mich daran teilhaben. Was ist geschehen,Inken? Warum liegen wir uns nicht in den Armen, wie ich es mir all die Monate erträumt habe? Warum bist du wie eine Fremde zu mir? Ich weiß, dass mein Fortgehen und all die offenen Fragen dich verletzt haben müssen. Doch ich musste diesen Schritt tun, um frei zu sein für unsere Liebe. Das wirst du einsehen, sobald ich dir alles erklärt habe!“
    Inken starrte ihn nur an. Das konnte er doch nicht ernst meinen! Cirk hatte sich einen Teil ihres Lebens genommen, so wie ein Kind eine kostbare Blume pflückt und danach achtlos fortwirft. Das Wissen um ihren Schmerz und ihre Enttäuschung hatte ihn nicht daran gehindert, sie zu verlassen. Und nun glaubte er allen Ernstes, dass sein Tun nichts an ihren Gefühlen für ihn geändert hätte? Dabei hatte es alles geändert! Sie war nicht mehr bereit, ihm jemals wieder etwas von sich zu geben. Und das musste sie ihm nun unmissverständlich klarmachen!
    Inken hob den Blick, schaute Cirk aber nicht in die Augen. „Nun ja, verlassene Geliebte sind ja bekanntlich wankelmütig.“ Spröde klang ihre Stimme, und ein Hauch von Bitterkeit schwang darin. „Vielleicht hast du geglaubt, dass ich auf dich warten würde. Aber das habe ich nicht getan. Stattdessen habe ich beschlossen zu vergessen, was zwischen uns war. Glaube nicht, dass es mir leicht gefallen ist. Und vielleicht wäre auch alles anders gekommen, wenn du dich von mir verabschiedet und mich gefragt hättest, ob ich bereit wäre, auf dich zu warten. Doch du bist einfach für Monate verschwunden und hast uns alle in Ungewissheit zurückgelassen.“
    „Inken,

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