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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Wort zu sagen von Cirk ab und rannte davon. Sie hörte ihn ihren Namen rufen, drehte sich aber nicht um. Sie rannte und rannte, und erst als Garrelts Kate vor ihren Augen auftauchte, wusste Inken, dass sie instinktiv den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Wie zu allen Zeiten würde sie Hilfe und Ruhe bei dem Austernfischer finden.
Der Brief
    „Und du bist dir sicher, dass es keinen Neuanfang für euch geben kann?“ Garrelt wischte sich mit einem Tuch über die Augen. Inken hatte die Geschichte ihrer unglücklichen Liebe vor ihm ausgebreitet und fühlte sich nun etwas leichter. Es war ihr, als wäre erst eine kurze Zeit vergangen, seit sie ihn mit verweintem Gesicht um Einlass gebeten hatte, dabei saßen sie jetzt schon seit mehr als zwei Stunden zusammen, tranken Tee, redeten und schwiegen dann wieder.
    „Ach, Mädchen.“ Garrelt strich ihr über den Kopf. „Da steckst du ja in einem ziemlichen Schlamassel. Das mit Cirk“ – er stockte kurz – „hast du dir sicherlich lange und ganz genau überlegt, und vielleicht kenne ich diesen Burschen auch nicht gut genug, doch er scheint mir kein windiger Kerl zu sein. Das passt alles irgendwie nicht zusammen. Warum sollte er sich so sehr um dich bemühen, wenn keine Ernsthaftigkeit dahintersteckt?“ Garrelt stützte den Kopf in die Hände. „Weißt du, Kind, ich habe in meiner Jugend einen Fehler gemacht, den ich zeit meines Lebens bereut habe. Und ich will nicht, dass dir das mit deiner Entscheidung, Cirk zum Teufel zu schicken, ebenso geht.“ Umständlich rückte er seine Tassezurecht. „Ich will dir davon erzählen. Kein Mensch sonst weiß davon.“ Röte war in Garrelts Gesicht gestiegen. „Die Tine, deine Tante, Gott hab sie selig“, seufzte er tieftraurig auf, „in die habe ich mich in jungen Jahren verliebt. Ungehörig war das, denn Tine war viel älter als ich und vermögend noch dazu. Die Leute hätten sich fürchterlich das Maul zerrissen, wenn ich ein Wort gesagt hätte. Du kennst das ja. Man hätte nicht vermutet, dass ich sie liebe, sondern nur den armen Fischer in mir gesehen, der sich nach einer reichen Mitgift umschaut.“ Er schnaubte. „Also habe ich aus Angst vor dem Urteil der anderen geschwiegen. Einmal“ – Garrelt machte ein versonnenes Gesicht –, „da hätte ich es der Tine fast gestanden. Es war an einem jener lauen Abende, an denen es Musik und Tanz auf der Insel gab. Ich war noch sehr jung damals, hatte ordentlich einen gebechert“ – Garrelt machte eine entsprechende Handbewegung – „und war mutig genug, deine Tante aufzufordern. Wir haben den ganzen Abend zusammen getanzt, und sie lag wie eine Feder in meinen Armen. Es war wie in einem Traum.“ Ein verklärter Ausdruck trat auf Garrelts Gesicht, und er schwieg für einen Augenblick und schaute zu Boden. „Da hab ich gespürt, dass sie mich mochte, die Tine. Tja … Doch dann verließ mich der Mut wieder, und der Augenblick, sich ihr zu offenbaren, ging ungenutzt vorüber.“ Er seufzte. „Wie oft habe ich mein Zaudern danach verflucht! Ich will mich nicht beklagen. Mein Leben war nicht unglücklich. Doch“ – er hielt kurz inne und fuhr dann leise fort – „es hätte um einiges an Liebe reicher sein können.“ Eindringlich betrachtete Garrelt sie. „Ich habe damals den Mut verloren, etwas zu wagen. Ich hatte Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, über trennende Mauern zu springen. Doch Liebe kann alle Hindernisse überwinden, das weiß ich heute. Daher überlege dir gut, ob es nicht doch noch einengemeinsamen Weg für Cirk und dich geben kann. Frage dich, ob du tatsächlich aufgehört hast, ihn zu lieben!“
    Aber Inken schüttelte nur den Kopf und erhob sich. Garrelts Geschichte hatte sie getröstet und ihr den Freund und Vertrauten noch nähergebracht. Auch fühlte sie sich jetzt nicht mehr ganz so verzweifelt wie zuvor.
    „An meiner Entscheidung kann und will ich nicht mehr rütteln. Eigentlich könnten wir jetzt gehen, doch ich denke, Cirk wird im Hause meines Vaters auf mich warten und wieder versuchen, mich zum Bleiben zu überreden. Und einer weiteren Begegnung mit ihm fühle ich mich heute nicht mehr gewachsen.“ Sie blickte auf ihre verkrampft ineinanderverschlungenen Hände. „Vielleicht sollte ich daher lieber noch eine Nacht hier bei dir bleiben.“
    „Ist gut, mein Mädchen.“ Garrelt klopfte ihr auf die Schulter. „Bleib so lange hier, wie es dir gefällt. Ich schicke mal den alten Abel rüber zu euch, damit er deinem Vater Bescheid

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