Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
Schamane hat recht. Wenn man überall von Negativität umgeben ist, fühlt man sich zum Positiven hingezogen. Aktionen verlangen nach ähnlich starken Reaktionen.»
    «So wie Zerstörungsakte nach Akten der Schöpfung verlangen?»
    «Genau. Zum Beispiel in einer Besenkammer.»
    «Einverstanden.»
    Plötzlich ging die Stationstür auf. Danielle Burton trat ein, sah die Blutspritzer im Aufenthaltsbereich und blieb wie angewurzelt stehen. Fast gleichzeitig tauchte Andrew Lightfoot im Flur auf.
    D. D. und Alex sahen einander kurz an und zogen sich leise zurück.
     
    «Was ist passiert?», wollte Danielle wissen. «Ist jemand verletzt? Wie schlimm?»
    «Irgendwie ist Aimee an eine Schere rangekommen», antwortete Lightfoot. Er näherte sich der dunkelhaarigen Schwester bis auf einen halben Meter und setzte eine Wasserflasche an die Lippen.
    Danielle wich einen Schritt zurück. «Wie geht es ihr?», fragte sie, ohne Lightfoot anzusehen, der sie mit ernster Miene musterte.
    «Den Umständen entsprechend», murmelte der Heiler, nachdem er die Flasche abgesetzt hatte. «Es hat einige Aufregung gegeben. Die Kinder sind wie Knallfrösche losgegangen. Man könnte sagen, wir hatten jede Menge Gelegenheit dazuzulernen. Aber das wäre wohl ein wenig zynisch. Die Energie hier ist … geradezu toxisch. Ich habe Stunden damit zugebracht, das Zimmer des Mädchens zu purgieren, bin aber nicht fertig damit geworden. Es ging einfach über meine Kraft.»
    «Sie waren in Lucys Zimmer?», fragte Danielle in scharfem Ton.
    «Karen hat mich darum gebeten.»
    «Sie kannten das Mädchen doch gar nicht.»
    «Ich bin ihrer Seele auf der Zwischenebene begegnet. Übrigens, sie lässt Ihnen durch mich danken.»
    «Hören Sie auf.» Danielle wandte sich ab und ging. Ihre Handtasche ließ sie auf einem der Tische liegen. Nach wenigen Schritten bemerkte sie D. D. und Alex, die vor der Tür zum Klassenzimmer standen. «Haben Sie nicht zu arbeiten?», fragte sie schnippisch.
    «Wir sind gerade dabei», erwiderte D. D.
    Lightfoot war der Schwester gefolgt und fragte nun: «Wie geht es Ihnen, Danielle?»
    «Gut.»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Was maßen Sie sich an?»
    «Verzeihen Sie, wenn ich mit meiner Bemerkung zu weit gegangen sein sollte. Ich will Ihnen nicht zu nahetreten.» Lightfoot stand allerdings wieder auffallend dicht vor der Schwester. Er hatte eine Hand in die Tasche der Leinenhose gesteckt und ließ mit der anderen die Wasserflasche auf den Schenkel prallen.
    D. D. erinnerte sich an Lightfoots Worte, wonach er an Danielle ausschließlich beruflich interessiert sei, fand aber, dass sein Blick sehr persönlich wirkte. Es schien, als wollte er noch näher an sie heranrücken, um ihren Duft aufnehmen zu können.
    Danielle aber machte kein Hehl aus ihrer Abneigung. Sie marschierte auf einen Schrank zu, schloss ihn auf und holte ein Paar Gummihandschuhe und Desinfektionsspray hervor.
    «Entweder Sie machen sich nützlich oder verschwinden», sagte sie an Lightfoots Adresse. «Sie haben die Wahl.» Und an D. D. und Alex gewandt: «Das Gleiche gilt für Sie. Wir sind eine psychiatrische Station und kein Zoo.»
    D. D. schaute Alex an. Der zuckte nur mit den Achseln. Im stummen Einverständnis gingen sie zu dem Schrank und versorgten sich selbst mit Putzmitteln. Den kleinen Preis waren sie zu zahlen bereit.
    Andrew schien ähnlich zu denken. Er griff nach einer Küchenrolle. «Ihr Vater möchte unbedingt mit Ihnen reden –», sagte er zu Danielle.
    «Kein Interesse.»
    «Hass ist negative Energie, Danielle. Sie verletzen sich nur selbst, wenn Sie ihn verleugnen.»
    «Seien Sie still. Ich lasse mich auf Ihren Hokuspokus nicht ein. Haben Sie bei Ozzie nicht genug Schaden angerichtet?»
    Lightfoot legte die Stirn in Falten. D. D. wurde hellhörig.
    «Ozzie hat bemerkenswerte Fortschritte gemacht», entgegnete er. «Die ganze Familie war auf einem guten Weg –»
    «Die ganze Familie ist tot.»
    «Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ozzie ist jedenfalls nicht schuld daran.»
    «Sind Sie sicher? Hat Ozzies Seele Ihnen das in irgendwelchen Zwischensphären mitgeteilt?»
    Gute Frage, dachte D. D.
    «Wenn eine Seele diese Welt verlässt, zeigt sie leider kein Interesse mehr an den physischen Realitäten, die ihr hier begegnet sind», führte Lightfoot aus. «Und so ist auch für Ozzies Seele der leibliche Tod nicht mehr von Belang. Sie macht jetzt andere, wünschenswertere Erfahrungen. Das muss so sein.»
    «Ach ja?», spöttelte Danielle, als

Weitere Kostenlose Bücher