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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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sie einen «guten Kerl» gefunden? War es am Ende gar nicht meine Rebellion gewesen, die meinen Vater hatte ausrasten lassen, sondern ihre Affäre?
    Ich wusste keine Antworten darauf, verspürte aber zum ersten Mal das dringende Bedürfnis, über meine Vergangenheit mit anderen zu reden. Ich hatte mich an Sheriff Wayne zu wenden versucht, um ihn zu fragen, wann genau er in jener Nacht bei uns zu Hause eingetroffen war. Waren zwischen meinem Gespräch mit Mom und den Schüssen meines Vaters tatsächlich zweieinhalb Stunden vergangen?
    Von dem Polizisten, der meinen Anruf entgegengenommen hatte, musste ich erfahren, dass Sheriff Wayne nicht mehr lebte. Er war vor zwei Jahren gestorben. Im Bett. Ich konnte es kaum glauben, denn er war es mir gewissermaßen schuldig, unsterblich zu sein.
    Jetzt gab es nur noch Tante Helen, die sich wie ich an das Lächeln meiner Mutter, das Kichern meiner Schwester und das dämliche Grinsen meines Bruders erinnerte. Doch ich brauchte mehr Austausch, weitere Informationen.
    «Erzählen Sie mir von Lightfoot», sagte D. D., die mir gefolgt war. «Täusche ich mich, oder vermute ich richtig, dass Sie beide auch persönlich miteinander in Beziehung stehen?»
    Ich ließ den Lappen sinken, mit dem ich das Fenster putzte, und drehte den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. «Sie täuschen sich. Zugegeben, wir haben uns einmal privat getroffen, und er ist mir unglaublich auf die Nerven gegangen, weil er mir immer nur Fragen zu meinem Vater gestellt hat. Nennen Sie mich altmodisch, aber Gespräche über meinen schießwütigen Erzeuger sind nicht gerade das, was mich für einen Mann einnimmt. Es war der Anfang und das Ende unserer
persönlichen
Beziehung.»
    «Er interessiert sich einzig und allein für Ihren Vater?»
    «Anscheinend bin ich für ihn so etwas wie eine spirituelle Herausforderung. Wenn er mich dazu bringen würde, dass ich meinem Vater vergebe und mein Herz dem Licht öffne, dann hätte er gewonnen.»
    «Sie wollen Ihrem Vater nicht vergeben.»
    «So ist es. Mir gefällt es, ihn zu hassen. Auf Versöhnungspartys in irgendwelchen Zwischenwelten kann ich gut verzichten.»
    D. D. zog eine Braue in die Stirn. «Dazu rät Lightfoot?»
    «Mehr oder weniger. Wenn Sie Genaueres wissen wollen, fragen Sie ihn, nicht mich. Mir kann er mit seinem Geschwafel jedenfalls gestohlen bleiben.»
    «Hat Greg mehr Glück bei Ihnen?»
    Die Frage klang so beiläufig und harmlos, dass ich fast geantwortet hätte, ohne vorher nachzudenken. Ich konnte mich noch einmal bremsen. «Wir sind Freunde.»
    «Ganz besondere Freunde?»
    «Nicht, was Sie denken.»
    «Freunde, die zusammen ausgehen? Die auf einer Wellenlänge sind?»
    «Freunde, die sich gelegentlich eine Pizza teilen. Unser Job ist anstrengend. Da bleibt nicht viel Zeit oder Muße für Flirts nach Feierabend.»
    «Sie haben das Krankenhaus heute mit ihm verlassen», entgegnete D. D. ruhig. «Sah ganz vertraulich aus.»
    Ihre Feststellung verunsicherte mich. Aber was soll’s, dachte ich. Schließlich befragten die Cops alle im Haus, und es war ja auch nicht so, als hätte ich mich mit Greg in aller Heimlichkeit davongeschlichen. Jeder hatte es sehen und die Information weitergeben können.
    «Ja, Greg hat mich begleitet», gab ich zu. «Er ist rührend um mich besorgt.»
    «Hat er Sie nach Hause gefahren?»
    «Wir sind zu ihm gefahren.»
    «Das klingt wiederum ziemlich persönlich.»
    «Wir haben miteinander geredet. Er weiß, dass es mir in diesen Tagen nicht gutgeht.»
    «Ich hätte auch nichts dagegen, mich an seinen Schultern auszuweinen», kommentierte die Sergeantin.
    Ich konnte es mir nicht verkneifen zu entgegnen: «Er ist ein bisschen zu jung für Sie, finden Sie nicht auch?»
    «Hallooooo?», schmunzelte die Sergeantin, sichtlich amüsiert über meine bissige Bemerkung. «Man munkelt, Greg wäre seit Jahren hinter Ihnen her. Hat er endlich landen können, Danielle?»
    Ich war nicht bereit, diese Frage mit einer Antwort zu würdigen, zumal es mir nicht behagte, an meinen Morgen mit ihm zurückzudenken. Nachdem ich ihn jahrelang erfolgreich auf Abstand gehalten hatte, war ich dann doch mit zu ihm nach Hause gegangen, nur um ihn vor den Kopf zu stoßen.
    «Schauen Sie», sagte ich ungeduldig. «Zwischen uns läuft nichts. Wir sind Kollegen, und mehr ist für mich nicht drin. Ende der Geschichte.»
    «Ich habe da meine Zweifel.»
    «Was soll das heißen?»
    D. D. stellte den Kopf schief und musterte mich neugierig. «Zwei Familien, die beide

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