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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Dante beschrieben wurde. Es ist eine entsetzliche Existenzform, Danielle, denn sie nimmt kein Ende. Alte, empfindsame Seelen sind ihr auf ewig ausgeliefert.»
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, nickte aber wieder. Meine Füße waren schon frei. Wenn er jetzt noch meine Hände losmachte, hatte ich vielleicht eine Chance, heil aus dieser Geschichte herauszukommen.
    «Menschen fürchten den Tod. Sie glauben an die primitive Vorstellung von Himmel und Hölle, die uns weismacht, nur in einer Dimension zu leben. Wer aber erst einmal akzeptiert, dass sich Seelen auf vielen spirituellen Ebenen bewegen können, wird die höhere Wahrheit unserer Existenz begreifen. Der physische Tod ist nichts, nur ein kleines Flackern im Radar einer Seele. Ozzie und seine Eltern – sie sind nicht verschwunden, sondern vielmehr auf dem Weg zu neuen Erfahrungen. Ishy, Rochelle, Tika und die kleine Vivi – auch sie sind nicht tot, sondern von ihrer unseligen körperlichen Existenz befreit.»
    «Sie haben die Harringtons und Laraquettes getötet?», fragte ich entsetzt.
    «Ich habe ihnen den Weg zur nächsten Seinsstufe erschlossen», korrigierte Andrew.
    «Oh mein Gott. Auch Lucy?»
    «Ich habe dir doch erklärt, dass sie jetzt glücklicher ist. Du weißt, was sie durchmachen musste, und solltest einsehen, dass es besser für sie ist, ihre Reise fortzusetzen.»
    «Sie haben das Kind
erhängt

    «Sie hat durch mich hindurch und mir direkt ins Herz gesehen. Eine außergewöhnlich starke Seele, dieses Mädchen. Ich habe gewartet, bis es auf der Station ruhig geworden war, und sie dann hinausgeführt. Sie ist bereitwillig mit mir gegangen. Sie ist jetzt sehr viel glücklicher –»
    «Sie Ungeheuer!», platzte es aus mir heraus. «Was maßen Sie sich an? Sie haben ihr das Recht genommen, selbst darüber zu entscheiden, auf welcher Seinsebene sie leben möchte.»
    Andrews Augen funkelten. «Du hörst mir nicht zu –»
    «Und Sie sind auch nicht vergiftet worden, stimmt’s?», unterbrach ich ihn wieder. «Das war nur eine alberne Scharade, um aus der Station herauszukommen. Sie sind ein Betrüger. Ich wusste es immer!»
    «Halt den Mund!»
    «Leck mich!»
    Plötzlich war Andrew direkt vor mir, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Wut flackerte in seinen Augen. Gut so. Ich wollte, dass er die Beherrschung verlor, wollte diese Tollwut in seinem Blick sehen. Stattdessen aber zeigte er eine Entschlossenheit, vor der ich mich umso mehr fürchtete.
    «Du wirst mir noch Glauben schenken. Du wirst die Zwischensphäre aufsuchen, Herz und Verstand öffnen. Wenn nicht, musst du sterben, und mit dir werden alle anderen sterben, die sich in diesem Haus befinden. Willst du mir endlich zuhören, Danielle?»
    Ich nickte stumm. Seine blauen Augen schienen zu glühen. Irgendetwas brannte in ihm. Sein Glaube vielleicht, dachte ich. Verrückter Aberglaube.
    Als er wieder sprach, war jedes seiner Worte abgehackt und betont. «Ich habe eine Pistole in diesem Haus versteckt. Im Magazin stecken vier Kugeln. Wo sie ist, weiß außer mir nur noch die Person, die deine Familie auf dem Gewissen hat. Wir werden jetzt einen kleinen Wettlauf veranstalten. Wer die Waffe als Erster findet, wird Gebrauch davon machen. Ich will fair sein und gebe dir einen Vorsprung von zehn Minuten. Wenn du unbedingt Zeit verschwenden willst, kannst du auch nach einem Telefon suchen. Davon rate ich allerdings ab. Die Leitung ist tot, der Strom abgeschaltet. Außerdem möchte ich dir zu bedenken geben, dass Evans Mutter das Haus sorgfältig abgesichert hat. Sämtliche Türen sind verschlossen, und es gibt nur einen Generalschlüssel.» Andrew zog eine Kette samt Schlüssel unter dem Kragen hervor.
    «Und bevor du auf den Gedanken kommst, ein Fenster einzuschlagen oder sonst eine Dummheit zu begehen, mach dir klar, dass du damit Evan im Stich lassen würdest, genauso wie seine Mutter Victoria und seinen Vater Michael, der mir erfreulicherweise im Krankenhaus über den Weg gelaufen ist. Wenn die zehn Minuten vorbei sind, werde ich sie erschießen.
    Wenn du weiterhin darauf bestehst, die Wahrheit zu leugnen, werden Menschen sterben, Danielle. Stell dich deiner Vergangenheit, öffne dein Herz. Dann hast du noch eine Chance. Du hast mich zu dieser Maßnahme getrieben. Aber ich will nicht ungerecht sein.»
    «Sie wollen, dass ich die Seele meines Vaters in der spirituellen Zwischenwelt aufsuche und ihn frage, wo die Pistole versteckt ist? Ich soll … mit ihm

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