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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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reden?»
    Andrew neigte den Kopf. «Was fürchtest du mehr, Danielle? Dass er dir hilft oder dir die Hilfe verweigert?»
    «Sie sind wahnsinnig.»
    «Mit einer solchen Erklärung könntest du an deiner Strategie der Leugnung festhalten. Aber ich gebe dir einen Hinweis. Wer hat dich damals in jener Nacht wohl gerettet, Danielle?»
    «Sheriff Wayne.»
    «Wer hat ihn alarmiert? Du hast dein Zimmer nicht verlassen, und euer Haus war meilenweit vom nächsten Nachbarn entfernt. Wer hat die Schüsse gehört? Wer hat die Polizei verständigt?»
    Ich verstand kein Wort und starrte ihn nur an.
    Andrew seufzte und stand kopfschüttelnd auf. «Du konzentrierst dich zu sehr auf die gegenständliche Welt, Danielle. Du hasst dich dafür, deine Familie nicht geschützt zu haben. Ich möchte, dass du dich für die
Seelen
deiner Angehörigen einsetzt. Du weißt nicht, was in jener Nacht wirklich geschah, und weigerst dich anzuerkennen, was du nicht wahrhaben willst. Und damit verdammst du sie alle, insbesondere meinen Vater.»
    «
Ihren
Vater?», fragte ich verblüfft.
    «Den ehrenwerten Sheriff Wayne. Eine alte Seele, die im Abgrund gefangen ist. In der Hölle, wenn du so willst. Und die zu fürchten haben wir allen guten Grund.»
    Andrew schaute auf seine Uhr. «Zehn Minuten. Entweder du stellst dich deiner Vergangenheit, oder du verwirkst deine Zukunft. Entweder du rettest die Seele meines Vaters, oder ich werde vier Schüsse abgeben, den ersten auf die Mutter. So läuft das für gewöhnlich. Dann auf Evan, dann auf seinen Vater. Die letzte Kugel wartet auf dich. Die Reihenfolge dürfte dir vertraut sein. Ich frage dich, Danielle, wie viele Familien sollen noch geopfert werden?»
    Andrew verschwand im Dunkel des Flures. Ich blieb wie erstarrt auf dem Boden sitzen. Dann hörte ich wieder etwas, eine Stimme aus dem Nebenraum.
    «Mommy?», flüsterte Evan mit ängstlich zitternder Stimme.
«Mommy?»
    Andrew ist wahnsinnig
, dachte ich, überzeugt davon, dass er seine Drohung wahr machen würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    41 . Kapitel
    Auf Phil war Verlass. D. D. hatte ihn über die Entführung von Danielle und Evan informiert und aufgefordert, Lightfoots tatsächlichen Namen herauszufinden.
    Phil hatte sich daraufhin mit der Aufsichtsbehörde für Finanzhandel in Verbindung gesetzt, denn wenn Lightfoot früher wirklich, wie behauptet, als Investmentbanker tätig gewesen war, würde er wahrscheinlich seine Lizenz behalten haben, und sei es nur, um seine eigenen Vermögenswerte zu verwalten.
    Tatsächlich hatte die Datenbank den Namen Andrew Ficke ausgespuckt, Sohn der Eheleute Wayne und Sheila Ficke. Sheila war in Newburyport gemeldet, ihr Mann, Sheriff Wayne, hatte vor zwei Jahren das Zeitliche gesegnet.
    D. D. rief sofort bei Sheila an und erklärte der verwirrten Frau, dass ihr Sohn der Bostoner Polizei in dringenden Ermittlungen assistiere, sie ihn im Augenblick aber nicht erreichen könne. Ob sie eine Idee hätte, wo er sein könnte?
    Es stellte sich heraus, dass Andrew nicht nur das Strandhaus besaß, sondern auch eine Yacht und ein Apartment in New York. Falls Seelen tatsächlich wanderten, wollte D. D. im nächsten Leben als New-Age-Heiler auf die Welt kommen.
    Mit einer gekidnappten Frau hatte sich Andrew bestimmt nicht auf den weiten Weg nach New York gemacht, und in seinem Strandhaus würde er wahrscheinlich auch nicht sein. Kam also nur die Yacht in Betracht, auf der er sich auf hoher See ungestört fühlen konnte. D. D. nahm sich vor, Kollegen, die am Hafen Streife gingen, sowie die Küstenwache an der Suche zu beteiligen.
    «Entschuldigen Sie bitte noch einmal meinen späten Anruf», sagte D. D., um Mrs Ficke zu beruhigen, da sie nicht wollte, dass die Mutter ihren Sohn alarmierte. «Sie haben mir sehr geholfen.»
    «Worum geht’s denn eigentlich?», fragte Sheila.
    «Wie bitte?»
    «Sie sagten, Andrew würde der Polizei assistieren. In welcher Sache? Oder dürfen Sie dazu nichts sagen?»
    D. D. wollte sie gerade mit einem «Ja» abspeisen, entschied sich dann aber anders: «Er hilft uns bei der Aufklärung von zwei Mordfällen. Diese beiden Familien, vielleicht haben Sie davon gehört.»
    «Oh, das sieht ihm ähnlich. Er ist sehr interessiert an solchen Fällen, seitdem sein Vater einmal mit einer vergleichbaren Familientragödie konfrontiert war.»
    «Würden Sie mir das bitte näher erklären?»
    «Die Sache liegt weit zurück, fünfundzwanzig Jahre, um genau zu sein. Wayne war damals noch Sheriff. Einer seiner

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