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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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dem Schildchen, das sie am Aufschlag des Kittels trug. «Terri, wissen Sie eigentlich, was Patrick getan hat?»
    «Ich weiß nur von einem häuslichen Zwischenfall.» Schwester Terri betrachtete die beiden mit ernster Miene. «Vielleicht hat ihm das Essen seiner Frau nicht geschmeckt. Wir erleben hier so einiges, das können Sie mir glauben. Und uns würde viel erspart bleiben, wenn sich mehr Männer für verbrannte Eintöpfe erwärmen könnten.»
    «In diesem Fall geht es um mehr als ein bisschen Knatsch zwischen Eheleuten. Genau genommen um drei Kinder, die dran glauben mussten.»
    Terri zögerte und zeigte einen Anflug von Interesse. «Er hat seine eigenen Kinder getötet?»
    «Neun, zwölf und vierzehn Jahre alt.»
    «Heilige Mutter Gottes …»
    «Wir glauben, dass er sie getötet hat. Besser wär’s, wir
wüssten
es. Soll heißen, wir haben ein nicht unerhebliches Interesse daran zu klären, ob die vier Menschen von jemandem getötet wurden, der noch auf freiem Fuß ist und möglicherweise, sagen wir: nicht richtig tickt. Im Ernst, dieser Frage müssen wir gründlich nachgehen.»
    Terri seufzte. «Hören Sie, wir können nicht zaubern, nicht einmal hier in der besten Klinik der Stadt. Aber ich will mal sehen, ob Dr. Poor zu sprechen ist. Er ist der behandelnde Arzt und könnte Ihnen vielleicht etwas über den Zustand des Patienten sagen.»
    «Perfekt.»
    «Machen Sie sich’s eine Weile bequem. Unsere Ärzte lassen sich höchstens vom Chef rufen. Es könnte also dauern.»
    «Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie Ärzte durchaus auf Trab bringen können.»
    «Herzchen, Ihr Wort in Gottes Ohr.»
     
    D. D. und Phil besorgten sich in der Cafeteria im Erdgeschoss einen Kaffee und nahmen im Wartezimmer auf flachen Sesseln Platz, die dazu einluden, zu einer Liege zusammengeschoben zu werden. D. D. konzentrierte sich auf ihren Kaffee. Sie hatte in der vergangenen Nacht ganz gut geschlafen. Das musste fürs Erste reichen.
    Sie dachte kurz an Chip und verspürte einen Anflug von Lust, die sie immer noch nicht hatte ausleben können, konzentrierte sich dann aber auf das Hier und Jetzt.
    «Was hältst du von Professor Alex?», fragte sie Phil.
    «Meinen neuen Schatten?» Phil zuckte mit den Achseln. «Scheint okay zu sein. Kluger Kopf, unaufdringlich und macht nur dann den Mund auf, wenn er was zu sagen hat. Was man von mindestens der Hälfte unserer Truppe nicht unbedingt sagen kann.»
    D. D. schmunzelte. «Und was hat er sonst noch für Qualitäten?»
    «Ich kann ihm ja mal auf den Zahn fühlen.»
    «Tu das.»
    Eine Weile schwiegen die beiden. Phil pustete auf seinen Kaffee, D. D. nippte an ihrem bereits.
    «Irgendwelche Pläne für heute Abend?», fragte Phil.
    «Das willst du gar nicht wissen.»
    Er grinste. «Hattest du nicht gestern diese Verabredung mit dem Bekannten von Charlys Frau?»
    «Themawechsel.»
    «Zuerst seid ihr essen gegangen, oder? Ach, D. D., du müsstest doch langsam wissen, wie’s läuft. Wenn du schon mal einen freien Abend hast, solltest du keine Zeit im Restaurant verplempern, sondern gleich zur Sache kommen, bevor dich der Pager findet.»
    «Wie stellst du dir das vor? Soll ich einen Wildfremden zu mir nach Hause schleifen und über ihn herfallen? Hallo, Süßer, mein Schlafzimmer ist gleich dahinten.»
    «Glaub mir, die meisten Jungs hätten nichts dagegen.»
    «Männer sind Schweine.»
    «Genau.»
    D. D. rollte mit den Augen. «Du bist seit – lass mich rechnen – gut neunzig Jahren mit Betsy verheiratet und hast von den Paarungsritualen im einundzwanzigsten Jahrhundert keinen blassen Schimmer.»
    «Am Rande bekomme ich doch einiges mit.»
    D. D. blieb von weiteren Sprüchen verschont, denn in diesem Moment kam ein sichtlich übernächtigter Mann zur Tür rein. Die braunen Haare waren verstrubbelt, und er hatte beide Hände tief in den Taschen seines weißen Kittels versenkt.
    «Hallo», grüßte er.
    «Dr. Poor.» D. D. und Phil standen auf.
    Er forderte die beiden auf, ihm zu folgen, und führte sie durch ein Labyrinth steriler Flure. «Ich brauche dringend einen Kaffee. Wollen Sie auch noch einen? Ist sehr gut, unser Kaffee. Für Krankenhausverhältnisse.»
    «Nein danke», antwortete D. D. Sie und Phil hatten Mühe, mit dem Arzt Schritt zu halten. «Wir müssen Ihnen ein paar Fragen zu einem Patienten stellen, der gestern am frühen Abend eingeliefert wurde. Sein Name ist Patrick Harrington –»
    «Unfall?»
    «Wie bitte?»
    «Ob er wegen eines Unfalls eingeliefert

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