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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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wurde. Ich kann mir keine Namen merken, nur Verletzungen.»
    «Verstehe. Kopfschuss, abgefeuert von einer kleinkalibrigen Waffe.»
    «Ah ja.» Der Arzt nickte, bog nach links ab, dann wieder nach rechts und eilte eine Treppe hinunter, die zur Cafeteria im Souterrain führte. «Einschussöffnung linke Schläfe, stimmt’s? Keine Austrittswunde. Ich tippe auf Kaliber . 22 . Das Projektil verliert durch den Aufprall so viel an Durchschlagskraft, dass es an der Schädelwand hängen bleibt. Wissen Sie, letzte Woche hatte ich zwei verschiedene Schussverletzungen, die von . 44 ern herrührten. In beiden Fällen hat’s den Schädel in tausend Stücke zerrissen. Ich vermute, diese Drogentypen gucken zu viel
Dirty Harry

    Sie hatten die Cafeteria erreicht. Dr. Poor steuerte zielstrebig auf den Kaffeeautomaten zu. D. D. wettete darauf, dass er schon jede Menge Kaffee intus hatte.
    «Wir interessieren uns für Harrington», setzte sie nach.
    Der Arzt nickte, rührte Kondensmilch und vier Päckchen Zucker in seinen Becher und stülpte einen Deckel darüber.
    «Okay. Wie gesagt, Einschusswunde in der linken Schläfe. Wir haben ihn gleich nach der Einlieferung stabilisiert, die Wunde gesäubert und einen Glasgow-Koma-Test vorgenommen, auf den der Patient nur schwach reagierte. Nach der CT habe ich ihn wieder auf den Tisch gelegt und das Projektil entfernt, das linksseitig im posterialen Parietallappen steckte. Alles Weitere habe ich unserer Neurochirurgie überlassen. Gestern Abend hatte, wenn ich mich richtig erinnere, Dr. Badger Dienst. Ein sehr guter Mann, wenn Ihnen das weiterhilft.»
    «Prognose?», fragte Phil.
    Dr. Poor hob die Schultern an. «Grundsätzlich ist bei solchen Verletzungen dreierlei zu berücksichtigen. Erstens die Blutung, zweitens die Läsionen und drittens resultierende Schwellungen. Bislang hat der Patient die Blutungen und das Trauma überlebt. Die Schwellungen bleiben ein Problem, dazu kommen noch die Risiken einer Infektion, die zu weiteren Blutungen führen könnte. Selbst der beste Neurochirurg kann nicht mehr tun, als den Schaden zu reparieren, der durch die Kugel entstanden ist.»
    «Wann wird Harrington aus dem künstlichen Koma geholt?», wollte D. D. wissen.
    «Ich müsste einen Blick in seine Akte werfen, um zu sehen, womit und in welcher Dosis er sediert wurde.»
    «Aber wir müssen ihm unbedingt ein paar Fragen stellen», insistierte sie ungeduldig.
    Dr. Poor hob eine Braue. «Durch das halbe Hirn dieses Mannes verläuft ein Panamakanal, und Sie glauben allen Ernstes, ihn in diesem Zustand verhören zu können?»
    D. D. und Phil tauschten Blicke. Die Nachricht kam zwar nicht unerwartet, war aber trotzdem enttäuschend.
    D. D. knabberte an der Unterlippe. Sie ahnte, was ihrem Kollegen durch den Kopf ging. Aus Sicht eines Detectives wäre es besser gewesen, der mutmaßliche Amokläufer hätte den Tatort nicht lebend verlassen. Man hätte ihm Plastiktüten über die Hände gestülpt und die Kontaktspuren an der linken Schläfe gesichert. In der Pathologie wären dann die Hände auf Schmauchspuren und die Schusswunde forensisch untersucht worden. In weniger als vierundzwanzig Stunden wäre der Nachweis erbracht, dass sich Patrick Harrington selbst getötet hatte.
    Darüber hinaus wäre seine Kleidung sorgfältig präpariert, die Blutflecken analysiert und weitere Indizien zusammengetragen worden, und so hätte man ihn spielend leicht posthum als Mörder seiner Frau und seiner Kinder überführen können.
    Akte geschlossen, auf zum nächsten Fall.
    Stattdessen war der mutmaßliche Killer mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht worden, wo man ihm die blutigen Kleider vom Leib geschnitten und weggeworfen hatte. An seinen Händen gab es vermutlich keine Spuren mehr, und die Wunde war inzwischen sauber. Bei dem Versuch, sein erbärmliches Leben zu retten, waren zahllose Gelegenheiten zur Spurensicherung geopfert worden.
    Jetzt wurden sie mit vorläufigen Untersuchungsergebnissen abgespeist. Statt mit einem Arzt hätte sich D. D. lieber mit einem Leichenbeschauer unterhalten.
    Dr. Poor löste den Deckel von seinem Becher, blies auf das überzuckerte Gebräu und blickte versonnen vor sich hin. «So viel kann ich Ihnen schon jetzt sagen: Die Schusswunde hatte einen Durchmesser von mehreren Zentimetern und Brandspuren an den Rändern.»
    «Also ein aufgesetzter Schuss», meinte Phil.
    Der Arzt nickte. «Wenn nicht aufgesetzt, auf jeden Fall aus nächster Nähe.»
    Phil machte sich

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