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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Sex haben. Also sollte sie gefälligst diese verdammten Berichte lesen und ihre Arbeit tun. Darum ging’s. Fünf Tote in Dorchester und niemand, der überlebt hatte, um erklären zu können, was vorgefallen war.
    Sie konzentrierte sich noch zehn weitere Minuten lang, gab auf und fuhr nach Hause. Zeit für eine kalte Dusche, aufgewärmtes Chopsuey, und ab ins Bett.
    Sie bog gerade auf die I- 93 , als ihr Handy klingelte.
    Ungeduldig kramte sie es hervor und bellte ihren Namen.
    Es war Phil. Er klang nicht gut. «Wir haben noch einen.»
    «Noch einen was?»
    «Tatort, was sonst. Komm her. Und vergiss nicht, Wick mitzubringen.»
     
    D. D. war kein Fan von Minzpaste oder parfümierten Wattekugeln in der Nase, wenn sie einen Tatort besichtigte. Manche Kollegen rieben sich die Hände mit Zitronensaft ein und hielten sie dann vor die Nase. Andere kauten Spearmint und behaupteten, dass beschäftigte Geschmacksknospen den Geruchssinn schmälerten.
    D. D. war altmodisch. Sie hielt es bei der Arbeit für unerlässlich, alle Sinne beisammenzuhaben.
    Als sie durch die Tür ging, bedauerte sie das sofort.
    «Was zum Teufel ist das?», blaffte sie und schlug sofort einer Hand vor Mund und Nase. Mit der anderen vertrieb sie eine dicke Schmeißfliege.
    Alex Wilson stand im mit Leuten vollgestopften Wohnzimmer. Geradezu ritterlich reichte er ihr ein Taschentuch. Sie winkte ab, obwohl ihre Augen zu tränen anfingen.
    «Himmelherrgott», murmelte sie und versuchte, gegen einen besonders hartnäckigen Würgereiz anzukämpfen.
    Von der Tür aus blickte sie auf ein heilloses Durcheinander. Der Boden vor ihren Füßen war von Müll überschwemmt. Sie sah vor Fett starrendes Cheeseburger-Papier, leere Frittenschachteln, haufenweise Servietten und – Himmel hilf – eine vollgeschissene Windel, die sich bewegte, bis plötzlich der Welt größte Kakerlake darunter zum Vorschein kam, über den schmutzig braunen Teppich krabbelte und unter einem geöffneten Pizzakarton verschwand, an dem grüne Peperonistücke klebten.
    «Verflucht!» D. D. wich zurück und stürmte nach draußen. Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft gelang es ihr, sich nicht vor den Augen der Kollegen von der Spurensicherung oder – schlimmer noch – der vorm Haus versammelten Medienvertreter zu übergeben. Ihre Augen schwammen in Tränen, und dass sich der Magen relativ schnell wieder beruhigte, verdankte sie der vom Regen frischen Luft, die sie in tiefen Zügen einatmete.
    Sie hatte sich gerade wieder aufgerichtet, um einen zweiten Versuch zu wagen, als sie Bobby Dodge unter dem gelben Band wegtauchen sah, das am Ende der Einfahrt den Tatort markierte. Vor die Wahl gestellt, sich mit einer tanzenden Kakerlake oder mit einem Detective der Landespolizei von Massachusetts anzulegen, entschied sie sich für Letzteres. Im Übrigen hatten sie mal ein Verhältnis gehabt. Inzwischen war er glücklich verheiratet. Natürlich.
    «Mein Tatort», stellte sie grüßend fest.
    «Verzeihung», entgegnete Bobby gelassen.
    Nach dem Regen vor drei Stunden hatte sich die Luft auf erträgliche fünfundzwanzig Grad abgekühlt. Es war allerdings immer noch schwül. Bobby trug sein Jackett über dem rechten Unterarm. Auf seinem dunkelblauen kurzärmeligen Hemd prangten die goldenen Insignien der Landespolizei.
    «Was machst du hier?», wollte D. D. wissen.
    «Vielleicht war ich gerade zufällig in der Gegend?» Er grinste. Er sah klasse aus, wenn er grinste, und das wusste er.
    «Musst du dich nicht um ein Krabbelkind kümmern oder so etwas in der Art?»
    «Carina Lillian», präzisierte er unumwunden und fischte ein Foto aus der Gesäßtasche. «Zweitausendsechshundert Gramm. Ist sie nicht wunderschön?»
    Er hielt das postkartengroße Foto ins Licht der Außenbeleuchtung. D. D. sah zwei rote Pausbacken, kleine, eng zusammenstehende Augen und einen Eierkopf.
    «Dir wie aus dem Gesicht geschnitten», bestätigte D. D.
    «Ganz normale Vaginalgeburt», berichtete er stolz.
    Dank dieser beiden Worte, dachte D. D., würde sie nie mehr Sex haben wollen. «Und Annabelle?», erkundigte sie sich nach Bobbys Frau.
    «Der geht’s bestens. Sie stillt wie eine Weltmeisterin, pünktlich im Vier-Stunden-Rhythmus. Keine Beschwerden. Und du?»
    «Ich stille nicht wie eine Weltmeisterin.»
    «Schade drum», entgegnete Bobby.
    «Warum bist du hier? An meinem Tatort?»
    «Bin neugierig.»
    «Aber nicht zuständig. Das ist mein Job.»
    «Deshalb dachte ich, wir könnten zusammenarbeiten.»
    «Sei

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