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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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kleiner brauner Hund, der sie bemerkt hatte und zu bellen anfing.
    «Netter Wachhund», sagte Alex.
    «Kleine Köter haben zwar eine bessere Presse, sind aber meist bissiger als große.»
    «Auch die mit einer rosafarbenen Schleife im Haar?»
    «Achten Sie auf die Zähne, nicht auf die Accessoires.»
    Alex legte den Kopf schief. «Komisch, mit denselben Worten hat man mich vor Ihnen gewarnt.»
    Sie zeigte ihm ihr Gebiss und klopfte an die Tür. Der kleine Hund wirbelte auf der Stelle im Kreis und kläffte hysterisch. Irgendwo aus dem Haus hörte D. D. eine Männerstimme rufen. «Schon gut, Tibbie. Ich komme. Immer mit der Ruhe.»
    Ein Mann trat in den Flur, vor den hellen Fenstern im Hintergrund nur als Silhouette erkennbar. Ziemlich groß, dachte D. D. Dann ging die Tür auf, und er stand vor ihnen. Fast hätte es sie umgehauen. Dass sie sich noch gerade fangen konnte, war ein Kraftakt an Selbstbeherrschung.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte der Mann höflich. Er trug ein dünnes grünes T-Shirt, das sich um wohldefinierte Brustmuskeln und einen Waschbrettbauch spannte. Die cremefarbene Leinenhose betonte seine langen, prächtig geformten Beine, während ein schlichtes Lederband den Blick auf seinen braun gebrannten Hals und die von der Sonne gebleichten Haarzotteln lenkte.
    Teures Haus. Beeindruckender Mann und dazu der Duft frischgebackenen Brotes.
    «Andrew Lightfoot?», fragte D. D. ein bisschen atemlos.
    Der Mann nickte, worauf Alex einen neugierigen Blick auf seine Kollegin warf, der es offenbar die Sprache verschlagen hatte. «Wir sind von der Bostoner Polizei», erklärte Alex. «Sergeant D. D. Warren, Detective Alex Wilson. Dürfen wir hereinkommen?»
    «Aber natürlich.» Lightfoot trat zur Seite, um ihnen den Weg frei zu machen. Er schien nicht im Geringsten überrascht zu sein. Das Massaker an den Harringtons füllte zurzeit sämtliche Titelseiten. Da er mit Denise in Verbindung gestanden hatte, war er offenbar darauf gefasst gewesen, früher oder später Besuch zu bekommen.
    Tibbie hatte zu kläffen aufgehört und wieselte umher, schnüffelte an Alex’ Fußknöchel und knurrte, als sie sich D. D. näherte.
    «Tibbie», sagte Lightfoot entschieden, aber nicht zu harsch. «Sie müssen ihr verzeihen. Sie ist ein Tibet-Spaniel, stammt also aus einer zweitausend Jahre alten Rasse. Ihre Vorfahren haben tibetische Klöster bewacht, und auch Tibbie ist Fremden gegenüber kritisch.»
    Lightfoot lächelte. Er beugte sich über D. D. und flüsterte ihr augenzwinkernd zu: «Sie ist auch ein bisschen verwöhnt und reagiert eifersüchtig auf andere schöne Frauen.» Mit einer Geste in Richtung Wohnzimmer sagte er dann: «Bitte, machen Sie es sich bequem. Ich habe zufällig gerade ein paar Croissants im Ofen. Kaffee oder Tee?»
    «Kaffee», antwortete Alex.
    D. D. nickte zustimmend.
    Lightfoot verschwand. Tibbie blieb zurück und flirtete mit Alex, der in die Hocke ging und dem winzigen Wollknäuel die Hand hinstreckte. Vorsichtig schnupperte sie daran, sprang ihm dann auf die Arme und machte es sich bequem.
    «Nettes Hündchen», sagte Alex, offenbar von sich selbst überrascht. Mit seiner neuen Freundin im Arm betrat er das riesige Wohnzimmer. D. D. folgte.
    Die Inneneinrichtung des Anwesens war so beeindruckend wie der Blick von außen. Der Fußboden bestand aus graugrünem Schiefer. Üppige Pflanzen milderten die strenge Geometrie der tragenden Säulen. Pastellfarbene Sofas und Sessel mit niedriger Rückenlehne boten bequeme Sitzmöglichkeiten. Am erstaunlichsten aber war der Blick aufs Meer durch die vier riesigen geöffneten Fenster.
    Ventilatoren unter der Decke verrührten frische, leicht nach Seetang duftende Luft, die die Palmwedel sanft rascheln ließ. In der Ferne war das Geschrei von Möwen zu hören. Schön, hier zu wohnen, dachte D. D. und fragte sich, wie ausgerechnet ein Geistheiler an eine dermaßen luxuriöse Immobilie hatte herankommen können.
    Lightfoot erschien mit einem Bambustablett, beladen mit Croissants, drei Bechern und einer bis zum Rand gefüllten Cafetiere. Er stellte es auf ein kleines Tischchen, das neben einem Konzertflügel stand, sah seine Tibbie auf Alex’ Arm und schmunzelte.
    «Wie du siehst, bin ich auch noch da», sagte er dem treulosen Hündchen. Es hob den Kopf und gähnte. Er kicherte. «Tibbie ist eine ausgezeichnete Menschenkennerin», informierte er Alex. «Überhaupt scheinen Hunde Energiefelder sehr viel besser wahrnehmen zu können als wir. Deshalb

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