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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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atmen, geschweige denn einen klaren Gedanken fassen. Ich wankte nach Hause, trank acht Gläser Wasser und warf mich aufs Bett.
    Am nächsten Tag rief mich mein Freund an. Er hatte seinen Arzt aufgesucht, um mit ihm über mögliche Behandlungsmethoden zu sprechen, doch das Melanom auf seinem Rücken war nicht mehr da. Man hat an vier anderen Stellen seines Körpers Gewebeproben entnommen. Keine Krebszellen. Er war kerngesund. Am nächsten Tag habe ich meinen Job an den Nagel gehängt.»
    D. D. runzelte die Stirn. «Sie haben also auf das große Geld verzichtet, um selbstlos Ihre wundersamen Talente der Menschheit zu widmen. Na schön. Und wie findet die Menschheit zu Ihnen?»
    «Über Mund-zu-Mund-Propaganda. Und das Internet.»
    «Haben Sie eine eigene Website?»
    Er lächelte. « AndrewLightfoot.com . Vielleicht melden Sie sich für eine Online-Meditation an. Ich bin mit Tausenden von Bewusstseinswesen verlinkt und bündele die Energien aller für ein gemeinsames Ziel. Sehr erfolgreich übrigens.»
    «Und wie sieht dieses gemeinsame Ziel aus?»
    «Das Licht soll heller strahlen und die Dunkelheit besiegt werden.»
    «Die Dunkelheit?»
    «Energien haben entgegengesetzte Pole. Der eine ist positiv, der andere negativ geladen. Das gehört zur Allgemeinbildung.» Er legt eine Pause ein und schaute die beiden erwartungsvoll an.
    «Da stimme ich Ihnen zu», entgegnete D. D. Alex. Er verdrückte gerade sein zweites Croissant und streichelte mit der freien Hand den Hund, der immer noch eingerollt auf seinen Schoß lag.
    «Stimmen Sie mit mir auch darin überein, dass jeder von uns seine eigene Energie ausstrahlt, der eine mehr, der andere weniger? Normalerweise wird sie wahrgenommen als die Kraft der Persönlichkeit oder natürliches Charisma. Wir schließen Freundschaft mit Personen, deren bloße Anwesenheit uns erfreut oder entspannt. Dagegen meiden wir solche, in deren Gegenwart wir uns unwohl fühlen. Sie üben eine negative Wirkung auf uns aus. Kurzum, jeder Mensch strahlt Energien aus, auf die wir so oder so reagieren.»
    D. D. zuckte mit den Achseln. «Das kann man auch einfacher sagen. Es gibt halt sympathische und unsympathische Menschen. Was haben Sie anzubieten, Mr Lightfoot?»
    «Eine Vielzahl von Fähigkeiten», antwortete er.
    «Beeindrucken Sie mich.»
    «Ich bin Heiler in der fünften Generation aus der Linie meines Vaters.»
    «Lightfoot?» Sie musterte sein sonnengebleichtes Haar. Unter einem Indianerabkömmling stellte sie sich etwas anderes vor.
    «Ich habe den indianischen Namen meines Ururgroßvaters wieder angenommen», erklärte er. «Der passt besser zu meiner Arbeit. An meiner hellen Haut kann ich leider nichts machen; sie ist ein Geschenk meiner irischen Mutter.»
    «Wie heilen Sie?»
    «In erster Linie kommt es darauf an, dass man für Energien empfänglich ist. Ich versetze mich auf eine höhere Bewusstseinsebene und lasse alles an mich heran – nicht zuletzt das Negative. Krankheit oder seelische Not fühlen sich wie Eissplitter für mich an, und es ist, als habe sich im Inneren des anderen ein Gletscher breitgemacht. Ich ziehe dann alle positive Energie aus mir heraus und kanalisiere sie durch meine Hände, die ich dem Patienten auflege. Die positive Energie brennt sich durch das Negative hindurch. Meine Patienten sagen, dass sie es deutlich spüren können. Eine intensive Wärme, die von einem Punkt ausgeht und den ganzen Körper durchstrahlt. Im weiteren Verlauf der Behandlung kommt es darauf an, die positiven Energien des Patienten zu stärken, seine Abwehrkräfte sozusagen, aber nicht zuletzt auch seine Empfänglichkeit für das Licht. Bis zu einem gewissen Grad kann sich jeder Mensch selbst heilen und gesund bleiben. Manche sind einfach von Natur aus besser dazu befähigt als andere.»
    «Sie legen Ihre Hände einer Person auf und erklären sie anschließend für geheilt?», fragte D. D. nach.
    «War mir klar, dass Sie eher skeptisch veranlagt sind», entgegnete er lächelnd. Er neigte den Kopf ein wenig und musterte sie nachdenklich. «Lassen Sie mich raten. Sie sind eine tüchtige Ermittlerin, sehr fleißig, hart im Nehmen und in Ihrer Arbeit meist erfolgreich. Darauf sind Sie stolz. Und ich wette, Sie haben kein Problem damit zuzugeben, dass Sie mit Ihrer inneren Zicke auf Tuchfühlung sind.»
    D. D. blinzelte mit den Augen, hielt sich aber bedeckt.
    Lightfoot beugte sich vor. Seine Stimme war leise, geradezu hypnotisierend.
    «Aber vielleicht geht es Ihnen in Wirklichkeit gar

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