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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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verfluchten Pager.»
    Er schmunzelte. «Ich liebe meine Arbeit an der Hochschule.»
    «Würden Sie die nicht aufgeben für diese Pracht und Herrlichkeit?» Sie breitete die Hände über ihren Unterlagen aus.
    «Nein. Mal wieder in die Praxis reinzuschnuppern ist gut. Aber wieder komplett einsteigen muss nicht sein. Es reicht mir, wenn ich den Alltag meiner ermittelnden Kollegen wieder ein bisschen besser kennenlerne.»
    «Von Alltag kann keine Rede sein.»
    «Das meine ich ja. Pläne werden gemacht und wieder verworfen. Und wenn man sich was Schönes kocht, wird es leider meist kalt.»
    «Leider, leider», bestätigte sie.
    «Auch ich bin gut in meinem Job.»
    «Daran zweifle ich keinen Augenblick.»
    «Ich brauche keine Frau, die mich bedient oder mir mein Ego streichelt.»
    «Das glaube ich gern.» Sie hielt inne und bedachte ihn mit ernstem Blick. «Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?»
    «Ich möchte Sie zum Essen einladen.»
    «Wirklich?» Sie klang ein wenig enttäuscht, was beabsichtigt war.
    «Darüber hinaus bin ich allen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen», fügte er hastig hinzu.
    «Ich habe diese Werbung gesehen –» D. D. biss sich auf die Lippe.
    Alex grinste. «Kühleffekt und prickelnde Wärmewirkung?»
    Sie beugte sich zu ihm. «Ich brenne vor Neugier.»
    Er beugte sich zu ihr. «Ich brenne darauf, Ihre Neugier zu stillen.»
    Beide seufzten. Und widmeten sich dann wieder ihrer Arbeit.
    «Also», sagte D. D. nach einer Weile. Sie räusperte sich, um einen forscheren Tonfall anschlagen zu können. «Wo waren wir stehengeblieben? Wir haben einen Drogendealer, eine Mom auf Stütze, einen Schulschwänzer, eine begabte Schülerin und zwei Unbekannte. Prekärer Lebensstil. Sozial isolierte Mutter und Kinder. Wie stehen die Chancen, dass Hermes, der ohnehin zu viel Dope rauchte, einen neuen Stoff ausprobieren wollte, durchdreht und im Rausch über seine Familie herfällt?»
    «Das mit dem Messer passt nicht ins Schema», widersprach Alex. «Wer damit anfängt, wird’s damit auch zu Ende bringen.»
    «Vielleicht hat er Audi im Affekt niedergestochen. Es kam in der Küche zum Streit, der dann eskaliert ist. Ishy hat alles mit angesehen und wollte abhauen, worauf Hermes die Pistole geholt hat, um auf seine Weise den Schaden zu begrenzen.»
    «Und als ihm klarwurde, was er getan hat …»
    «Beschließt er, kurzen Prozess zu machen. Er erstickt den Säugling, legt sich aufs Sofa und gibt sich die Kugel.»
    «Von wegen.»
    D. D. und Alex blickten auf. Neil stand in der Tür. Die Sommersprossen in seinem bleichen Gesicht schienen zu glühen. «Ich habe Neuigkeiten, direkt aus der Gerichtsmedizin», platzte es aus ihm heraus. «Hermes ist nicht erschossen worden. Ich meine, okay, es ist auf ihn geschossen worden. Aber zu dem Zeitpunkt war er schon tot. Der Selbstmord auf dem Sofa ist inszeniert worden.»
     
    Manchmal konnte D. D. ihren Job überhaupt nicht leiden. Die endlosen Überstunden. Den ganzen Papierkram. Oder den verfluchten Pager, der immer im ungünstigsten Augenblick zu piepen anfing …
    Diesmal war es nicht so. Sie, Alex und Neil saßen im Besprechungszimmer, um sich ausbreiten zu können. Neil ging vor dem langen Tisch auf und ab und redete wie ein Wasserfall.
    «Hermes Laraquette wurde mit einem Taser schachmatt gesetzt. Den Verbrennungen auf der Brust nach waren es zwei Elektrostöße. Normalerweise hätte sich jeder gesunde Mann davon erholt. Laraquette aber war bei seinem Lebensstil alles andere als gesund und stand nicht mehr auf.»
    «Umgebracht von einem Taser?», fragte D. D. nach.
    «Sein Herz hat schlappgemacht.»
    D. D. stand mit einem Marker in der Hand vor der Tafel und notierte die von Neil skizzierte Todesursache. «Augenblick mal. Wenn ein Taser zum Einsatz kam, wieso haben wir dann kein Konfetti am Tatort gesehen?»
    Elektroschockpistolen, die in Massachusetts verboten waren, versprühten mit jedem Schuss sogenanntes Konfetti, das mit einem Code versehen war, über den sich die Herkunft der Waffe ermitteln ließ. Solche weitgestreuten Spuren restlos aufzukehren war in einem Haushalt wie dem des Opfers fast unmöglich.
    «Keine Ahnung», antwortete Neil. «Der Pathologe ist jedenfalls überzeugt davon, dass der Tasereinsatz zum Tod geführt hat. Die Brandspuren lassen keinen Zweifel daran.»
    D. D. runzelte die Stirn und nahm sich vor, auf die Konfettifrage später zurückzukommen. «Okay. Damit hätten wir also vier Tatwaffen: Taser, Pistole, Messer und Kissen.

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