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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Was hat die Obduktion sonst noch ergeben?»
    «Die Stichverletzung der Frau hat definitiv zum Tod geführt. Ein einziger, fataler Stoß. Keine Hinweise darauf, dass der Täter gezögert hat», berichtete Neil, der immer noch vor dem Tisch auf und ab ging.
    «Wie bei den Harringtons», stellte D. D. fest.
    «Sogar die Länge der Klinge stimmt überein», fuhr Neil fort. «In beiden Haushalten gab es ein ähnliches Messerset, und der Täter hat jeweils nach einem ähnlichen Messer gegriffen.»
    «Nach dem mit der längsten Klinge», ergänzte Alex. «Für einen Mörder die logische Wahl.»
    «Da ist was dran», meinte Neil. Er war stehen geblieben, hatte seine Hände in die Jacketttaschen gesteckt und klimperte mit Kleingeld.
    «Ich schlage vor, der Pathologe nimmt sich Patrick Harringtons Leiche noch einmal vor», sagte D. D. «Vielleicht hat er was übersehen, Brandspuren zum Beispiel.»
    «Darum habe ich ihn schon gebeten.»
    «Und?»
    «Er ist noch nicht dazu gekommen. Die Leichen stapeln sich bei ihm.»
    «August», murmelte D. D. «Da ist immer viel los in der Pathologie. Was ist mit den Kindern? Der Sohn wurde erschossen, oder?»
    «Ja. Genau wie die beiden Mädchen», antwortete Neil. «Im Fall des Säuglings steht die Todesursache noch nicht eindeutig fest. Aber weil es keinen pathologischen Befund gibt, ist davon auszugehen, dass das Baby erstickt wurde. Das Kissen muss noch von der Kriminaltechnik untersucht werden. Falls sich Speichelreste darauf finden, wäre die Sache klar.»
    «Wann ist mit dem Ergebnis zu rechnen?», fragte D. D. und machte sich aufs Schlimmste gefasst.
    «In drei bis sechs Monaten.»
    «Leck mich!»
    «Jetzt nicht, Sweety, bin zu beschäftigt.»
    D. D. verdrehte die Augen und ignorierte sein blödes Grinsen.
    «Wo stehen wir jetzt?» Sie studierte die Tafel und griff zum Marker. «Hermes wechselt also von der Täter- in die Opferspalte. Denn er kann sich schlechterdings nicht selbst totgetasert und anschließend erschossen haben.»
    «Ein Überfall», sagte Alex.
    Sie sah ihn an und nickte. «Das denke ich auch.»
    «Zuerst muss Hermes dran glauben, dann der Rest der Familie», fuhr Alex fort.
    «Warum in dieser Reihenfolge?», fragte Neil. «Könnte doch auch sein, dass der Angriff der Familie galt und Hermes zufällig dazukam.»
    «Warum ihn dann tasern?», entgegnete Alex. «Wäre er zufällig hinzugekommen, hätte der Täter nur eine weitere Kugel abfeuern müssen. Der legt doch nicht die Pistole weg und kramt in der Tasche nach einer anderen Waffe.»
    «Schlüssig.»
    «Ich glaube auch, Hermes wurde als Erster rangenommen», stimmte D. D. zu. «Der Täter hat die für ihn größte Gefahr ausgeschaltet: den Vater.»
    «Riskant», kommentierte Alex. «Besonders dann, wenn es sich beim Opfer um einen toughen Drogendealer handelt. Ich habe Typen gesehen, die ein Dutzend Elektroschocks weggesteckt haben.»
    D. D. knabberte nachdenklich an ihrer Unterlippe. «Taser sind bei uns nicht frei im Handel erhältlich. Das heißt, der Täter hat sich auf dem Schwarzmarkt bedient und womöglich einen mit hoher Wattzahl eingekauft. Militärbestände. Das würde erklären, warum kein Konfetti verpulvert wurde. Auf dem Schwarzmarkt kriegt man alles mit dem nötigen Kleingeld. Warum nicht auch einen Taser, der erstens geräuschlos funktioniert und zweitens keine Spuren hinterlässt?»
    Je mehr D. D. darüber nachdachte, desto überzeugter war sie von dieser Möglichkeit. «Ein Taser mit hoher Ladung würde auch Hermes’ Herzversagen erklären. Könnte der Pathologe vielleicht anhand der Brandspuren feststellen, wie stark die Stromschläge waren?»
    «Keine Ahnung», antwortete Neil. «Werd ihn fragen.»
    «Also gut. Vermutlich kam also ein Taser mit hoher Wattzahl zum Einsatz, mit dem mindestens ein Opfer getötet wurde. Gehen wir davon aus, dass dies so geplant war. Zuerst wird der Familienvater außer Gefecht gesetzt, dann die Mutter in der Küche, und zwar mit einem Messer. Ebenfalls eine lautlose Waffe, was darauf hindeuten könnte, dass der Täter möglichst lange unbemerkt bleiben wollte. Denn sobald man ihn entdecken würde …»
    «Ishy. Er war im Flur», sagte Alex.
    «Ja, und jetzt muss sich der Täter sputen. Ishy schlägt Alarm. Seine Geschwister könnten entwischen und zu den Nachbarn laufen. Was der Täter verhindern will.»
    «Er greift also zur Pistole –»
    «Die von Hermes?»
    «Lässt sich nicht ohne weiteres feststellen, weil sie nicht registriert ist», sagte Alex.

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