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Die Frühreifen (German Edition)

Die Frühreifen (German Edition)

Titel: Die Frühreifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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einem Griff an Land gezogen hatte, ehe Brigitte die Kühlschranktür mit ihrem Körper blockiert hatte, und verteilte das Bier, während der Subaru in hohem Tempo der Dämmerung entgegenfuhr.
    Kurz bevor sie Danys Haus erreichten, verließ Anaïs die Straße und bog in einen Sandweg ein, der anfangs ziemlich steil anstieg und dann in einem weiten Bogen um eine unüberwindliche Mulde führte, auf derem Grund eine Quelle gluckerte – Dany Clarence war früher, als er sie noch auf Wanderungen mitnahm, mit ihnen dorthin gegangen, damit sie ihre Wasserflaschen füllen konnten, also vor einer halben Ewigkeit.
    Von der erhöhten Stelle, die sie als Beobachtungsposten wählten, konnten sie den See mit seiner wie schwarzer Marmor glänzenden Oberfläche und die etwas verschwommene Silhouette des Bootshauses in der Ferne sehen.
    Danys Haus war leer. Es war leer. Sie mußten sich also wohl oder übel gedulden. Der Boden war weich und schwammig. Nach den Hinweisen, die Anaïs bekommen hatte – diese blöde Kuh weigerte sich zu sagen, wer ihr diese Informationen gegeben hatte –, veranstaltete Dany den Bumsabend diesmal für einen Apotheker aus der Innenstadt, einen Zahnarzt, einen Vertreter für Sportschuhe und einen Steuerberater, es war also nicht so, daß sie es mit einer Horde von bis an die Zähne bewaffneten Psychopathen zu tun haben würden. Ganz normale Typen, die sich nur ein bißchen zu sehr für Sex interessierten und bereit waren, den erforderlichen Preis zu zahlen, um ein paar Studentinnen zu vögeln, die knapp bei Kasse waren. Mehr nicht. Im Prinzip sollte es also keine Probleme geben.
    Anaïs und Michèle saßen flüsternd unter einer großen Kastanie mit gelben Blättern, rauchten gemeinsam und hofften, daß Dany und die anderen bald eintreffen würden. Um die Zeit totzuschlagen, warf Andreas mit Kastanien nach Evy, der sie mit dem Stiel einer Schaufel abwehrte. Das Geschoß flog über das Haus und landete auf der Straße, auf der der letzte Bus, beleuchtet wie ein Luxusaquarium, brummend in die Stadt zurückfuhr. Tatsächlich zuckten manchmal am Himmel lautlose Blitze.
    Richard raste die Treppe hinauf wie eine Rakete.
    Als er eine knappe Minute später mit sehr viel ruhigerem Schritt wieder herabkam, setzte er sich Laure gegenüber und erklärte, er wolle sich mit seinem Sohn unterhalten.
    Aber sie hatte den Kopf gesenkt. Schwierig, unter diesen Bedingungen zu beurteilen, wie sie die Sache aufnahm.
    »Ich bin ihm eine Erklärung schuldig«, sagte er nach einer Weile.
    Sie hob mit einem Ruck den Kopf. Er hatte damit gerechnet, daß sie wütend auf ihn war, bereit, ihm mit zornroten Wangen, zitternd, wie elektrisiert und urplötzlich in eine vorwurfsvolle Furie verwandelt, irgend etwas an den Kopf zu schleudern, doch nichts dergleichen geschah.
    Sie sah so furchtbar elend aus, daß er sie eine Sekunde lang mit offenem Mund anstarrte.
    »He! Ist dir nicht gut?«
    Sie senkte wieder die Augen, zuckte die Achseln.
    Er beugte sich über den niedrigen Tisch, der mit gelben, zart duftenden Island-of-Love-Tulpen geschmückt war.
    »Laure?«
    »Nein, nicht besonders«, gestand sie ihm. »Nein, ehrlich gesagt, nicht besonders.«
    Als er sie trotz der anbrechenden Dunkelheit genauer betrachtete – die automatische Gartenbeleuchtung hatte sich gerade eingeschaltet –, stellte er fest, daß sie vollkommen fertig, halb betrunken und halb zugedröhnt war.
    Er holte tief Atem, wie nach einer großen Anstrengung.
    Manchmal reizte es einen wirklich, sich wieder mit Dope vollzupumpen, sagte er sich, anstatt mit diesem unerträglichen Schmerz leben zu müssen, mit dieser Neurose des Mißerfolgs, die sie seit Jahren teilten und die immer schlimmer geworden war. Er ging um den Tisch herum, um ihr die Hand auf die Schulter zu legen.
    »Ja, das sehe ich«, sagte er zustimmend. »Ich sehe, daß es dir nicht gutgeht. Soll ich fünf Minuten bei dir bleiben?«
    Unglaublich. Wenn das so weiterging, sagte man sich, würden sie sich noch in die Arme fallen – ich persönlich war schockiert –, aber zum Glück kam André in allerletzter Sekunde auf die gute Idee, den Kopf durch die Tür zu stecken, und wurde somit Zeuge dieses unwahrscheinlichen Anblicks.
    Auch er mußte sich setzen, ziemlich k.   o., ziemlich groggy angesichts dieser unverständlichen Pastorale, die sich vor seinen Augen abspielte.
    »Darf man erfahren, welchem glücklichen Umstand wir deinen Besuch verdanken?« fragte er mit bitterer Stimme. »Nicht allzu müde von

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