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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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rein.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Karls Speckansatz schwabbelte ärgerlich. »Du bist treu, du bist brav, du bist das Vorbild. Ich bin das Schwein, der Bock, der Steiger. Darauf legst du’s an!«
    Von allem, was er da aufzählte, hatte Karl im Augenblick nichts. Eher wirkte er kindisch, lächerlich, ein verfetteter alter Bub.
    Sie spielten nur eine halbe Stunde. Karl schlug härter als sonst, gab sich aus. Nicht, weil das Mädchen zusah, er meinte Robert, und der dachte an Franziskas Worte. »So dumm kann nur ein Mann sein!«
    Zur Rückfahrt wollte sich Christine nach hinten setzen, doch der eitle Gockel bestand darauf, die junge Henne neben sich zu haben. Robert bekam wieder Zugluft auf den, trotz Duschens, noch erhitzten Kopf. Diesmal sagte er’s, und Christine schloß sofort das Fenster.
    An einer Torausfahrt kurz vor der Tankstelle, wo Roberts Wagen zur Abholung bereitstand, mußte Karl scharf bremsen. Mit der Stirn stieß Robert in den Nacken des Mädchens, während es hinter ihm krachte. Christine schrie auf, mehr vor Schreck als aus Schmerz. Karl neigte sich zu ihr und öffnete den busenfeindlichen Sicherheitsgurt.
    »Entschuldige, Christine. Steig bitte schnell aus und geh. Ich ruf dich später an.«
    »Okay.«
    Der Freund grinste.
    »Siehst du, so macht man das. Jetzt wird sie nicht mit hineingezogen. Als Zeuge genügst du vollkommen.«
    Schon kamen sie von allen Seiten, der Auffahrer, der Verursacher, empörte Passanten mit unterschiedlichen Ansichten, schließlich die Polizei. Verspätet und verärgert kehrte Robert nach Hause zurück. Nicht einmal Jennifer gelang es, ihrem Pappi ein Lächeln zu entlocken. Da fügte es sich gut, daß er niesen mußte — die Familie hielt sich von ihm fern.
    Es gab Tropfen und Nasensalbe, Trockenfön für sein nasses Haar und Vorwürfe für seinen Leichtsinn, die er mit dem Unfall parierte.
    Von Christine sagte er nichts. Doch blieb sie Galionsfigur seines Unbehagens. Erst im Bett, wohin er sich alsbald zurückzog, fanden sie zum Gespräch. Franziska zeigte ihm die Post, Belege, Amtliches und sagte dazu ihren Satz:
    »Das mußt du entscheiden.«
    Robert schob alles von sich und erwartete verstärkte Bemühungen um seine verschnupfte Person.
    »Ärgere dich nicht mehr«, tröstete Franziska.
    »Ich ärgere mich, weil ich hinten sitzen mußte, in der Zugluft.«
    Franziska begriff sofort.
    »Hat er wieder ein Mädchen?«
    Robert nickte.
    »Und du sitzt wieder mit im Boot.«
    »Aber ich will mit der Sache nichts zu tun haben.«
    »Wir werden beide den Mund halten. Wer nichts sagt, lügt noch nicht.«
    »Eigentlich bist du ganz schön raffiniert«, befand er. »Da kann ich nur staunen.«
    Franziska mußte lachen und tätschelte ihn.
    »Sei doch nicht so unwendig. Sagst du mir alles?« Fast hätte er genickt. Sie sprach weiter.
    »Du sagst mir zum Beispiel nichts mehr von deiner Frühstücksfreundin. Dabei lügst du doch nicht. Oder?«
    Jetzt wollte er nicken, doch ein Jucken in der Nase sperrte die Halsmuskulatur: Robert mußte heftig niesen. Damit war das Thema beendet. Wieso kam Franziska immer wieder auf Sidonie?
    Es gab sechzig Tropfen. Als er sich den Wecker holte, legte sie ihm die Hand auf die Stirn.
    »Morgen bleibst du im Bett.«
    Das würde er ebensowenig tun, wie jetzt widersprechen. Auch morgens widersprach er nicht, als Franziska seine Temperatur maß und sich wiederholte: »Du bleibst im Bett!«
    Zu den Tropfen gesellten sich Halswickel, Salbe und Tabletten. Er ließ es geschehen; drei Celsiusgrade mehr verwandeln Eis in Wasser und Willen in Ergebenheit.
    »Gute Besserung, Pappi!«
    An der Tür durften die Kinder winken, bevor sie in die Schule abschoben. Dann hatte ihn Franziska für sich. Was sie zu seinem Besten brauchte, war im Haushalt vorhanden. Robert genoß die Sorge, die Ordnung und die Qualität des Frühstücks, das ihn kräftigte. Während sie mit seiner Sekretärin telefonierte, um ihn zu entschuldigen, schielte er in Lesepose hinter der Zeitung nach dem Wecker.
    Was dachte Sidonie jetzt? Zum Glück hatte er gestern die Erkältung erwähnt. Heute würde sie verstehen, daß es keine Ausrede war. Ansonsten versäumte er nichts. Sidonie würde mit einem Herrn von der Bank spazierengegangen sein, Sorgen würde sie sich nicht machen, vielleicht denken, es sei etwas mit den Kindern. Und eines war gewiß: anrufen würde sie nicht, sondern warten, wie abgemacht.
    Nur bei einer disziplinierten Geliebten kann man genesen.
    Da klingelte es an der Tür. Erst

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