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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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arglos »Viel Spaß«.
    Winkend verschwindet das Duo hinter der Bretterwand der Baustelle und mit kleinem Zeitabstand getrennt in das Hotel. Zum ersten Mal riskiert der Portier ein vertrautes Grinsen. Doch es erfriert ihm unter dem gesammelten Blick des »Dolmetscherpaars«.
    Sidonie gleitet aus ihrem Kostüm, aus allem übrigen, gleitet und breitet ein frisches, jadegrünes Frotteetuch über die Normliege, Einzel heute, Nummer 25, und Robert begreift: Auch die kärgste Liaison muß sich an einen Haushalt anlehnen, und die ihre ist alles andere als karg. Hochgestimmt sinkt er zu ihr, riecht, dank erneuter dreißig Tropfen, sogar die eingesprühte Frische auf dem Frottee. Wortlos sind sie sich nach der langen Trennung einig: erst fühlen, dann reden. Sidonie fühlt es schneller.
    »Stört Sie etwas an mir?«
    »Nein.«
    »Haben Sie Sorgen, Robert?«
    Noch versucht er ihr zu beweisen, alles sei wie immer, doch mangelt es ihm am Indiz. Ersatzweise liefert er Text.
    »Ich bin etwas erkältet. Aber das wäre kein Grund...« Er ist selbst überrascht, und was ihn zusätzlich überrascht, ist seine Reaktion. Kein Komplex breitet sich aus, keine Rolle muß erfüllt werden, bei Sidonie ist er, wie er ist, und auch sie zeigt sich, wie von ihm erwartet. »Montag ist ein schlechter Tag. Die Ehe fordert über das Wochenende, ich weiß das.«
    Stumm danken seine Lippen für das Verständnis, das sie begründet:
    »Wenn man jahrelang die Nebenfrau eines Geliebten war, lernt man das. Ein trauriges Los, glauben Sie’s mir. Damals war ich noch nicht verheiratet und mußte mit der Einsamkeit fertig werden, von Freitag bis Montag.«
    »Warum haben Sie nicht Schluß gemacht?«
    »Ich konnte nicht. Ich habe den Mann bewundert, ich war stolz, seine Freundin zu sein. Dafür habe ich alles in Kauf genommen. Es war immer die Hoffnung da: Vielleicht läßt er sich doch scheiden, vielleicht heiratet er dich.«
    So hat Robert die Rolle der Freundin nie gesehen. Sie wurde enttäuscht, selbständig und hat geheiratet, weil sie den Ehemann als Schutz braucht, als Fassade. Deswegen braucht sie auch ihn. Und er kann sie trösten, festhalten, wie beim ersten Mal in dem schrecklichen Zimmer, das genauso aussieht, wie das heute, trostlos, beelendend, wenn man sich nicht festhält aneinander, in Zärtlichkeit versinkt.
    »Liebes.«
    Sie fühlt ihn, schaut glücklich zu ihm auf und kurz auf die Uhr.
    »Wir müssen gehn.«

    Zuerst war es ein dumpfes Gefühl, das sich in der Ruhe der Büroroutine zu Unbehagen verdichtete. Robert hatte das Bedürfnis, Einwandfreies zu tun, Ordnung zu schaffen, wußte nur noch nicht, wie und wo. Aber es drängte ihn.
    In der Mittagspause brachte er den Wagen zum Kundendienst, kaufte in der Bäckerei ein Schwäbisches Bauernbrot und für Franziska ein französisches Modejournal, fuhr mit der Stadtbahn zurück und rief Karl an, damit der ihn nach Dienstschluß abhole. Sie waren ohnehin zum Tennis verabredet. An sich hätte ihn auch Sidonie zu der Werkstatt bringen können, ganz offiziell, warum nicht? Doch sie hätte es abgelehnt, das wußte er. Kein Risiko eingehen! Nicht die Leute auf etwas aufmerksam machen, auf das sie noch gar nicht gekommen sind.
    Pünktlich stand Karl vor der Tür, allerdings nicht allein. Im Wagen saß ein Mädchen.
    »Mein Freund Robert — meine Freundin Christine.« Dieser Kerl! Robert wäre am liebsten zu Fuß gegangen, doch Karl komplimentierte ihn mit Gönnergeste auf den Rücksitz. Das Mädchen wirkte sehr sympathisch und war hübsch anzusehen. Sie sprachen wenig auf der Fahrt zum Club. Christine hatte das Fenster heruntergekurbelt, und es zog. Bis Robert darauf kam, sich deswegen bemerkbar zu machen, rollte Karl auf den Parkplatz. Im Clubhaus ließen sie Christine an der Bar zurück und gingen zu den Umkleidekabinen. Karl grinste wie ein Oberschüler.
    »Süß, was? «
    Robert ließ ihn seinen Ärger fühlen.
    »Warum kannst du das nicht trennen?«
    »Ich weiß«, begehrte Karl auf, »du hast mich gewarnt, du warnst mich, du wirst mich immer wieder warnen, Kapaun.«
    Die Beleidigung traf Robert nicht.
    »Ich bin auch mit Karin befreundet.«
    »Dann denk dir nichts dabei, Kleinkrämer.«
    »Genau darauf legst du’s doch an. Jeder soll merken, was für eine geballte Ladung von Männlichkeit du bist. Karin ist schon gestraft mit dir.«
    »Ich bin auch gestraft mit mir.« Treuherzig sagte er das. »Ich kann nicht anders.«
    »Dann sei dieses Mal geschickter und zieh mich nicht wieder mit

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