Die Füchsin
andere Normanne gesagt hat, übertönt. Aber nach der Miene, die Ihr jetzt zeigt, nehme ich an, daß Ihr mir das sichere Geleit nicht mehr versprechen würdet, wenn ich den Inhalt beim Gespräch dieses Treffens hinausposaunte.«
»Und Ihr kennt die Kraft meines Schwertarms.«
Rhodris Gesicht war unergründlich. Das Grinsen war verschwunden. Der Prinz band sein Pferd los und schwang sich in den Sattel. »Ihr Normannen!« sagte er in verächtlichem Ton. »Immer geheime Verschwörungen, immer gegeneinander.« Er schaute sich zu seinen Männern um. » Fe fynn y gwir ei le eh ?«
Adams Röte wich nicht aus seinem Gesicht. Die Wahrheit drängt ans Licht – er verstand genügend Walisisch, um das einfache Sprichwort zu begreifen. Er wußte, daß Heulwen ihn beobachtete und daß er Rhodris Worte nicht leugnen konnte. »Für einen Waliser ist das gut gesagt«, erwiderte er und fügte noch kurz über die Schulter hinzu: »Austin, steh nicht herum und sperr das Maul auf, sondern mach unsere Pferde bereit. Wir reiten nach Milnham zurück.«
***
Heulwen nahm ihre Näharbeit, warf einen äußerst ungnädigen Blick darauf und stieß einen verzweifelten Seufzer aus, als sie die Nadel durch den Stoff stach. Es sollte ein Hemd für Adam werden, ein einfaches, leicht zu arbeitendes Kleidungsstück ihrer Meinung nach, aber für sie ein wahrer und buchstäblicher Liebesbeweis, da jede Handarbeit für Heulwen eine Art Fegfeuer darstellte, und es war ein Zeichen ihrer Verzweiflung, daß sie die Arbeit über das vorgesehene Tagespensum hinaus betrieb.
Aber es gab nichts anderes zu tun. Pfarrer Thomas, Adams Burgkaplan, hatte ihr ein Exemplar des Tristan zur Lektüre versprochen, doch der heulende Sturm hatte ihn die Nacht über in dem fünf Meilen entfernten Kloster festgehalten. Ein sie besuchender, fahrender Lautenspieler hatte sie zur Dämmerung verlassen, bevor sich das Wetter ganz zum Schlechten wendete, und gehofft, er würde es bis Ledworth schaffen, ehe die Nacht hereinbrach. Der Bote mit seinem Vorrat an Nachrichten und Klatsch war frühestens in einer Woche fällig, und Adams Stimmung war noch schlechter als das Wetter, das sie so dicht an den heimischen Herd trieb. Sie warf einen Blick auf ihn, wie er an einem Tisch in der Nähe des Feuers saß, Kanne und Becher dicht bei der Hand. Die letzten drei Tage war er kaum eine Stunde nüchtern gewesen, und er trank, als wollte er irgendeinen Dämon austreiben. Er war noch nicht völlig betrunken, doch der Abend hatte erst begonnen, und die Kanne war noch beinahe voll. Wenn er sich ins Bett zurückzog, würde sie leer sein.
Sie stach wütend die Nadel in das Leinen, erwischte aber ihren Finger und fluchte. Er wandte sich ihr zu und zog eine Augenbraue hoch. Sie sog sich den Stich aus und betrachtete ihn ernst.
»Adam, worüber brütest du?«
Er stritt es nicht ab, sondern hob die Kanne an und trank drei kräftige Schlucke daraus, ohne sie erst in den Becher umzugießen. Dann füllte er den Becher, stellte ihn auf Armeslänge vor sich hin und seufzte. »Ich muß eine Entscheidung treffen, und ich versuche, mein Gewissen hier im Wein zu ertränken, aber es kommt immer wieder hoch und predigt mir etwas anderes, oder es verspottet mich, und dann muß ich wieder Wein nachfüllen.«
»Was für eine Entscheidung denn?« Ohne Bedauern legte sie ihre Handarbeit beiseite. »Du kannst doch nicht klar denken in einem Nebel aus Wein.«
Er legte den Kopf leicht zur Seite, um der Hitze des nahen Feuers zu entgehen, die ihm die eine Seite geröstet hatte. »Ich habe versucht, gar nicht daran zu denken«, sagte er etwas erschöpft.
»Geht es um Rhodri? Um die Waliser?«
»Wohl kaum.« Er massierte sich die Stirn und zuckte zusammen vor Kopfschmerzen. »Da wir einen Waffenstillstand vereinbart haben, damals in Milnham, und ich darauf achte, daß er eingehalten wird, gibt es von dieser Seite her keine Probleme, und ich erwarte auch keine. Rhodri hat genug damit zu tun, seine Leute bei der Stange zu halten und zu verhindern, daß sie die meinen und die deines Vaters belästigen – jedenfalls vorläufig … Mein Gott, Heulwen, hast du eine Medizin gegen Migräne? Mein Schädel fühlt sich an, als ob er im nächsten Moment platzen würde.«
»Deine eigene Schuld«, sagte sie ohne Mitgefühl. »Was erwartest du, wenn du drei Tage hintereinander trinkst, bis du nicht mehr kannst?«
Er warf ihr einen säuerlichen Blick zu. »Ich habe nach dem Heilmittel und nicht nach der Ursache
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