Die Füchsin
gefragt.«
»Eine Medizin? Ganz einfach: Trink nicht mehr.« Sie stand auf und klopfte sich ein paar Fäden vom Kleid.
»Wenn ich Kopfschmerzen habe, dann aus einer etwas komplizierteren Ursache als dem Genuss von zuviel Anjou-Wein«, sagte er etwas gereizt.
Heulwen warf ihm einen Blick zu, der mehr sagte als alle Worte, und ging dann steif durch die Halle. Er folgte ihr mit nachdenklichen Blicken, dann fluchte er, preßte seine Handrücken gegen die Lider und kam sich vor, als ob ihn ein Bleigewicht erdrücken würde. Ralph hatte vielleicht die Intrige geliebt, aber Adam fand den Konflikt verschiedener Loyalitäten unerträglich. Was sollte er tun? Sollte er Henrys Wünschen folgen und in den Augen aller Adligen als Verräter dastehen – oder sollte er es seinen Peers sagen und dabei die Verbannung, vielleicht sogar den Tod riskieren? Der König hatte seine geheimen Methoden, mit Menschen umzugehen, gegen die öffentlich vorzugehen ihm nicht geraten erschien.
Adam stöhnte. Es ging schließlich nicht um ihn allein. Er mußte auch an Heulwen denken und an ihre Familie – jetzt die seine durch Adoption und Ehe. Sollte er sich Guyon anvertrauen und dabei riskieren, vom König verdammt zu werden – oder sollte er schweigen? Irgendwo zwischen den Weindünsten spottete der Schatten seines vor langer Zeit gestorbenen Vaters mit schallendem Gelächter über die Ehrbegriffe seines Sohnes.
»Hier«, sagte Heulwen, beugte sich über ihn und reichte ihm einen Becher mit einer trüben Flüssigkeit, die widerlich roch und beim ersten, versuchsweisen Schluck noch schlimmer schmeckte.
»Pfui Teufel!« Er zog so eine Grimasse, daß sie darüber lachen mußte.
»Trink es aus«, kommandierte sie, und fügte dann in milderem Ton hinzu: »Rede dir einfach ein, es sei Wein.«
Adam funkelte sie an, blieb aber friedlich und kippte das Getränk hinunter, dann überlief ihn ein Schauder, und er knallte den Becher auf den Tisch. »Das ist zum Kotzen«, beklagte er sich und bemühte sich, das Zeug unten zu halten.
Von seinem Rücken her brachte Heulwen eine kleine Dessertschüssel zum Vorschein. »Gezuckerte Pflaumen«, sagte sie mit funkelnden Augen. »Erinnerst du dich? Damit hat uns Mama bestochen, ihre Medizinen zu schlucken, als wir noch klein waren.«
Adam schaute sie mit zorngefurchter Stirn an, konnte aber den Ausdruck nicht halten und nahm mit zögerndem Lächeln eine von den Pflaumen. Sie stellte die Schüssel auf den Tisch, setzte sich wieder, nahm ebenfalls eine von den glänzenden, klebrigen Früchten und biss langsam hinein. Adam betrachtete sie durch halb zusammengekniffene Augen. Sie erwiderte den skeptischen Blick und leckte sich die Zuckerkristalle von den Fingern. Zwischen seinen Schenkeln wurde es angenehm warm. »Ich erinnere mich noch an ganz andere Süßigkeiten«, sagte er leise.
***
Heulwen beugte sich über ihren Gemahl, leckte Zeigefinger und Daumen nass und drückte die Nachtkerze aus. Bevor das Licht erlosch, hatte sie gesehen, daß Adam bereits schlief und die Spuren seiner Stirnfalten bisher keineswegs Zeichen einer Gewohnheit sondern eines vorübergehenden Kummers waren. Es war eine der wenigen positiven Lektionen, die sie von Ralph gelernt hatte – wie man die Verspannungen aus dem Körper eines Mannes vertrieb und ihn in einen völlig gelösten Zustand versetzte, in ein körperliches, wenn schon nicht geistiges Wohlbefinden. Dieses konnte er, wenn es ihn so beschäftigte, daß er es sogar in Wein ertränken wollte, nur für sich selbst lösen.
Sie gab einen leisen, etwas ärgerlichen Seufzer von sich und legte sich neben ihn. Er verschloss sich stets, wenn es ein Problem gab, und ließ alles in sich dahinköcheln wie in einem Fass voll Teer, das zu nahe an der Hitze stand und nicht verriet, wie explosiv die Mischung war, bis es explodierte.
Sie drückte ihre Wange gegen die Wärme seines Rückens, schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Es mußte ihr gelungen sein, denn als sie wieder die Augen öffnete, hörte sie die Glocke, die zur ersten Messe rief, und stellte fest, daß die Kerze wieder brannte, wobei Adam sie in ihrem Licht betrachtete. Schläfrig streckte sie sich und lächelte ihn an.
Er bückte sich herunter, um ihre einladende, warme Haut zu küssen, aber es war eine kurze Geste und kein Vorspiel zu weiteren Taten. »Heulwen, wenn ich dich bitte, mit mir nach Anjou zu reisen – kommst du mit?«
»Nach Anjou?« wiederholte sie, die Augen und die Gedanken noch vom Schlaf
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