Die Füchsin
Entschiedenheit zur Tür. »Adam, bitte!« flehte sie ihn an. »Du hast die Grenzen des Möglichen ohnehin viel zu weit überschritten.«
Der Krampf ließ nach. Heulwen sank erleichtert zurück und hob dann den Kopf, um an Dame Agatha vorbei auf ihren verzweifelten Mann zu schauen. »Es wird alles gut, Adam«, sagte sie, und ihre Stimme war zwar atemlos, aber deutlich wahrnehmbar.
»Bist du sicher?« Er drehte sich um, widerstand Judiths Griff.
Heulwen nickte und biss die Zähne zusammen, als die nächsten Wehen wie Brandungswellen herankamen. Dame Agatha beruhigte sie und massierte ihr den Rücken. »Komm schon, Mädchen, dreh dich noch einmal um, auf die andere Seite, ja, so ist's gut, Kind.«
Judith zerrte Adam mit Gewalt hinaus. »Du bist ganz grün im Gesicht«, bemerkte sie in ihrer üblichen nüchternen Weise, »und das, was ich jetzt am wenigsten brauchen kann, ist ein erwachsener Mann, der sich übergeben muß oder ohnmächtig wird.«
»Judith, ist wirklich alles in Ordnung? Sagst du das nicht nur, um mich zu beruhigen?«
Ihre verzweifelten Züge glätteten sich. »Nein, ich sage es nicht nur. Heulwen ist eine gesunde Stute, und die Schmerzen kommen gut und stark, wie es sich gehört. Jetzt verschwinde aus meinen Augen. Such dir eine Beschäftigung. Ich verspreche dir, daß du es als erstes erfährst, wenn es Neuigkeiten gibt!«
***
»Mylord, Ihr habt einen Sohn«, sagte Dame Agatha und legte ein in Decken gewickeltes, krähendes Bündel in seine Arme; dabei war ihr Ausdruck etwas tadelnd, denn sie hatte ihm noch nicht sein Eindringen auf verbotenes Territorium verziehen.
Er schaute hinunter auf das verzerrte rote Gesichtchen des Babys. Eine winzige Faust hatte ihren Weg durch die Decken gefunden und wedelte ihm zornig vor der Nase.
»Und er hat gute Lungen, darüber gibt es keinen Zweifel«, fügte die Geburtshelferin mit Zufriedenheit hinzu, während Renard über Adams Schulter schaute und seinen neuen Neffen betrachtete.
»Er sieht aus wie gekocht«, bemerkte er wenig höflich, dann gab er Adam einen Rippenstoß. »Ich nehme nicht an, du willst es mit walisischem Met feiern, oder?«
Adam achtete nicht darauf. »Und Heulwen, ist sie wohlauf?«
Dame Agatha sah die Angst in seinem Gesicht, und ihr Ausdruck wurde milder, ihre Lippen zeigten das übliche plumpe Lächeln. »Eure Lady ist erschöpft und wohl auch ein bißchen verletzt, weil das Kind groß und stark war, aber sie hat keine bleibenden Schäden davongetragen.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Sagt ihr um Jesu willen nicht, was mein Mann zu mir gesagt hat nach meinem ersten: daß das nächste leichter gehen würde – sonst kriegt ihr den Nachttopf über den Kopf!« Sie trat zur Seite und deutete auf die Treppe wie ein Knappe, der einem Diener den Weg zum Thronsaal zeigt.
Heulwen hob langsam die Lider und richtete dann die schweren Augen auf ihren Mann und das übelgelaunte Bündel, das er so ungeschickt in den Armen hielt.
»Wie schade, daß es kein Mädchen ist«, flüsterte sie, und die Tränen der Erschöpfung füllten ihre Augen. »Es hätte dir doch nichts ausgemacht, oder?«
Adam warf rasch einen Blick auf Judith, aber sie war am anderen Ende des Raums beschäftigt und außer Hörweite.
»Solange dir nichts geschehen ist, bin ich mit allem zufrieden«, sagte er und meinte es auch so. »Ich glaube, ich habe noch nie im Leben solche Angst gehabt wie in den letzten paar Stunden.« Er beugte sich hinunter und küßte sie, dann legte er ihr sorgfältig und mit einer Grimasse das Baby in den Arm. »Er hört sich an wie eine ganze Gruppe von Hibernischen Pfeifen. Glaubst du, er hat Hunger?«
Heulwen ließ den Träger ihres Nachthemds von der Schulter gleiten und bot dem Baby ihre Brust. Der Kleine krähte vor Begeisterung, stieß mit dem Kopf gegen ihren Körper, bis er die Sicherheit ihrer Brustwarze gefunden hatte, und sog sie ein mit gierigem Schmatzen. Wie durch ein Wunder verstummte sein Schreien und wurde von zufriedenem Brummen ersetzt.
»Dem Himmel sei Dank«, sagte Judith etwas pikiert und gab Heulwen einen Becher mit einer nach Kräutern riechenden Tinktur. »Bugloss, das läßt die Milch kräftiger fließen. Sieht ganz so aus, als hättest du es mit einem Vielfraß zu tun. Ich habe kein solches Geschrei mehr gehört, seit Renard geboren wurde, und der hat bis heute nicht gelernt, den Schnabel zu halten. Ich gehe und bringe dir etwas zum essen. Du mußt jetzt Kraft aufbauen, sonst muß ich dir eine Amme besorgen.«
Es
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