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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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war eine Ausrede, um die beiden eine Weile allein zu lassen. Heulwen wußte ebensogut wie Judith, daß sie nicht in der Lage war, auch nur einen Bissen zu essen. Sie berührte das Haar des Babys. Es war weich und dunkel. Seine Augen waren geschlossen, die Lider mit goldbraunen Wimpern besetzt. Der Arm war jetzt ruhig, die Finger an ihrer Brust ausgebreitet, während er sog. Sie fühlte seine Schutzlosigkeit, und die zerrte mindestens ebenso an ihrem Herzen wie ihre Zweifel.
    Im Augenblick der Geburt, als er aus ihrem Körper geglitten war, hatte sie an nichts als an die Vergewaltigung denken können. Jetzt kamen andere Erinnerungen, die sie wärmten. Sie und Adam und ein paar Tintenflecken, die ihre eigene Geschichte schrieben, eine Schüssel mit gezuckerten Pflaumen, ein Stall in Angers, und das Stroh kitzelte in ihrem Nacken wie das Bettstroh, als sie in den Wehen lag.
    Sie blickte von ihrem Sohn auf ihren Mann. Adam sagte, es mache ihm nichts, aber er hatte das Baby rasch wieder in ihre Arme gelegt. Vielleicht war das eine natürliche, typisch männliche Reaktion auf ein so kleines, zerbrechliches Wesen. Sie konnte es nicht erkennen an seinem Gesicht und ihn auch nicht danach fragen.
    »Wie willst du ihn denn taufen?« fragte sie in sein Schweigen.
    Adam betrachtete die sich eifrig bewegenden, kleinen Kiefer, die Leben und Kraft aus ihr sogen. Sein Sohn oder ein Wechselbalg – es war immerhin Heulwens Kind und, wie sie gesagt hatte, ein schuldloses Wesen. Er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Man hatte ihr die Zöpfe gelöst nach dem Aberglauben, daß die Verschlingungen und Knoten das glatte Gleiten eines Kindes in die Welt behindern könnten. »Es gibt nur einen Namen, der in Frage kommt«, murmelte er. »Er muß Miles heißen.«
    Heulwens Kehle schloß sich mit einem Schluchzen. Ihr Körper bäumte sich, als sie versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen, und ihr Baby, das seinen Griff an der Quelle der Sicherheit verlor, suchte verzweifelt, bis es sie wieder fand, und sog dann mit doppelter Kraft. »Ja«, sagte sie schließlich mit belegter Stimme, »er muß Miles heißen.«
    Dame Agatha kam zurück in den Raum mit einer großen Holzschüssel voll warmem Wasser und einem Packen frischer, gewärmter Windeln. »Sie warten unten, daß du das Kind vorzeigst, Adam«, sagte Judith, die mit der alten Frau gekommen war.
    »Na schön.« Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er kannte seine Pflicht, obwohl er nicht allzu begeistert war, ihr nachzukommen. Es war ein altes Ritual, aus der heidnischen Zeit stammend, als ein krankes oder missgebildetes Kind vom Clan abgelehnt und am nächsten nackten Hügel zum Sterben ausgesetzt wurde. Ein gesundes, insbesondere männliches Kind dagegen wurde akzeptiert, und alle betranken sich, bis sie nicht mehr stehen konnten. Die Kirche hatte vielleicht ein argwöhnisches Auge auf diesem Brauch, auch wenn er seine frühere Barbarei verloren hatte, aber alle anderen hielten ihn für durchaus richtig und angebracht.
    »Sobald er fertig ist«, fügte Adam hinzu und nickte auf den immer noch trinkenden Säugling. »Wenn ich ihn jetzt gleich mitnehme, schreit er so, daß ich ihn gar nicht mehr vorzuzeigen brauche.« Er drückte Heulwens Hand und lächelte, aber die Miene erreichte nicht die Augen, in denen deutliche Sorge stand.

S ECHSUNDZWANZIGSTES K APITEL
    R AVENSTOW S OMMER 1128
    Eleanor de Mortimer, sieben Jahre alt, streckte ihren Arm aus und betrachtete mit nachdenklichem Stolz den emaillierten, goldenen Verlobungsring, der am vierten Finger ihrer zierlichen rechten Hand schimmerte. Hier würde Renard eines Tages den richtigen Ehering hinstecken, wenn sie eine Frau war und alt genug, um ihn zu heiraten. Vorläufig waren sie nur verlobt – einander bestimmt wie in den romantischen Geschichten, die ihre Amme ihr manchmal vorlas. Er hatte ihr noch einen Ring gegeben, den sie tragen sollte, wenn ihr Finger gewachsen war, und der jetzt noch zu groß war für sie. Er hing heute an einem seidenen Band um ihren Hals, doch ihr Vater hatte gesagt, sie müsse ihn in ihrem Schrank verwahren, wenn sie nach Hause kamen.
    Alle Erwachsenen aßen und tranken noch in der Halle und sprachen über eine andere Hochzeit. Jemand namens Mathilda hatte jemanden namens Geoffrey geheiratet, und es schien gewisse Unstimmigkeiten zu geben, ob sie überhaupt hätten heiraten dürfen. Eleanor war gelangweilt, wurde unruhig und benutzte die Ausrede, sich auf den Abtritt zurückziehen zu

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