Die Füchsin
lachend und wandte sich dann halb ab, als wieder ein Tanz begann und die Leute nach ihm riefen und ihn dazu einluden. »Tut mir leid, daß Eure Frau nicht kommen konnte, aber sie hat ja einen guten Grund, nicht wahr? Ich werde dafür beten, daß sie eine leichte Geburt hat, und wünsche Euch einen guten Sohn. Ich kann nur hoffen, daß die meine mir auch so schnell einen Erben liefert.« Er drückte Adams Arm und lief laut brüllend zu seiner Braut, die inmitten der Tänzer stand; dadurch ersparte er Adam die Notwendigkeit einer Antwort, was diesem nicht unlieb war.
Das Mädchen hatte inzwischen ihre Hand auf Renards Schenkel gelegt und beugte sich vor, womit sie ihm vollen Einblick in den Vorderteil ihres Gewands gewährte. Adam fand einen Krug mit Met und ging weg, um Vergessen zu finden.
***
Heulwen hielt den Atem an und kniff die Augen zu, drückte sich gegen die Wand und keuchte. Die Schmerzen verstärkten sich, bis sie kaum noch etwas anderes wahrnehmen konnte. Ihr Bauch unter der Decke war eine riesige, pralle Erhebung, eine Monstrosität, die sie loswerden wollte und die zu verlieren sie zugleich fürchtete.
»Komm schon, Mädchen, verklemm dich nicht«, schalt Dame Agatha und nahm ihren Arm. »Das macht es nur schlimmer. Schrei, wenn dir danach ist. Niemand kann es hören außer der Gräfin und mir. Also sachte, ganz sachte.«
Heulwen stieß erleichtert die Luft aus, als die Schmerzen geringer wurden. »Ich wollte, ich wäre irgendwo weit von hier.«
Judith stand auf, legte einen heißen Ziegelstein ins Bett und sah sich dann um; dabei funkelte ein etwas betrübter Humor in ihren haselnußbraunen Augen. »Als ich Miles bekam, habe ich kein einziges Mal geschrien«, sagte sie stolz.
Dame Agatha zog skeptisch eine Braue hoch. »Dann hattet Ihr eben eine leichte Geburt, Ma'am.«
»Nein. Ich hatte seit eineinhalb Tagen die Wehen, und ich habe in jeder Minute die wildesten Soldatenflüche von mir gegeben. Guy sagte, es sei gut für mein Seelenheil gewesen, daß die anderen Kinder schneller auf die Welt gekommen sind.«
Die Amme gackerte amüsiert. »Das ist das Beste. Nicht, daß das Fluchen der Sache hilft, aber … Schon wieder, Mädchen? Dann komm, atme tief durch, langsam, gut, gut …«
Heulwen keuchte und ließ sich gehen. Es nützte nichts, zu sagen, daß sie nicht weitermachen könne: Sie hatte keine Wahl, aber die am frühen Morgen noch nagenden Schmerzen hatten sich im Laufe der Stunden ständig verstärkt, und seit dem Mittag waren sie unerträglich geworden.
Judith ging zur Kohlenpfanne und stellte einen Topf mit ein wenig Suppe und geschlagenem Ei darauf und gab dann pulverisierte Himbeerblätter hinein, die die Schmerzen lindern sollten. »Ein Glück, daß Adam auf der Hochzeit von Rhodri ist«, sagte sie in nüchternem Ton, während sie an dem Trank arbeitete. »Er würde nur ein Loch in den Boden treten und sich auf den Kopf stellen. Männer tun das, vor allem, wenn es das erste Mal ist.«
Heulwen brach in Tränen aus, und Judith wandte sich ihr zu, starrte sie an und konnte beim besten Willen nicht begreifen, daß diese Schwangerschaft ihre schöne und lebhafte Stieftochter so durcheinandergebracht hatte. Sicher, es war stets eine Last, vor allem gegen Ende zu, und die Wehen waren alles andere als angenehm, aber Judith hatte erwartet, daß Heulwen das mit einem Lächeln und einem Achselzucken abtun würde, voller Ungeduld, das Kind in ihren Armen halten zu können. Statt dessen benahm sie sich wie ein Märtyrer bei der Folterung.
Dame Agatha besänftigte Heulwen und brummte gutmütig. In einer Pause zwischen zwei Wehen ließ Judith die Schwangere den Trank schlucken und ging dann nach unten, um zu sehen, wie das Leben auf der Burg in den Händen der Frau des Haushofmeisters lief. Als sie vom Eingang zum Turm die Halle betrat, kam sie gerade rechtzeitig, um Adam und Renard zu sehen, die aus Wales zurückkamen, und hob die Augen zum Himmel in einer schweigenden Bitte um Geduld und Nachsicht.
Draußen fiel ein feiner Nieselregen, und als sie sich den Männern näherte, nahm ihre Nase den Geruch von nasser Wolle wahr. Sie zwang sich zu einem Lächeln des Willkommens.
»Wo ist Heulwen?« fragte Adam, ohne den Gruß zu erwidern. »Ist sie …?«
»Ihre Zeit ist gekommen«, sagte Judith gelassen. »Alles läuft so, wie es soll. Dame Agatha ist bei ihr, aber ich schätze, es wird mindestens Abend, bis du deinen Erben sehen kannst.« Sie nahm ihm den Umhang ab und stellte sich auf die
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