Die Füchsin
»Wozu sind Schwestern sonst da?« Als sie ihm scherzend über die Schulter schaute, erfror das Lächeln auf ihrem Gesicht zu Eis, und ihr Magen drehte sich um. In Gedanken hatte sie zu dem schlaksigen, sommersprossigen Jungen ihrer Kindheit gesprochen. Der Irrtum war mit Händen zu greifen, ja, er stand nackt vor ihr, und sie sah vor sich Adam, den Mann – einen Fremden, den sie gar nicht kannte. Renard hatte sie gewarnt, sie hatte die Herausforderung angenommen, und jetzt war es plötzlich zu spät.
Die Sommersprossen ersetzte der rötliche Schimmer der Bartstoppeln, die sich durch seine von der Sonne gebräunte Haut stachen. Sein Haar war von der Sonne gebleicht, das rötliche Braun zu Bronzetönen, dort wo es am meisten den Strahlen ausgesetzt war, und seine Augen hatten die Farbe von Honig, mit dichten Wimpern, deren Spitzen golden schimmerten. Darunter ragten die edlen Backenknochen deutlich und kühn hervor. Die Linie seiner schmalen, feinen Nase war in der Mitte, an einer Bruchstelle, ein wenig verdickt, und eine kaum sichtbare weiße Narbe zog sich von der Nase bis zur geschwungenen Oberlippe. Auch an seinem Körper waren Narben, die sie von früher nicht kannte, die Narben eines aktiven Kämpfers. Eine von ihnen, offenbar neueren Datums und noch rosa, schwang sich wie eine Mondsichel über seine Hüfte und endete in dem lockigen Haarbüschel seiner Kruppe – und was dort hing, war ebenfalls weit über die Knabenzeit hinaus.
Sie preßte die Lippen zusammen; ihre Kehle war plötzlich ausgetrocknet, die Stelle zwischen ihren Schenkeln im Gegensatz dazu feucht. Nicht in ihren wildesten Träumen hätte sie den Begriff ›schön‹ bei Adam de Lacey verwendet, aber das hässliche Entlein hatte seine Daunen abgeworfen und war zum edlen Schwan geworden. »Du scheinst einiges an Kämpfen hinter dir zu haben«, sagte sie schwach, um ihren Schock zu überspielen, und suchte sich dann eine Schale mit Seife.
Er stieg in die ovale Wanne und setzte sich. Das Wasser war heiß, so daß er kurz zusammenzuckte und die Luft anhielt, aber wenigstens brachte das seinen halbgeschwollenen Schaft dazu, daß er sich in sich zurückzog und vor ihrem Blick verborgen werden konnte. »Wir sind immer wieder von Wegelagerern und Räubern angefallen worden. Bei mir haben sie sich freilich das falsche Opfer ausgesucht, aber einige haben erst davon überzeugt werden müssen. Soll ich das hier benutzen?«
»Was meinst du denn?« Sie nahm die Seifenschüssel aus seiner ausgestreckten Hand zurück.
»Damit rieche ich so süß wie türkisches Konfekt!« rief er und lachte ungezwungen.
Verärgert über ihren Fehler, schnalzte sie mit der Zunge und ersetzte die Mischung aus Rosen- und Lavendelöl durch etwas, das weniger duftete.
Danach herrschte Schweigen. Heulwen war zu besorgt, um es mit leichtem Geplauder zu brechen, und Adam war von Natur kein redseliger Mensch. Sie verstand die Reaktion ihres Körpers auf den seinen. Einmal, in den frühen Tagen, hatte sie so ähnlich gegenüber Ralph empfunden, aber das Versprechen ihrer Ehe war schnell sauer geworden, verdorben durch seine Untreue. Wenn sie nicht das Ganze haben konnte, wollte sie auch nicht den Teil davon, der ihr wie einer Bettlerin vor der Festhalle zugeworfen wurde.
»Renard hat mir von Ralph erzählt«, sagte Adam in die immer lastender werdende Atmosphäre. »Es tut mir sehr leid. Ich weiß, daß er ein guter Mann war, und ich weiß auch, daß du ihn geliebt hast.«
Sie blinzelte und riß sich zusammen. Ja, Ralph war ein guter Mann gewesen: ein hervorragender Krieger und ein erstklassiger Reiter, alles, was die Männer bewundern. Aber er war ein schlechter Ehemann und ein mieser Liebhaber gewesen, der hinter anderen Frauen her war wie seine Hengste hinter hitzigen Mähren – und dann war da noch die Tatsache, daß er kein Silber in ihre Kassetten brachte.
»Es ist nie gut, auf Flugsand zu bauen«, sagte sie mit einem Hauch von Bitterkeit und brachte ihm ein Unter- und ein Überhemd von ihrem Vater. Sein eigenes Gepäck war noch bei seinen Männern.
»Was ist mit den Hengsten von Ralph?«
Heulwen zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich könnte sie verkaufen, aber zwei von den dreien sind erst halb abgerichtet und wären weitaus mehr wert, wenn sie vor dem Verkauf richtig zugeritten würden.«
Er kehrte zu seinen Waschungen zurück. Frauen und Pferde. Le Chevalier war ein Experte in der Kunst beider gewesen. Adam hatte nur die Pferde, eine Erfahrung, die er sich
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