Die Füchsin
Unterkleid und das kurze Hemd, nahm ihren Schleier ab, steckte sich die Zöpfe hoch, wartete dann neben der Wanne und fröstelte ein wenig, während eine Magd einen frischen Eimer heißes Wasser in den Zuber gab. Adam bewunderte die reife Schwellung ihrer Brüste, die schmale Taille, die sich zu üppigen, aber nicht übervollen Hüften weitete, und an der Stelle, wo sich die Schenkel begegneten, fast wie eine Zielscheibe, das Dreieck roter Haare, fast so leuchtend wie die auf ihrem Kopf. Er wußte jetzt, wie sich ihr Körper anfühlte, wenn er mit dem seinen vereint war in der Vergessenheit der Leidenschaft. Es war nicht mehr nur eine dunkle Vorstellung, sondern eine quälende, lockende Erinnerung an die Realität. Seine Lenden erwärmten sich, und er senkte die Lider, bis alles, was er sah, der verschwommene Schimmer der Nachtkerze war.
Heulwen schickte die Magd fort und stieg in den Zuber, der die Form eines großen Fasses hatte, mit einer Bank, die sich an der breitesten Stelle befand. Sie setzte sich auf die Bank und betrachtete nachdenklich das Bett und den Mann, der schweigend darauf lag. »Adam, bist du am Einschlafen?«
»Nein.«
»Soll ich dir etwas mischen, was die Schmerzen lindert?«
»Nein, danke.«
Sie kaute an ihrer Unterlippe und fragte sich, wie sie diese fast feindselige Zurückhaltung durchdringen konnte, wenn all ihre Bemühungen so schroff zurückgewiesen wurden, als wären es Beleidigungen. Sie versuchte es noch einmal. »Adam, ist etwas nicht in Ordnung?«
»Nein. Was denkst du denn?«
»Ich weiß nicht. Und ich kann nicht mit dir reden, wenn du mich ständig von dir stößt.«
Plötzlich war er nicht mehr lethargisch, sondern kämpfte sich hoch, die Augen weit offen und leuchtend honiggelb vor Verärgerung. »Und ist es ein Wunder?« fuhr er sie an. »Ich habe kein Kindermädchen mehr gebraucht, seit ich sechs Jahre alt war. Aber ich werde betätschelt und gehätschelt wie ein Kleinkind, und jedes Mal, wenn ich dagegen protestiere, ringst du entweder die Hände oder bist beleidigt!«
Das Badewasser plätscherte, als Heulwen die Seiten des Bottichs packte. Jetzt lag auch in ihren Augen Sturm. »Nicht ich bin diejenige, die hier beleidigt und mürrisch ist!« fuhr sie ihn an. »Wenn du dich wie ein Sechsjähriger benimmst, mußt du dich nicht wundern, daß du auch so behandelt wirst. Du solltest dankbar sein für meine Fürsorge und sie mir nicht auch noch vorwerfen, als hätte ich dir statt dessen weiß Gott was angetan!«
»Dankbar!« knurrte er. »Dankbar, wenn ich mir vorkomme wie ein Leprakranker, der alle möglichen Gnaden aus den Händen einer Patronin mit Schuldgefühl entgegennimmt!« Auf seinen Wangenknochen erschienen zwei fiebrig rote Flecken.
Heulwen umklammerte mit den Fingern den Rand des Bottichs und erdrosselte das Holz anstelle des Mannes auf dem Bett. »Soll ich vielleicht deine Verletzungen ignorieren?« fauchte sie ihn an. »Soll ich mich deiner Dummheit anschließen und so tun, als wären sie nicht vorhanden? Adam, du machst mich ganz krank, wie du dich so aufführst.«
Abrupt verschwand der Zorn aus ihm. Er ließ sich zurücksinken auf die Kissen, wobei der Schmerz eine dünne Linie zwischen seinen Brauen bildete, und seine Augen waren noch mehr umschattet als zuvor. »Vielleicht tu' ich das, weil ich es nicht wage, damit aufzuhören«, sagte er müde.
Heulwen beendete das Waschen und stieg aus dem Bottich, dann trocknete sie sich an den Leinentüchern ab, welche ihr die Magd hier gelassen hatte. Danach zog sie sich ihr Nachthemd an, und während sie es zuband, sagte sie mit einer Stimme, die jetzt so müde und verdrossen klang wie die seine: »Du hättest dir eines von den anderen Mädchen nehmen sollen, die Henry dir angeboten hat. Ich mache dich nur unglücklich.«
Er antwortete mit einer Bewegung seiner Brauen. »Das ist ein Risiko, mit dem ich leben muß. Bist du fertig? Dann steh nicht zitternd herum und komm ins Bett.« Er rutschte zur Seite und machte Platz für sie.
Sie zögerte, konnte seine Stimmung nicht ausmachen. Sein Körper war steif, sein Ton verriet nichts.
»Bitte.« Er zog die Lider hoch.
»Oh, Adam!« Was sie dort sah, brachte sie ans Bett, ehe sie wußte, daß sie sich bewegt hatte. Sie hatte einen Kloß in der Kehle. Jetzt beugte sie sich über ihn und küßte ihn auf den Mund. Es sollte eine Geste der Versöhnung sein, eine Wiedergutmachung für die harten Worte, die während der Reise gefallen waren, aber Adams Arm schlang sich
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