Die Füchsin
zurück, um Austin herzukommandieren, damit er ihm vom Pferd half.
Sie sah, daß sich sein Gesicht wieder verschlossen hatte, und mit einem Gefühl der Hilflosigkeit wandte sie sich von ihm ab, lüpfte die Röcke und lief auf den alten Mann zu, der erwartungsvoll auf der Treppe des Vorhauses stand. Mit einem Schrei der Erleichterung warf sie sich in den sicheren Hafen seiner Umarmung und mühte sich vergeblich, die schwachen Zuckungen ihres Körpers unter Kontrolle zu bringen.
»Na, na, na, Kind«, murmelte er leise, »es ist ein Lächeln, das ich auf deinem Gesicht sehen will, und keine Tränenflut!« Und dann, mit einer Leichtigkeit, die wahre Sorge ausschloss: »Sag mir nicht, ihr beide, du und Adam, habt schon wieder gestritten!«
»Schlimmer als das, Großpapa«, würgte sie heraus. »Ich habe ihn geheiratet am Rande der Ehrlosigkeit, und es war ein schrecklicher Fehler. Das weiß ich jetzt.«
»Du siehst schon wieder einmal den Wald vor lauter Bäumen nicht«, antwortete er guten Muts, klopfte ihr auf die Schultern und schaute über ihren Kopf hinweg auf Adam, der sich ihnen langsam und steif näherte, im Gesicht den vorsichtigen, wachsamen Blick, den Miles schon so lange an ihm kannte. »Was hast du gegen ihn?«
Heulwen wischte sich mit dem Ende ihres Ärmels über die feuchten Wimpern, drehte sich dann um und warf sich in seine Arme. In ihren Augen bewegte sich Adam jetzt ein wenig lockerer, nur die angespannten Gesichtsmuskeln verrieten noch seine Schmerzen. »Er hat gegen Warrin in einem Gottesurteil gekämpft«, sagte sie und fühlte mit Überraschung, wie seine Hand nach der ihren griff.
»Warrin ist also tot?«
»Nein, aber schwer verwundet und als Verlierer von König Henry aus dem Lande gejagt. Es war schrecklich, Großpapa, und ich möchte lieber nicht darüber sprechen, jetzt nicht. Können wir hineingehen?«
Er warf einen Blick auf ihr Gesicht mit den Blutergüssen, sah dort mehr als deren verblassende Male, drückte sie gegen Adam und wandte sich dem Vorbau zu.
***
Adam ließ sich vorsichtig auf den Stuhl mit der geraden hohen Lehne sinken, schloß die Augen, während er gegen die Schmerzen ankämpfte, öffnete sie dann wieder und sah Miles, der ihm einen Becher mit Whisky gewürzten Weins entgegenhielt. Es gelang ihm, die etwas verzerrte Version eines Lächelns zustandezubringen. »Nicht tödlich, aber schmerzlich. Ich werde mein Leben lang eine Narbe vom Hüftknochen bis zu den unteren Rippen mit mir herumtragen. Und – ich habe viel verpatzt in Windsor, nicht nur an meinem Körper.«
»Ein Zweikampf war noch immer eine gefährliche Sache«, sagte Miles.
»Ja, sicher, aber du weißt ja nur die Hälfte.« Adam warf einen Blick auf Heulwen.
Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt und redete mit leiser Stimme auf Elswith, ihre Zofe, ein, während sie die Reisekisten auspackten.
Miles schaute in die Richtung. »So also steht es?« fragte er nachdenklich, nachdem er sich an Heulwens Verzweiflung draußen auf dem Hof erinnerte.
»Schlimmer.« Adam berichtete ihm in kurzen Zügen die Grundzüge der Geschichte.
Miles schürzte die Lippen. »Kein Wunder, daß du es so eilig hattest, in die Marken zu kommen statt den Geiern bei Hofe ein verlängertes Fest zu bieten.«
»Ich war ein Idiot.« Adam senkte den Blick auf den Becher in seinen Händen. »Wenn ich mich nicht kopfüber in diese Sache gestürzt hätte, wäre das alles wahrscheinlich nicht passiert, oder?«
»Wahrscheinlich nicht«, räumte Miles ein, »aber wenigstens ist der Mord an Ralph gesühnt, und du hast, was dein Herz so lange begehrte.«
»Ja.«
Adams Ton ließ Miles Augenbrauen nach oben gehen, und nach kurzem Zögern griff er in seine Tunika. »Ich habe Heulwen davor gewarnt, den Wald vor Bäumen nicht zu sehen, und wenn du das gleiche tust, nur am anderen Ende des Waldes – wie wollt ihr da jemals zusammenkommen?« Er streckte ihm seine vom Alter faltige Handfläche entgegen, und darauf lag ein Stück schön bearbeitetes Gold.
»Was ist das?« Adam streckte den Arm aus, zuckte zusammen, vollendete aber die Bewegung und hatte eine runde Umhangbrosche in der Hand, ein Beispiel für geschickte angelsächsische Handwerkskunst: ein Wolf, der sich in den eigenen Schweif zu beißen versucht, die Augen mit winzigen roten Karneolsteinen besetzt.
»Sie hat Heulwens Großmutter gehört, meiner ersten Frau. Christen war angelsächsisch, und das Schmuckstück befand sich seit Urzeiten in ihrer Familie. Ich habe es ihr aus dem
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