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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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und gab Rhodri einen Hieb, daß es ihn im Sattel herumdrehte. »Du wagst es, mir zu predigen wie ein Pfaffe, wo es zuallererst deine Idiotie war, dich in diese Situation zu begeben. Beim gekreuzigten Christus, ich hätte dich dort verrecken lassen sollen, wenn wieder Galgenzeit ist.«
    Der Hieb hatte Rhodris Lippe erneut aufplatzen lassen, und dunkles Blut tropfte ihm vom Kinn in das dicke Winterfell seines Pferdes. »Ich bin nicht undankbar«, murmelte er mit belegter Stimme, »ich meine nur, du hättest es auch auf andere Weise schaffen können. Es gibt schon zuviel böses Blut gegen uns. Wir haben Lady Heulwens ersten Mann getötet, und jetzt hast du praktisch ihren Großvater umgebracht.«
    Davydd ließ die Zügel los, die er wieder aufgenommen hatte, und starrte Rhodri unverwandt an. »Wie meinst du das: ihren ersten Mann getötet?«
    »Ralph le Chevalier, erinnerst du dich nicht?«
    »Le Chevalier? Sie ist seine Witwe?« Er stützte sich auf den Sattelknauf und schaute seinen Bruder verblüfft an, dann plötzlich wich die Überraschung und machte einem schallenden Gelächter Platz. »Gott, dann muß sie mir ja ewig dankbar sein, daß ich sie von ihm befreit habe. Ich wollte, ich hätte es vorher gewußt!«
    Rhodri betrachtete seinen Bruder, und seine in der Gefangenschaft erlangte menschliche Reife riß ihm die Schleier der Kindheit von seinen Augen. Davydd kannte nur den Boden direkt unter seinen Füßen, ohne eine Ahnung vom Horizont zu haben. Das war auch seine eigene Weltsicht gewesen, ehe seine Verwundung und die Gefangenschaft ihm eine andere, der seinen überlegene Umgebung gezeigt hatte. Er schürzte die aufgesprungene Lippe. »Warum kannst du eigentlich nicht Frieden machen mit de Lacey? Schön, er ist ein Normanne und auf seinen eigenen Vorteil aus, aber er ist nicht unersättlich. Er hört zu, wenn man vernünftig mit ihm redet, und er ist jetzt der Schwiegersohn des Earls von Ravenstow.«
    Davydd prustete wieder vor Lachen über Rhodris Bemerkung. »Ebensogut könnte ich ein Wolfsrudel in meine Zwinger lassen!«
    »Das hast du vermutlich bereits. Miles le Gallois wird auf beiden Seiten der Grenze respektiert und verehrt. Sein Sohn ist ein Earl und mit der leiblichen Tochter des englischen Königs verheiratet, und er hat verwandtschaftliche Verbindungen zur Hälfte des walisischen Adels von Gwynedd bis Powys!« Diesmal riß Rhodri sein Pferd zur Seite und wich dem beabsichtigten Schlag aus.
    »Ein Wolf im Schafspelz!« röhrte Davydd völlig außer sich, und sein Speichel befleckte seinen Schnurrbart. »Und ich habe ihn an meinem eigenen Herd großgezogen! Du bist weich geworden, einer, der den Normannen in den Arsch kriecht!« Er grub seine Absätze in die Flanken des Ponys und ritt fluchend davon, wobei Rhodri ihm hinterher blinzelte, unerwartete, heiße Tränen in den Augen.
    Kroch er in Wirklichkeit den Normannen ›in den Arsch‹? Er überlegte sich noch einmal, was bei dieser Trainingsstunde von heute Vormittag geschehen war, das freundliche, überlegene Amüsement, das rasch zum Zorn wurde, als sich das Schoßhündchen auf einmal knurrend auf seine Wärter richtete. Die berechnenden Falkenaugen von Adam de Lacey und sein trügerisch lächelnder Mund. Nein, Davydd hatte keine Ahnung, was ihn da erwartete.
    Dann dachte Rhodri an den alten Mann, Miles le Gallois: Miles ap Heulwen uerch Owain von der Linie Hwyel Dda. Auch da war viel walisisches Blut dabei, ebenso gutes oder sogar besseres als das seine. Er hatte den alten Mann in den Monaten seiner Gefangenschaft achten und lieben gelernt, vielleicht mehr als für ihn gut war. Miles war klug und tolerant gewesen, mitfühlend, ohne mitleidig zu sein, denn er verstand als Waliser die walisische Art besser als mancher von ihnen. Trotz der vielen Gelegenheiten hatte er Rhodri nie verspottet oder als kleinen Jungen behandelt. Er hätte ein besseres Los verdient als das, was sein Bruder Davydd ihm bereitet hatte. Rhodri wischte sich die Augen aus und fluchte, weil er trauerte um einen Mann, der eigentlich sein Feind sein sollte. Dann berührte er die geplatzte Lippe, warf einen düsteren Blick auf den breiten Rücken seines Bruders, trieb das Pony an und galoppierte, bis er ihn eingeholt hatte.
    ***
    Es war später Nachmittag, als Adam und seine Männer auf die Überreste und Zeichen des walisischen Überfalls stießen. Das Klimpern der Geschirre, das Schnauben der Pferde und das Knarren, wenn sich die Männer unbehaglich in ihren Sätteln bewegten,

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