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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ihre Gesichter waren zur Hälfte von den Helmen verborgen. Das ihre dagegen war offen, den Blicken der Waliser preisgegeben, und was immer sie darin lesen mochten: es war ihr Schicksal und das ihres Großvaters. Die Verantwortung, die sie einging, war in der Tat erschreckend.
    Davydd ap Tewdr beobachtete genau, wie sich die Gruppe von der Burg dem vorbereiteten Treffpunkt näherte, der durch eine walisische Lanze gekennzeichnet wurde, welche im Boden steckte. »In Ordnung«, sagte er über die Schulter. »Bringt ihn her.«
    Die Frau, die an den Zügeln zog und den Waliserführer über den im Wind zitternden Speerschaft hinweg anschaute, war hinreißend schön – nicht im klassischen Sinn, dafür war ihr Knochenbau zu kräftig, eher in einem frühen, wilden Sinn, eine Schönheit, die ganz das Gefühl ansprach.
    »Lady Heulwen?« Er zeigte ihr ein charmantes, etwas wölfisches Lächeln und schaute dann auf Rhodri, der tief errötete und sich abwandte.
    »Ich hoffe, wir brauchen keine Zeit mit Förmlichkeiten zu vergeuden«, erwiderte sie frostig. »Es ist ja vermutlich kaum mehr zu tun, als daß wir den Austausch vornehmen.«
    Davydd ap Tewdr strich sich mit den Fingern über den Schnurrbart und ließ sich nicht von dem Eis in ihren Blicken beeindrucken. Er stellte fest, daß sie augenblicklich die Gegenwart ihres Großvaters erkannt hatte, der da auf der Bahre lag.
    »Er lebt noch«, sagte Davydd, und dann, herausfordernd: »Wir haben ihn besser behandelt als Ihr meinen Bruder, wie es scheint.«
    »Das war meine eigene Schuld«, wandte Rhodri rasch ein. »Ich bin heute morgen vom Pferd gefallen.«
    Ap Tewdr warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu. »Als du zuletzt vom Pferd gefallen bist, warst du drei Jahre alt!« erklärte er, ließ es aber dabei und wandte sich wieder lächelnd an Heulwen: »Mylady, laßt uns jetzt um Himmels willen den Austausch vornehmen. Ich habe nicht die Absicht, länger hier herumzustehen, und ich bin sicher, auch Ihr wollt Euren Großvater in die Wärme und Sicherheit der Burg bringen.«
    Heulwen nickte steif, brachte kein Wort hervor und wußte, daß sie, wenn sie noch lange auf die Bahre schauen würde, in Stücke zerspränge wie Eis, das zu sehr belastet wurde. Sie hob die Hand und rief FitzSimon zu sich.
    Jede seiner Bewegungen zeigte seine Abscheu an; der Ritter zog den scharfen Jagddolch aus dem Gürtel und ließ sich dann vom Pferd gleiten, bückte sich und zerschnitt die Stricke, die Rhodri fesselten, hob ihn zuletzt aus dem Sattel.
    Rhodri massierte sich die Handgelenke. FitzSimon stach bedächtig die Spitze des Dolchs durch Tunika und Hemd des Jungen, bis sie seine Haut berührte. »Probier jetzt keinen Unsinn«, knurrte er.
    »Ich müßte verrückt sein wie ein saeson, um das zu tun, mit der Freiheit in greifbarer Nähe«, erwiderte Rhodri, und die Dolchspitze kitzelte an seiner Haut. Die Waliser versteiften sich in ihren Sätteln, und ihre Hände bewegten sich auf die Schwertgriffe zu.
    Heulwen warf sich von ihrer Stute und war neben FitzSimon. »Gebt mir den Dolch!« schrie sie und streckte ihm wütend die Hand und das erhobene Gesicht entgegen. Als er sich nicht bewegte – völlig verblüfft, daß eine Frau, und sei es eine von hohem Rang, es wagte, einem Mann eine Waffe abzunehmen –, wand sie ihm den Dolch aus den Fingern und warf ihn so weit weg, wie sie konnte. »Wisst ihr nicht, was da alles auf dem Spiel steht?« spuckte sie ihm ins Gesicht. »Ist Euer Stolz so groß, daß Ihr nicht diesen kindischen Spott hinnehmen könnt, ohne wie ein ebensolches Kind darauf zu reagieren?« Ein Blick des Abscheus zeigte sich in ihrem Zorn, als er sich ruckartig umwandte. »Reitet zur Burg und wartet dort auf mich. Ich brauche Euch so dringend, wie ich einen Pfeil in den Schädel brauche!«
    FitzSimon zuckte zurück wie vor dem Gift einer angreifenden Schlange. Er merkte, daß die Waliser ihre Wut überwunden hatten und die Szene mit amüsierter Neugier beobachteten, und er konnte seinen Stolz, den sie im Zorn erwähnt hatte, entweder schlucken oder daran ersticken. Nach einem weiteren schwierigen Augenblick entschloß er sich zu ersterem, aber in sehr uneleganter Weise. Lord Adam würde es zu hören bekommen, beim gekreuzigten Christus, ja, das würde er! »Mylady«, räumte er ein, und jedes seiner Worte war eine Beleidigung, »ich beuge mich Eurem Willen.« Er ging zu seinem Dolch, hob ihn aus dem Gras auf, wischte ihn umständlich ab, ehe er ihn in die Scheide steckte, dann

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