Die fuenf Hueter - Die Einheit zerbricht
Prinzessin Eleon mit Flügeln zur Welt gekommen wäre, hätte sie die Hoffnungen von ganz Solaras erfüllt. Aber seit Tausenden von Jahren kam keine Fee mehr mit Flügeln zur Welt.
»Pamoda«, unterbrach Farun seine Gedanken. »Ihr wisst, was Feenflügel für unser Reich bedeuten und was in der Prophezeiung geschrieben steht?«
Pamoda antwortete nicht. Er wusste genau wie jeder andere, dass Feenflügel seit jeher als Symbol der unbesiegbaren Macht des herrschenden Königshauses und als gutes Omen für das ganze Reich galten. Die Prophezeiung versprach, dass die Macht der Feen eines Tages wieder aufleben würde, doch kaum jemand in Solaras glaubte noch an diese Prophezeiung.
»Mein Sohn hatte das Vertrauen des Volkes gewonnen. Er wäre ein würdiger Thronfolger geworden. Nun muss Prinz Atull seinen Platz einnehmen.«
Pamoda fuhr auf. »Nein! Prinz Atull ist ein Verfechter des Angriffskrieges. Und das steht eindeutig im Widerspruch zu unserer Verfassung.«
Der König richtete sich mühselig auf. »Das ist ja das Dilemma. Aber Atull ist der Sohn meiner verstorbenen Schwester. Es ist eine schwierige Entscheidung. Seit der Reichsgründung wurde der Thron immer an den erstgeborenen Sohn des Königs vererbt. Zum ersten Mal seit dreitausend Jahren haben wir eine Ausnahmesituation. Da ich nur einen Sohn hatte, kommt gemäß unserer Verfassung Prinz Atull als Thronfolger vor Eleon. Nur bei schwerwiegenden Gründen ist eine Ausnahme erlaubt.«
»Und diese ist hier gegeben«, entschied Pamoda. »Das Wohl von Solaras ist wichtiger als die Einhaltung der Thronfolge. Der Orden hat sich bereits für Prinzessin Eleon ausgesprochen. Durch Makut wurden sie seit Jahren über die Prinzessin informiert.«
»Aber der Rat wird sich für meinen Neffen entscheiden. Atull ist ein kampferprobter Mann.« Erschöpft wischte sich König Farun über die Stirn. »Laut unserer Verfassung soll immer der männliche Thronanwärter bevorzugt werden.«
Pamoda zog die Stirn in Falten. »Und was ist mit Atulls Vater? Fürst Gurat hätte dann ebenfalls Einfluss auf die Geschicke unseres Reiches. Das kann und wird der Orden des goldenen Herzens nicht dulden.«
»Und wenn schon.« Der König winkte müde ab. »Durch Atulls Thronbesteigung hätte Solaras auch Vorteile. Die Zeit, in der wir leben, erfordert Stärke. Eine junge Frau ohne Einfluss und Verbündete wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt.« Er sah seinem Ritter verzweifelt in die Augen. »Königin Pira hat mir Eleon in ihren Briefen beschrieben. Sie ist sanft veranlagt, doch als Regentin muss sie sich ständig bewähren. Und Ognam ...« Er griff sich ans Herz. »Nein, das kann ich nicht verantworten. Ich kann nicht zulassen, dass meine Tochter sich diesem Monstrum stellen muss.«
König Farun schluckte. »Wenn der Herrscher aus Katrakan erfährt, dass eine junge unerfahrene Königin Solaras regiert, greift er uns sofort an. Und wenn seine Spione ihm von Eleons Schönheit berichten, ist sie verloren. Nein, Pamoda, Eleon muss sich bedeckt und im Hintergrund halten. Sie ist das einzige Kind, das mir noch geblieben ist. Wir müssen sie beschützen.« König Faruns Stimme brach, und er starrte ins Leere.
Pamoda strich sich über die Stirn. »Ich verstehe Euch, aber Eleon ist nicht allein. Der Orden und auch wir Hüter stehen an ihrer Seite. Ihr könnt unbesorgt sein. Eleon soll sich dem Hohen Rat zur Wahl stellen. Bitte gebt ihr dafür die Erlaubnis.«
Der König atmete tief durch. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Pamoda verstand ihn kaum noch, seine Worte waren nur noch ein Flüstern. »Leichtsinnigkeit. Warum musste mein Sohn so unvorsichtig sein und dieses Pferd besteigen? Er hat mit dieser Tat ganz Solaras ins Unglück gestürzt. Die Sicherheit aller steht jetzt auf dem Spiel.«
Pamoda schwieg. Er teilte diese Ansicht nicht. Er hatte den jungen Erben geliebt, doch mit der Thronbesteigung von Prinz Helur wären die Gefahren, die das Reich bedrohten, nicht gebannt worden. Pamoda griff nach dem Krug Wein und füllte den Becher des Königs. Sein Entschluss war gefasst.
»Ich möchte Eure Leibgarde begleiten und selbst für den Schutz der Prinzessin sorgen.« Der Ritter erhob sich.
König Farun schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, bleibt! Für Euch habe ich einen anderen Auftrag. Die Eskorte für meine Tochter ist bereits unterwegs. Diese Männer müssen als Schutz genügen. Niemand außerhalb des Reichs weiß vom Tod des Thronprinzen und dass ich Befehl gab, Eleon heimlich
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