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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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kurz zu.
    »Na, ausgeschlafen?« Ob er dabei zu mir oder auf die Straße schaut, kann ich nicht sagen, weil er eine dunkle Sonnenbrille trägt.
    »Hi«, murmele ich.
    »Wie geht es dir?«, fragt er.
    »Kopfschmerzen«, antworte ich.
    »Das ist normal.«
    »Ich weiß.«
    »Wasser«, sagt Cassie und reicht mir eine Flasche, ohne mich dabei anzusehen. Ich trinke sie in zwei Sekunden halb leer, dann schaue ich aus dem Fenster auf die Landschaft, die bei 120 km / h vorbeisaust.
    »Wo sind wir?«, erkundige ich mich.
    »Illinois«, erwidert Mason.
    »ILLINOIS?!«
    Cassie zuckt zusammen, dreht sich jedoch auch jetzt nicht zu mir um. Ich hole tief Luft und muss daraufhin laut gähnen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und frage mit ruhigerer Stimme: »Wie lange habe ich geschlafen?«
    Mason sieht Cassie an und blickt dann auf die Uhr.
    »Ungefähr acht Stunden, würde ich sagen«, teilt er mir so gelassen mit, als hätte ich mich nach dem Wetterbericht erkundigt.
    » Acht Stunden ? Wie kann das sein?«
    »Sie haben ein Beruhigungsmittel beigemischt ... damit du ein bisschen runterkommst«, erklärt Mason.
    Ich nicke und fühle mich noch immer wie betäubt.
    »Vielleicht hätten sie es ein bisschen niedriger dosieren sollen«, sage ich. »Es sei denn, sie sind auf einen dreifachen Knockout aus.«
    »Ich werde es mir gleich notieren«, sagt Cassie, den Blick weiterhin auf das kleine Display des Smartphones gerichtet. Wenn wir unter uns sind, kann Cassie ihr robotermäßiges Workaholic-Ich voll und ganz ausleben.
    »Wie heißen wir ab jetzt mit Nachnamen?«, erkundige ich mich.Zu jeder neuen Stadt gehört ein neuer Familienname, Vornamen bleiben gleich – der Beständigkeit wegen.
    »West«, antwortet Mason.
    »Aha.« Ich lasse ihn mir durch den Kopf gehen. Daisy West. Auf jeden Fall interessanter als Daisy Johnson aus Palmdale, allenfalls ein bisschen zu hübsch. Aber sicher nicht annähernd so schlecht wie Daisy Diamond aus Ridgeland.
    »Ich glaube, mir hat Appleby am besten gefallen«, äußere ich laut.
    »Daran bist du jetzt bloß gewöhnt«, erwidert Mason. »Aber West ist gut.«
    Schulterzuckend überlege ich, wie ich mir am besten die Zeit vertreiben soll.
    »Ich wünschte, wir dürften fliegen.« Ich habe nur leise vor mich hin gemurmelt, dennoch ist es Mason nicht entgangen.
    »Das wäre in der Tat angenehm«, pflichtet er mir bei. Leider macht unser vierter Mitreisender das unmöglich: Revive – der streng unter Verschluss zu haltende Superwirkstoff, der Menschen wieder zum Leben erweckt. Das Mittel ist zu wertvoll, um es einzuchecken, und zu geheim fürs Handgepäck. Deshalb müssen wir jedes Mal mit dem Auto fahren, wenn wir den Ort wechseln. Ich weiß nie, was ich während der Fahrt tun soll. Ich wünschte, ich könnte lesen, doch im Auto wird mir dabei immer schlecht, und weil wir so plötzlich aufbrechen mussten, ist mein iPod nicht aufgeladen. Irgendwann fange ich an, Verkehrsschilder zu zählen, bis ich so nötig muss, dass ich mir fast in die Hose mache. Ich bitte Mason an der nächsten Raststätte anzuhalten. Da es fast Mittag ist, beschließen wir, dort zu essen.
    Nachdem ich die überraschend erträgliche Toilette aufgesucht habe, gehe ich zu Mason und Cassie hinüber, die an einem Tisch in der Ecke Platz genommen haben. Sie sitzen sich gegenüber, unterhalten sich aber nicht. Sie sehen aus wie ein typisches Ehepaar. Nachkurzem Zögern lasse ich mich neben Cassie nieder und entscheide mich damit dafür, so zu tun, als wäre ich ein Mama-Kind. Cassie blickt auf und lächelt mich liebevoll an.
    Wir sind in der Öffentlichkeit, nur deshalb verhält sie sich so menschlich.
    »Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten«, sagt die Kellnerin zu mir, als sie unsere Bestellung aufnimmt. Das hören wir nicht zum ersten Mal, auch wenn es nicht stimmt. Cassies blonde Haare sind glatt und haben einen Rotstich, meine sind wellig und so dunkel, dass man sie eigentlich als hellbraun bezeichnen müsste. Cassies Augen sind rund und tiefblau wie der Ozean, während meine heller sind als der Mittagshimmel, weit auseinanderstehend und mandelförmig. Sie ist fast 1,80 Meter groß und ich nicht einmal 1,70 Meter. Sie ist kurvig, während ich Jeans aus der Jungenabteilung trage.
    Noch absurder wird der Kommentar über eine angebliche Ähnlichkeit durch die Tatsache, dass Cassie gerade einmal dreizehn Jahre älter ist als ich.
    Doch offenbar spielen wir unsere Rollen recht überzeugend.
    »Danke!«, sagt Cassie

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