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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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in der Hand vor unserer Haustür – dass ihre Mutter sie geschickt hatte, stand außer Frage.
    »Hi«, grüßte sie. »Ich bin Nora.«
    »Ja, ich erinnere mich, ihr habt uns doch die Kekse vorbeigebracht«, antwortete ich. »Ich bin Daisy.«
    »Ja.«
    Wir starrten einander schweigend an. Ich fand, sie sah aus wie Barbies kleine Schwester und fragte mich, ob sie wohl je Outfits trug, die nicht von den Haarspangen bis zu den Sandalen zusammenpassten. Unterdessen musterte sie mich mit meinen abgeschnittenen Jeans und dem rot-weiß gestreiften T-Shirt, als käme ich direkt vom Mars.
    »Hier«, sagte sie schließlich und reichte mir den kleinen violetten Umschlag. »Das ist eine Einladung zu meiner Geburtstagsfeier am nächsten Wochenende.«
    »Oh«, stammelte ich, »danke.«
    »Gern geschehen«, erwiderte Nora. »Bis dann.«
    Am nächsten Wochenende tat ich so, als wäre ich krank undbeobachtete die Geburtstagsgäste von meinem bequemen Fensterplatz aus. Im Nachhinein war das wahrscheinlich der Moment, in dem entschieden wurde, wer Daisy Appleby sein würde. In den ersten Schulwochen war Noras Party das einzige Gesprächsthema. Zu der Feier waren Jungen und Mädchen eingeladen und wer nicht dabei gewesen war, war ein Niemand. Den Rest des Jahres verhielt sich Nora auf Nachbarschaftsfesten und in der Schule distanziert, aber höflich. Doch in der achten Klasse trug sie plötzlich keine Zahnspange mehr, dafür Körbchengröße B und war auf dem bestem Weg, der Star der Schule zu werden, während ich nur das eigentümliche Mädchen von nebenan war, das meistens für sich blieb. Ohne dass es mir bewusst gewesen wäre, hatte ich dem beliebtesten Mädchen der Schule eine Abfuhr erteilt.
    Seitdem war ich praktisch unsichtbar.
    Nicht dass mir das etwas ausmachte.
    Das Revive-Programm basiert auf Verschwiegenheit und so konnte es nicht schaden, dass ich in der Schule unsichtbar war. Wenn ich mich mit jemandem anfreunde, muss ich höllisch aufpassen, dass mein Verhältnis zu der Person nicht zu eng wird. Immerhin ist mein Familienleben nur eine Fassade und ein schneller Umzug nie ausgeschlossen.
    Dennoch war ich in Frozen Hills nicht einsam. Ich hatte eine Lerngruppe und mit einigen von ihnen traf ich mich ab und zu auch einzeln. Außerdem gehöre ich nicht zu den Leuten, denen es unangenehm ist, allein ins Kino oder auf ein Konzert zu gehen. Ich weiß nicht, wann normale Jugendliche anfangen, ein Problem mit so etwas zu haben, mir ging es jedenfalls bislang zum Glück nicht so.
    Sorgfältig hefte ich drei Jahre Erinnerungen ab und um neun Uhr, als wir in Omaha, unserem neuen Wohnort in Nebraska, einfahren, komme ich zu dem Schluss, dass ich meine Zeit in Frozen Hills insgesamt als Erfolg verbuchen kann. Ich bin ohne größere Schwierigkeiten durch die Schule gekommen, niemand hat Verdacht geschöpft und ich habe nichts und niemanden zurücklassen müssen, den ich allzu sehr liebgewonnen hätte.
    Jetzt bin ich bereit, in die Zukunft zu schauen, und das heißt erstmal, mir die neue Stadt durchs Autofenster anzusehen.
    »Der Ort ist größer, als ich dachte«, stelle ich fest.
    »Omaha ist die Stadt mit den meisten Einwohnern in Nebraska«, erklärt Mason.
    »Wie viele Menschen leben hier?«, erkundige ich mich, weil ich weiß, dass er es weiß. Mason ist ein wandelndes Lexikon.
    »Eine halbe Million. Mehrere große Firmen sind hier angesiedelt ...«, beginnt er. Das ist die Gefahr, wenn man ihm eine Frage stellt. Wenn er in der richtigen Stimmung ist, erzählt er dir alles, was du schon immer nicht wissen wolltest.
    Ich kann nicht anders, als ihn auszublenden, und bin überrascht, dass meine Gedanken unwillkürlich nach Frozen Hills zurückkehren. Normalerweise habe ich mit einer Stadt nach der Bewertung abgeschlossen und dann beginnt etwas anderes. Dieses Mal ist die Sache jedoch offenbar noch nicht ganz abgehakt.
    Habe ich mir dort womöglich eine Chance entgehen lassen?
    »Alles in Ordnung?«, fragt Mason.
    »Ja, alles gut«, antworte ich. »Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, dass ich ... also wenn ich in Omaha eine Einladung zu einer Party erhalten sollte ... wahrscheinlich hingehen werde.«

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
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    Ich bin gerade dabei, mein Zimmer einzurichten, als mein Handy den Empfang einer SMS meldet. Die Nachricht ist von Megan, die vor elf Jahren in Iowa mit mir gestorben ist – ein weiteres von vierzehn noch lebenden »Revive-Kids«, die die Testgruppe des

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