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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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der Kern der Geschichte ist wahr.“ Seine
Stimme bekam einen bitteren Klang. „Jemand jagt uns. Wir wissen nicht, wer es
ist. Und wir wissen nicht, warum.“
    „Glaubst du, es könnte dieses
Schiff sein?“
    „Das ist sehr wahrscheinlich,
meinst du nicht?“
    „Dschinn“, sagte Serail gequält.
„Dieses Schiff ist eine Arche.“
    Er erstarrte, sein Kopf fühlte
sich mit einmal völlig leergefegt an. Sein Volk wurde ausgerechnet von Menschen
gejagt? Er sah alle seine Hoffnungen und Pläne wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
Wie sollte er die Passagiere dazu bewegen, sich gegen die eigenen Leute zu wenden?
Es war verrückt zu glauben, die Menschen würden Seite an Seite mit
Außerirdischen gegen eine Arche kämpfen. Und wie sollte er seinen Planeten
jetzt davor schützen, von gierigen Siedlern überrannt zu werden? Wenn die
Kolonisten Waffen besaßen, mit denen man Ahnen töten konnte, dann brauchten sie
auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen.
    „Bist du sicher, dass du dich
nicht irrst?“, fragte er, als könne er das Unvermeidliche abwenden. „Das Schiff
sieht nicht aus wie eine Arche.“
    „Du meinst, es ist kein
Stahlgestrüpp. Aber das war unsere Arche am Anfang genauso wenig. Wir haben
angebaut, genau wie die Leute dort drüben, aber sie haben einen anderen Baustil
benutzt. Schau genauer hin, man kann den ursprünglichen Schiffskörper noch erkennen.“
    Dschinn drehte das Computermodell
vor seinem geistigen Auge, nahm einige Teile fort, fügte neue hinzu. Was sich
herausschälte, war tatsächlich eine vage bekannte Form, doch im Gegensatz zur
Kristallstruktur der Arche 32 wirkte dieses Gebilde massiv und geschlossen. Man
hatte streng kreisförmig um den Kern herumgebaut, Etage um Etage in Schichten
übereinandergelegt, so dass ein Oval mit glatten Außenwänden entstanden war.
Der Koloss glitzerte abwehrend im kalten Licht der Sterne. Die Arche, die er
kannte, war ein geordnetes Chaos, genau wie die Kultur, die darin entstanden
war: vielfältig, kreativ, individualistisch. Das Gebilde, das dort draußen auf ihn
zukam, wirkte wie ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss.
    „Die vielen dunklen Vierecke rund
um den Rumpf –“, murmelte Serail.
    „Ja, ich habe es auch gesehen“,
bestätigte Dschinn. „Waffenschächte. Laut dem Strom sind es mindestens achttausend.“
     
    Waterloo fuhr gerade ein
Hundeschlittenrennen, als es geschah. Die Huskymeute stob bellend durch den
dichten Schneefall voran, und sein Atem gefror in der Luft zu glitzernden
Eiskristallen. Er hatte sich endlich an die Spitze gesetzt und rief seiner schärfsten
Crewkonkurrentin ein triumphierendes „Friss meinen Matsch, LaFauve!“ entgegen, als
die Stromlandschaft sich schlagartig verwandelte, und er samt seinem Schlitten
ins Weltall hinaus schoss …
     
    Flugleiter Lincoln lag im
Reparaturdock unter seinem Shuttle und versuchte fluchend, einen Leitungsdraht
in der Tiefe des Hovergelenkmotors zu erreichen. Man sollte denken, dass die
Ingenieursgilde genug technischen Verstand besaß, um schnell abnutzende Teile so
einzubauen, dass sie einfach zu erreichen waren. Aber nein, er musste hier
geradezu Joga-Positionen einnehmen, um an den verdammten Draht zu kommen.
Manchmal fragte er sich wirklich, warum er sich diesen Job ausgesucht hatte. Und
jetzt war auch noch der dreimal verfluchte Kolben –
    Er fuhr vor Schreck mit dem Kopf
in die Höhe, als er plötzlich ins All geworfen wurde, aber die Beule vom
Zusammenprall mit besagtem Kolben spürte er nicht mehr. Da hatte die Außenwache
sein Bewusstsein schon völlig übernommen ...
     
    Nachtigall verarztete einen wehleidigen
Crew, der gemeint hatte, auf Archensee eine Unterwasserblume pflücken zu
müssen. „Aber sie sah so wunderhübsch aus!“, jammerte er ihr die Ohren voll.
„Ich wollte sie meinem Getrauten zu unserem Tauftag schenken. Woher sollte ich
wissen, dass sie Giftstachel abschießt, wenn man sie berührt?“ Vermutlich hätte
er noch eine Weile so weiter gejault, und Nachtigall war nahe davor, ihm eine Narkosemaske
über den Mund zu stülpen. Aber plötzlich bekamen seine Augen den typischen
Stromblick, und alles, was er danach noch sagte, war „Heilige Mutter Gottes …!“
     
    Lazarus hatte in seiner einsamen
Kabine vor dem Cembalo gesessen und sich mit den Melodien treiben lassen.
Nichts beruhigte ihn mehr, als die Tasten unter seinen Fingern zu spüren, die
Gedanken abzuschalten und stundenlang zu improvisieren. Dadurch bekam er wieder
die nötige Klarheit, wenn

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