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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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BuenaVista-Flip im geschlossenen Glasgefäß holte. Die
Schwerelosigkeit ließ die verschiedenen Flüssigkeiten in bunten Perlen
durcheinanderquirlen. Matrosin Randori stieß sich von ihrer Greifstange ab und
folgte der schönen Unbekannten durch den Saal …
    Randori seufzte und entschied,
dass sie keine Zeit für törichte Tändeleien hatte. Sie musste sich stattdessen
den Kopf zerbrechen, wie man eine Rasse sturer Aliens zum Reden brachte.
     

 
    Passat
     
    „Das dritte Leben des Ahnen begann,
als die ersten beiden endeten.
    Seine gegensätzlichen Seelen
zerrten an ihm und hätten es fast auseinandergerissen. Die eine war ein
aggressives, einzelgängerisches Raubtier, die andere hatte in einem Gruppenorganismus
gelebt. Wie sollten sich die beiden Hälften miteinander vereinen? Viele von uns
verlieren in dieser Phase ihrer Entwicklung den Verstand. Aber es heißt, je
größer die Gegensätze bei einer Verwandlung sind, desto näher kommt das
Ergebnis der Perfektion. Die Asia würden das wahrscheinlich als Vereinigung von
Yin und Yang bezeichnen. Damals jedoch war es nur ein verzweifelter Kampf ums
Überleben. Bladerunner/Kieme musste eine Daseinsform finden, die für seine
beiden Hälften akzeptabel war, und das erschien so gut wie unmöglich.
    Die Reste seines Verstandes
durchsuchten alle genetischen Informationen, die seine Ahnen gesammelt hatten,
und sein Körper verformte sich in diesem Prozess zu bizarren, halbfertigen
Gestalten. Bald würde die Auflösung einsetzen. Der Wahnsinn würde seine energetische
Kontrolle zerstören, seine Materieform zerfallen lassen. Es würde für immer tot
sein. Sein Tiefenselbst spürte Panik, und seine Denkprozesse überschlugen sich
fast. Dann fand es, was es suchte: eine uralte Erbinformation. Mit letzter
Anstrengung zwang es seinen Körper und seine Seele in die Form, die das genetische
Material verlangte. Es gab sein vorheriges Selbst auf und verwandelte sich. Es
wurde zu einem Helium-Gleiter.
    Du hast diese Lebewesen schon
gesehen, Randori. Ihre Larven wachsen auf den treibenden Inseln und haben die
Form von Fallschirmen, die im Wind schwanken. Wenn sie älter werden, löst sich
ihre Verankerung, und das Heliumgas in ihren Körpern trägt sie hoch in den Himmel.
Aus den Pflanzenwesen werden elegante Gleiter in den Luftströmungen des
Planeten. Das Helium sammelt sich in ihrer Mitte zu einer ovalen Körperform,
die Fallschirm-Membran wird zu einer Tragfläche aus zwei schimmernden Flügeln,
die sie vorwärts treibt. In ein solches Windgeschöpf verwandelte sich der Ahne.
Ich werde ihn Passat nennen.
    Passats Tiefenselbst hatte die
Gleiter gewählt, weil sie die Eigenschaften seiner früheren Inkarnationen in
sich vereinten. Sie lebten in losen Flugformationen zusammen, nicht so eng wie
Kiemes Gruppenkörper, nicht so einsam wie die Sturmfänger. Sie waren friedlich,
doch gleichzeitig jagten sie. Sie konnten aggressiv sein oder sanft, ganz wie
die Situation es verlangte. Sie waren intelligent genug für ein vielschichtiges
Verhalten.
    Als Passat seine Verwandlung
beendet hatte und südlich in die Planetenatmosphäre hinaufstieß, dauerte es
nicht lange, bis es auf eine Jagdkette traf. In einem kilometerweiten Muster
hatten sich die Mitglieder dieses Schwarms über den Himmel verteilt. Ihre
Bewegungen waren synchron wie ein Ballett von Lenkdrachen an einer einzigen
Schnur. Passat konnte die farbig schimmernden Luftströmungen sehen, nach denen
sich die Gruppe ausrichtete. Seine Instinkte sagten ihm, wo es sich einordnen
musste, und mit einer leichten Bewegung seiner Rochenflügel ließ es sich in die
oberste Reihe der Gleiter tragen. Die anderen rückten etwas auseinander, um ihm
Platz zu machen. Neuankömmlinge waren immer willkommen, sie verbesserten die
Jagdchancen und verhinderten Inzucht. Passat produzierte zusätzliches Helium
und ließ sich von dem Gas tragen, schwebte bewegungslos in der gewünschten Höhe.
Nur ab und zu schlug es ein wenig mit den Flügeln, um nicht abgetrieben zu
werden. So wartete es viele Stunden geduldig mit den anderen. In regelmäßigen
Abständen stieß sein linker Nachbar einen Kontaktruf aus, und Passat gab die
Klangfolge in der Kette weiter. Der gleichförmige Rhythmus schläferte das
Zeitgefühl ein. Die Sonne ging unter und wieder auf, bevor sich die Schwingung
der Töne veränderte.
    Ein Mitglied des Schwarms hatte
Nahrung gesichtet. Das Pulsieren wurde schneller, Erregung breitete sich aus.
Das Flugmuster straffte sich, hastige

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