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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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stehen.
    Direkt vor ihm stand ein Auto und blockierte den Eingang. Es war ein Landrover. Er erkannte ihn schon, bevor er sah, dass Noah am Steuer saß. Die hintere Tür schwang auf, und Mrs Deverill stieg aus. Sie war offensichtlich wütend. Ihre Augen sprühten Feuer, und ihre Gesichtshaut schien straffer zu sitzen als gewöhnlich. Obwohl sie nur wenige Zentimeter größer war als Matt, beugte sie sich drohend über ihn, als er näher kam.
    »Was hast du hier zu suchen, Matthew?«, fragte sie streng.
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«, fragte er.
    »Ich denke, du solltest jetzt schleunigst mit uns zurückfahren. Du hast uns für einen Tag schon genug Scherereien gemacht.«
    »Ich will aber nicht zurück.«
    »Ich glaube nicht, dass du eine andere Wahl hast.«
    Matt dachte daran, sich zu weigern. Sie konnte ihn schließlich nicht ins Auto zerren, nicht direkt vor einer Zeitungsredaktion mitten in einer Kleinstadt. Aber plötzlich war er erschöpft. Mrs Deverill hatte recht. Er hatte nicht einmal Geld für den Bus. Er konnte nirgendwo hin. Was hätte er sonst tun sollen?
    Er stieg ins Auto.
    Mrs Deverill stieg nach ihm ein und schlug die Tür zu.
    Noah trat aufs Gaspedal, und sie fuhren los.

ANRUF AUS DEM JENSEITS
     
    Die Sonne war untergegangen, und Mrs Deverill hatte Feuer im Kamin gemacht. Sie saß mit einem gestrickten Schal um die Schultern vor dem Kamin und hatte Asmodeus auf dem Schoß. Wenn man sie so ansah, hätte man sie für eine nette Großmutter halten können. Sogar das Porträt ihrer Vorfahrin wirkte freundlicher als sonst. Ihre Haare waren ordentlicher und die Augen vielleicht etwas weniger grausam. Matt stand an der Tür.
    »Ich denke, wir sollten uns unterhalten, Matthew«, sagte Mrs Deverill. »Setz dich doch.«
    Sie deutete auf den zweiten Sessel. Matt zögerte, setzte sich dann aber. Seit sie ihn in Greater Malling gefunden hatte, waren sechs Stunden vergangen. Er hatte an diesem Nachmittag nicht mehr arbeiten müssen. Sie hatten schweigend zu Abend gegessen. Matt fragte sich, was nun kommen würde.
    »Wir beide scheinen uns nicht richtig zu verstehen«, begann Mrs Deverill. Ihre Stimme klang sanft und vernünftig. »Ich habe den Eindruck, dass du mich nicht magst. Das verstehe ich nicht. Ich habe dir nichts getan. Du lebst in meinem Haus. Du isst mein Essen. Was stimmt denn nicht?«
    »Es gefällt mir hier nicht«, sagte Matt nur.
    »Es soll dir auch nicht gefallen. Man hat dich hergeschickt, um dich zu bestrafen, nicht, damit du hier Urlaub machst. Hast du das schon vergessen?«
    »Ich will zurück nach London.«
    »Ist es das, was du den Leuten in Greater Malling erzählt hast? Den Leuten von der Zeitung? Was genau hast du ihnen erzählt?«
    »Die Wahrheit.«
    Im Kamin zerplatzte ein brennendes Scheit, und Funken flogen auf. Asmodeus schnurrte, und Mrs Deverill streichelte ihm mit einer Fingerspitze über den Rücken.
    »Du hättest nicht dorthin gehen sollen. Ich mag keine Reporter und auch keine Zeitungen. Die stecken ihre Nasen doch nur in die Angelegenheiten anderer Leute! Was hast du dir nur dabei gedacht, Matthew? Geschichten über mich und unser Dorf zu erzählen … Das hilft dir auch nicht weiter. Hat man dir geglaubt?« Matt antwortete nicht. Mrs Deverill holte Luft und versuchte zu lächeln, doch ihr Blick blieb stählern. »Hast du ihnen von Tom Burgess erzählt?«, fragte sie.
    »Ja.« Warum hätte er es abstreiten sollen?
    »Nun, das ist genau der Punkt. Erst ziehst du die Polizei in die Sache hinein … Ja, Miss Creevy hat mir erzählt, was du getan hast. Und als das nicht funktioniert, läufst du zur Presse. Und dabei bist du die ganze Zeit auf dem Holzweg. Du weißt gar nicht, was wirklich los ist.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe!«
    »Das glaube ich kaum«, widersprach Mrs Deverill. »Im Grunde ist das alles meine Schuld. Ich habe dich den Schweinestall ausmisten lassen und nicht darüber nachgedacht … Einige der Chemikalien, die wir benutzen, sind nicht ungefährlich. Wenn man sie einatmet, können sie das Gehirn angreifen. Einem erwachsenen Mann wie Noah macht das nichts aus. Außerdem hat er nicht viel Gehirn, das angegriffen werden könnte. Aber bei einem Jungen wie dir …«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Matt aufgebracht. »Dass ich mir das alles nur eingebildet habe?«
    »Genau das. Ich denke, dass du dir seit deiner Ankunft alles Mögliche eingebildet hast. Aber mach dir keine Sorgen. Du brauchst den Schweinestall nie wieder sauber zu machen.

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