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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Jedenfalls nicht mit Desinfektionsmittel. In Zukunft wirst du nur noch Wasser und Seife benutzen.«
    »Sie sind eine Lügnerin!«
    »Ich verbitte mir diesen Ton, junger Mann. So konntest du vielleicht mit deiner Tante in Ipswich reden, aber in meinem Haus dulde ich so etwas nicht!«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe! Er lag tot in seinem Schlafzimmer, und das ganze Haus war verwüstet. Das habe ich mir nicht eingebildet. Ich war da!«
    »Was muss ich tun, um dich vom Gegenteil zu überzeugen? Wie kriege ich dich nur dazu, einzusehen, dass du dich irrst?«
    Das Telefon klingelte.
    »Genau im richtigen Augenblick«, sagte Mrs Deverill. Sie rührte sich nicht, sondern deutete nur mit einer Handbewegung auf das Telefon. »Es ist für dich.«
    »Für mich?«
    »Warum nimmst du nicht ab?«
    Matt hatte schon eine dunkle Vorahnung, als er aufstand und zum Telefon ging. Er nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    »Matthew – bist du das?«
    Matt lief es eiskalt über den Rücken. Es war unmöglich. Das musste irgendein Trick sein. Es war Tom Burgess.
    »Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut«, sagte der Farmer. Nein. Es war nicht der Farmer. Es war nur seine Stimme. Irgendwie war sie nachgemacht worden. »Ich fürchte, wir haben uns heute Morgen verpasst. Ich musste zum Markt in Cirencester. Ich werde ein paar Wochen fortbleiben, aber wenn ich wieder da bin, komme ich und besuche dich …«
    Bildete Matt sich das nur ein, oder war es im Wohnzimmer plötzlich eiskalt? Das Feuer brannte zwar, aber die Flammen gaben keine Wärme ab. Wer – oder was – auch immer am anderen Ende der Leitung war, Matt sprach kein Wort mit ihm. Er knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Das war aber nicht sehr freundlich«, stellte Mrs Deverill fest.
    »Das war nicht Tom Burgess.«
    »Ich hatte ihn gebeten, dich anzurufen.« Der Feuerschein flackerte in ihren Augen. Matt warf einen Blick auf das Porträt und schauderte. Es lächelte ihn an, genau wie die Frau, die daruntersaß. »Ich dachte, es wäre das Beste, wenn du selbst mit ihm sprichst.«
    »Wie haben Sie.«, begann Matt.
    Aber es war sinnlos, Fragen zu stellen. Er dachte wieder an die Straßen, die in unmöglichen Kreisen herumführten, und den Kater, der erschossen worden war und trotzdem weiterlebte. Und jetzt rief ihn ein toter Farmer aus Cirencester an. Matt steckte in den Fängen einer Macht, die viel stärker war als er. Er war hilflos.
    »Ich hoffe, dass dieses Thema damit abgeschlossen ist, Matthew«, sagte Mrs Deverill. »Ich finde, du solltest es dir in Zukunft überlegen, solche Geschichten zu erfinden. Wer deine Vorgeschichte kennt, glaubt dir ohnehin nicht. Und noch mehr Ärger mit der Polizei kannst du ganz bestimmt nicht brauchen.«
    Matt hörte nicht mehr zu. Er ging schweigend hinauf in sein Zimmer.
    Er war geschlagen – und er wusste es. Er zog sich aus, schlüpfte unter die Decke und fiel in einen traumlosen, unruhigen Schlaf.
     
    Das Gebäude stand in Farringdon, in der Nähe des Stadtzentrums von London. Es stammte aus der Viktorianischen Zeit und war eines der wenigen Häuser in dieser Gegend, die die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg überstanden hatten. Von außen sah es aus wie ein Privathaus oder vielleicht das Bürogebäude eines Anwalts. Es hatte eine schwarze Eingangstür mit einem Briefschlitz, doch die einzige Post, die hier landete, war Werbung. Einmal im Monat wurde die Fußmatte leer geräumt und die Post verbrannt. Zeitschaltuhren sorgten dafür, dass im Haus Licht brannte. Das Haus war unbewohnt. Es stand trotz der hohen Mieten in London fast das ganze Jahr über leer.
    Doch an diesem Abend um acht Uhr fuhr ein Taxi vor, aus dem ein Mann ausstieg. Er war Inder, etwa fünfzig Jahre alt und trug einen leichten Regenmantel über seinem Anzug. Er bezahlte den Fahrer und wartete, bis das Taxi wieder fort war. Dann holte er einen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Haustür auf. Er schaute sich kurz nach links und rechts um. Als niemand zu sehen war, betrat er das Haus.
    Der schmale Flur war leer und makellos sauber. Eine Treppe führte in den ersten Stock. Der Mann war mehrere Monate nicht in dem Haus gewesen, und er blieb einen Moment lang stehen, um sich an die Einzelheiten zu erinnern: die Holztreppe, die cremefarbenen Wände, den altmodischen Lichtschalter neben dem Geländer. Es hatte sich nichts verändert. Der Mann wünschte, er wäre nicht in das Haus gekommen. Jedes Mal, wenn er kam, hoffte er, nicht wiederkommen zu müssen.
    Er ging nach

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