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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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oben. Der Flur im ersten Stock war moderner. Hier lag teure Auslegeware, Halogenlampen erhellten jeden Winkel, und in allen Ecken hingen schwenkbare Überwachungskameras. Am Ende des Flurs war eine dunkle Glastür. Sie öffnete sich elektronisch, als der Mann näher kam, und schloss sich lautlos hinter ihm.
    Der Nexus war wieder zusammengekommen.
    Sie waren zwölf – acht Männer und vier Frauen, die aus allen Teilen der Welt angereist waren. Sie sahen sich nur selten, aber sie hielten ständig Verbindung zueinander, übers Telefon oder per E-Mail. Sie alle waren einflussreiche Leute mit Verbindungen zur Regierung, dem Geheimdienst, der Wirtschaft und der Kirche. Sie hatten niemandem gesagt, dass sie an diesem Abend hier sein würden. Außerhalb dieses Raums gab es nur wenige Menschen, die von der Existenz ihrer Organisation wussten.
    Abgesehen von dem großen Tisch und den zwölf Ledersesseln war der Raum fast leer. Drei Telefone und ein Computer standen nebeneinander auf einer hölzernen Konsole. Uhren zeigten die Zeit in London, Paris, New York, Moskau, Peking und merkwürdigerweise auch Lima, der Hauptstadt von Peru, an. Weltkarten hingen an den Wänden, denen man nicht ansah, dass sie schalldicht und mit moderner Elektronik versehen waren, die ein Abhören des Raums unmöglich machte.
    Der Inder nickte zur Begrüßung und setzte sich in den letzten freien Sessel.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Professor Dravid.« Die Sprecherin saß am Kopf des Tisches. Es war eine Frau Ende dreißig, die ein strenges schwarzes Kleid trug und darüber eine am Hals zugeknöpfte Jacke. Ihr schmales Gesicht wirkte wie gemeißelt, ihr schwarzes Haar war kurz geschnitten. Ihre Augen waren merkwürdig blicklos, und sie sah den Professor beim Sprechen nicht an. Die Frau war blind.
    »Es freut mich, Sie wiederzusehen, Miss Ashwood«, antwortete Dravid. Er sprach langsam. Seine Stimme war tief und fast akzentfrei. »Zufällig bin ich ohnehin gerade in England. Ich arbeite zurzeit im Museum für Naturgeschichte. Aber ich danke allen anderen für ihr Kommen. Dieses Treffen ist sehr kurzfristig anberaumt worden, und ich weiß, dass viele von Ihnen eine weite Anreise hatten.« Er nickte dem Mann neben sich zu, der aus Australien eingeflogen war. »Wie Sie alle wissen, hat mich Miss Ashwood vor drei Tagen angerufen und um eine Notfallsitzung des Nexus gebeten. Nach meinem Gespräch mit ihr war ich ebenfalls der Meinung, dass diese Sitzung notwendig ist. Ich möchte Ihnen noch einmal danken, dass Sie alle gekommen sind.«
    Dravid wandte sich an Miss Ashwood. »Erzählen Sie ihnen, was Sie mir erzählt haben, Miss Ashwood«, sagte er.
    »Natürlich.« Miss Ashwood tastete nach ihrem Wasserglas und trank einen Schluck. »Seit unserem letzten Treffen sind sieben Monate vergangen«, begann sie. »Damals habe ich Ihnen mitgeteilt, dass ich eine Gefahr gespürt habe. Ich hatte das Gefühl, dass etwas im Gange ist. Wir sind übereingekommen, die Situation zu beobachten, wie wir es immer tun. Wir sind die Augen der Welt. Obwohl ich natürlich auf andere Weise sehe als Sie.«
    Sie verstummte.
    »Die Gefahr ist größer geworden«, fuhr sie fort. »Ich verspüre schon seit Wochen den Drang, Sie herzurufen, und habe in dieser Zeit auch mehrmals mit Professor Dravid gesprochen. Nun, länger konnte ich es nicht aufschieben. Ich bin ganz sicher, dass das eintreten wird, was wir alle am meisten fürchten. Raven’s Gate wird sich öffnen.«
    Es kam Bewegung in die Anwesenden, doch einige von ihnen machten zweifelnde Mienen.
    »Was haben Sie für Beweise, Miss Ashwood?«, fragte einer der Männer. Er war groß und dunkelhäutig und aus Südamerika angereist.
    »Sie kennen meine Beweise sehr gut, Mr Fabian. Sie wissen, warum man mich eingeladen hat, dem Nexus beizutreten.«
    »Ja, natürlich … aber was hat man Ihnen gesagt?«
    »Man hat mir gar nichts gesagt. Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich fühle. Und zurzeit ist es, als wäre Gift in der Luft. Ich spüre es schon die ganze Zeit, und es wird immer stärker. Die Dunkelheit kommt. Sie nimmt Form an. Sie müssen mir vertrauen.«
    »Ich hoffe, dass Sie uns nicht deswegen hergerufen haben«, bemerkte ein älterer Mann, um dessen Hals ein goldenes Kreuz hing. Er war Bischof. Er nahm seine Brille ab und putzte sie beim Sprechen. »Ich bin mir Ihrer Fähigkeiten durchaus bewusst, Miss Ashwood, und ich respektiere sie. Aber sollen wir wirklich akzeptieren, dass etwas

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