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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sollte er gehen? Die Straße trennte zwei Welten. Hinter ihm war der Wald. Auf der anderen Straßenseite lag eine Art Heidelandschaft. Ihm fiel wieder ein, was er im Wald gedacht hatte. Ein Bach oder ein Fluss. Matt rannte über die Straße und in das hohe Gras. Er merkte sofort, dass der Boden feucht war. Er fühlte ihn weich und klebrig unter seinen Füßen. Obwohl er spürte, dass es immer mooriger wurde, rannte er weiter. Kaltes Wasser drang in seine Turnschuhe.
    Die Gefahr erkannte er erst, als es zu spät war. Er blieb ruckartig stehen, doch in diesem Moment gab auch schon der Boden unter ihm nach, und er wurde in die Tiefe gezogen, ohne etwas dagegen tun zu können.
    Ein Sumpf. Und er war direkt hineingerannt.
    Matt schrie. Er versank unglaublich schnell. Der Schlamm stieg ihm über die Knie und an seinen Oberschenkeln hoch. Dann war er an seinem Bauch. Er versuchte, sich zu befreien, aber seine hektischen Bewegungen ließen ihn nur schneller versinken. Der Moorboden umklammerte seinen Bauch, und er konnte sich gut vorstellen, was als Nächstes passieren würde, in den letzten, grauenvollen Momenten seines Lebens. Der Schlamm würde über sein Gesicht steigen, und er würde einen letzten Schrei ausstoßen. Und dann, wenn der stinkende Schlamm in seinen Mund und seine Kehle drang, würde er für immer still sein.
    Matt zwang sich zur Ruhe. Er wusste, dass das Ende nur schneller kam, wenn er weiter herumzappelte. Fast hätte er gelächelt. Er hatte die Hunde überlistet. Er war an dem einen Ort, an dem sie ihm nicht folgen konnten. Und wenn er sterben musste, war diese Art vermutlich die bessere.
    Er entspannte sich, und im selben Moment glaubte er etwas zu riechen, sehr nah und doch weit entfernt. Es roch nach etwas Verbranntem. Ob es das Feuer der Dorfbewohner war? Nein, das war zu weit weg. Hatte vielleicht jemand irgendwo im Moor ein Feuer entzündet? Er schöpfte neue Hoffnung, doch sie schwand schnell wieder. Es war niemand da. Der Brandgeruch verschwand. Er hatte ihn sich nur eingebildet.
    Der Schlamm brodelte und stieg bis zu seinen Achselhöhlen. Er fühlte sich kalt an und irgendwie endgültig. Der Geruch von Schlamm und vermoderten Blättern stieg ihm in die Nase. Matt schloss die Augen und wartete auf das Ende. Doch jetzt spielte der Sumpf mit ihm und kroch nur noch zentimeterweise an ihm hoch.
    Der Lichtstrahl traf ihn, noch bevor er das Motorengeräusch hörte. Ein Auto war aus dem Nichts aufgetaucht. Es war von der Straße abgebogen und parkte nun am Rand des Sumpfgeländes. Ein Mann stieg aus, doch er war hinter den gleißenden Scheinwerfern kaum zu erkennen.
    »Nicht bewegen!«, befahl eine Stimme. »Ich habe ein Seil.«
    Aber der Sumpf, der anscheinend fürchtete, sein Opfer zu verlieren, verstärkte seinen Griff. Gierig kroch er an Matt hoch, bis über die Schultern.
    »Schnell!«, schrie Matt.
    Jetzt hatte der Schlamm sein Kinn erreicht. Verzweifelt hielt er den Kopf hoch und starrte hinauf zu dem blassen Mond, der endlich hinter den Wolken hervorgekommen war. Ihm blieben nur noch Sekunden.
    Der Sumpf zog noch einmal an ihm. Die schlammige Brühe stieg über seinen Kopf und drang ihm in Nase und Augen. Nur seine Hände ragten noch heraus. Doch dann traf sie das fliegende Ende eines Seils. Halb erstickt und blind griff Matt danach und bekam es zu fassen.
    Und dann wurde er wieder an die Oberfläche gezogen. Zentimeter um Zentimeter. Seine Lungen drohten zu platzen. Mit einem Schrei riss er den Mund auf und holte Luft, als sein Kopf endlich wieder über der Oberfläche war. Als sein Bauch aus dem Sumpf auftauchte, gab es ein ekliges schmatzendes Geräusch. Er strampelte mit den Füßen und hielt weiterhin das Seil umklammert. Eine starke Hand packte ihn und zog ihn ganz heraus. Erschöpft brach er auf dem festen Boden zusammen.
    Einen Moment lang lag er nur da und hustete das Schmutzwasser aus sich heraus. Dann schaute er auf und erkannte Richard Cole, den Reporter von der Greater Malling Gazette.
    »Sie!«, schnaufte er.
    »Was zum …?« Richard war genauso verblüfft. »Wie …?«
    »Was machst du hier?«
    Die unvollendeten Fragen hingen zwischen ihnen in der Luft.
    Dann übernahm Matt das Kommando. »Nicht jetzt«, sagte er, denn er dachte an die Hunde. Auch wenn sie seine Fährte verloren hatten, als er im Sumpf steckte, würden sie sie schnell wiederfinden. »Wir müssen hier weg.«
    »Ist gut. Schaffst du es bis zum Auto?« Richard bückte sich und half Matt auf. Matt spürte, wie das

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