Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
Pfoten den Boden berührten, bebte sein ganzer Körper, als würde er gleich auseinanderbrechen.
Matt erreichte den Zaun und griff hektisch danach. Seine Finger krallten sich in den Draht. Er war sicher, denselben Weg zurückgerannt zu sein, auf dem er gekommen war, doch das schien nicht zu stimmen. Er fand die Lücke nicht wieder. Hektisch sah er sich um. Noch zwei Sprünge, und die Hunde hätten ihn erreicht. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihn zerreißen würden. Er spürte schon fast, wie sich ihre Zähne in ihn gruben, ihm das Fleisch von den Knochen rissen. Er hatte noch nie etwas so Bestialisches gesehen, nicht im Zoo, nicht im Film, nirgendwo in der realen Welt.
Wo war die Lücke? In blinder Panik warf er sich gegen den Zaun und hätte vor Erleichterung beinahe aufgeschrien, als der Zaun nachgab und sich das gezackte Loch öffnete. Ohne zu zögern, hechtete er vorwärts. Sein Kopf und seine Schultern rutschten durch, doch diesmal blieb er mit der Hose hängen. Er schlug verzweifelt um sich und zappelte wie ein Fisch im Netz, überzeugt, dass ihm die Bestien in den nächsten Sekunden die Zähne in die Beine schlagen würden. Aus dem Augenwinkel sah er einen riesigen schwarzen Schatten auf sich zuspringen. Er zerrte mit aller Kraft. Dann riss seine Jeans, er war frei und rollte sich auf der anderen Zaunseite zu einer Kugel zusammen.
Blut strömte aus dem Riss in seinem Bein, aber er war in Sicherheit … zumindest im Augenblick. Er kämpfte sich auf die Beine und stolperte erschrocken zurück, als sich einer der Hunde gegen den Zaun warf. Er hatte Schaum vor dem Maul und schlug geifernd die Zähne in den Draht. Die beiden Bestien waren eingesperrt. Das Loch war kaum groß genug für Matt gewesen, und sie waren viel größer und breiter als er. Doch noch während er nach Luft rang, sah er, wie die Hunde zu graben begannen und die weiche Erde mit ihren Pfoten nach hinten scharrten. Sie würden sich von dem Zaun nicht aufhalten lassen. Sie gruben sich unter ihm durch.
Matt flüchtete in den Wald. Tief hängende Äste schlugen ihm ins Gesicht. Tannennadeln regneten herab. Er blinzelte immer wieder, um seine Augen vor ihnen zu schützen. Es gab kein Versteck, und er hatte keine Ahnung, ob er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Er war in einem riesigen Raster aus Bäumen gefangen, und alles sah gleich aus. Aber die Hunde waren im Vorteil. Sie brauchten ihn nicht zu sehen. Sie konnten ihn riechen …
Matt war es egal, wohin er rannte. Er wollte nur weg, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Bestien bringen. Wie viel Zeit blieb ihm noch? Dreißig Sekunden? Höchstens ein oder zwei Minuten. Dann würden sie auf der anderen Zaunseite auftauchen, als entstiegen sie einem Grab. Und dann würden sie ihm in den Wald folgen, ihn einholen und ihn in Stücke reißen.
Er rannte gegen einen Baum und torkelte benommen weiter. Die Lichter des Kraftwerks waren jetzt schon weit weg und durch die Zweige kaum noch zu sehen. Matt war erschöpft, aber er konnte es sich nicht leisten, sich auszuruhen. Er musste Wasser finden, einen Bach oder einen Fluss. Vielleicht konnte er so die Hunde von seiner Fährte abbringen. Aber in dem künstlichen Wald gab es keine Flüsse. Er erstreckte sich bis in die Unendlichkeit, und Wasser war nirgendwo zu sehen.
Er blieb kurz stehen, um nach Luft zu schnappen. Seine Brust und seine Kehle brannten, und in seinem Kopf hämmerte es. Genau in diesem Moment ertönte ein grausiges Gebell und ein triumphierendes Heulen. Die Hunde hatten den Zaun bezwungen. Fast hätte Matt aufgegeben. Er war am Ende. Er konnte nicht mehr. Er würde einfach stehen bleiben und auf die Hunde warten. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn schnell töteten.
Nein! Er zwang sich, nicht aufzugeben. Noch war er nicht tot. Mit letzter Kraft rannte er wieder los, in Schlangenlinien zwischen den Bäumen hindurch.
Nur das veränderte Geräusch unter seinen Füßen verriet ihm, dass er nicht mehr auf Tannennadeln lief, sondern auf Asphalt. Er konnte es nicht fassen – er hatte eine Straße gefunden. Es war jedoch nicht die Straße nach Lesser Malling. Diese hier war breiter und hatte einen weißen Mittelstreifen. Einen kurzen Moment lang war Matt erleichtert. Er war wieder in der modernen Welt, vielleicht kam ein Auto. Er sah nach rechts und links. Nichts. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich seine Lage keineswegs verbessert hatte. Er stand vollkommen ungeschützt da, ohne jede Deckung vor den Hunden.
Wohin
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