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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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ihm war auch klar, dass das, was er hier beobachtete, wichtig war. Er musste herausfinden, was diese Leute hier machten, warum sie hergekommen waren. Und was befand sich in dem silbernen Kasten? Die Männer waren im Gebäude verschwunden. Nun stellten sich die Dorfbewohner in einer Reihe auf, um ihnen zu folgen. Der Mann mit dem Siegelring sprach mit Mrs Deverill. Matt brannte darauf, zu hören, worüber sie redeten.
    Er robbte vorwärts und wagte nicht, den Kopf zu heben. Je näher er kam, desto größer wurde die Gefahr, dass man ihn entdeckte. Er hoffte, dass das hohe Gras ihm Deckung geben würde, aber der Schein des Feuers schien förmlich nach ihm zu greifen, als gierten die Flammen darauf, allen zu zeigen, dass er da war. Inzwischen spürte er schon die Hitze auf seinen Schultern und dem Hinterkopf. Er hörte Gelächter. Der Mann mit dem Ring hatte einen Witz gemacht. Matt kroch weiter vor. Seine Hand berührte etwas und zog es beiseite. Erst jetzt – zu spät – sah er den dünnen Plastikdraht, der sich über den Boden zog. Sofort war ihm klar, dass er ihn nicht hätte berühren dürfen.
     
    Die Stille der Nacht wurde durch das Schrillen einer Sirene zerrissen. Die Dorfbewohner fuhren herum und starrten in die Dunkelheit. Drei Männer rannten los. Sie hielten plötzlich Schrotflinten in den Händen. Die Kinder ließen ihre Stöcke ins Feuer fallen und rannten zum Lastwagen. Der Mann mit dem Siegelring schritt langsam durch die Menschenmenge und ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Matts Hände verkrallten sich im Boden, und er presste sich ins Gras. Aber es war sinnlos, sich zu verstecken.
    Mrs Deverill stand am Feuer. Sie rief einen kurzen Satz in einer fremden Sprache und holte etwas aus der Tasche. Dann schwenkte sie die Hand über die Flammen. Ein weißes Pulver wehte aus ihrer Faust und hing einen Moment lang in der Luft, bevor es ins Feuer fiel.
    Die Flammen explodierten und waren plötzlich fast so hoch wie das Kraftwerk. Grelles rotes Licht überflutete das Gelände. Im Feuer bildete sich etwas Schwarzes, das aus den Schatten zusammenzufließen schien. Sekunden später hatte sich die Schwärze verfestigt, und jetzt sprang sie wie in Zeitlupe aus den Flammen auf den Boden. Es war eine Art Tier, und gleich darauf erschien ein zweites. Hinter ihnen schrumpfte das Feuer auf seine ursprüngliche Größe zusammen. Das Heulen der Sirene brach plötzlich ab.
    Es waren Hunde, doch solche Hunde hatte Matt noch nie gesehen.
    Sie waren riesig – zwei- oder dreimal so groß wie Rottweiler – und unglaublich wild. Die Flammen des Feuers, dem sie entsprungen waren, flackerten immer noch in ihren schwarzen, haifischähnlichen Augen. Ihre Mäuler waren weit aufgerissen, und die Zähne, die aussahen wie zwei Reihen Küchenmesser, ragten über ihre Lippen hinaus. Ihre Köpfe waren breit und klobig, und auf den massigen Schädeln trugen sie zwei winzige Ohren, die aussahen wie Hörner.
    Langsam hob einer von ihnen seine hässliche Schnauze zum Himmel und stieß ein grausiges Heulen aus. Dann setzten sie sich wie auf Kommando in Bewegung. Beide hielten den Kopf unnatürlich schief, als horchten sie den Boden ab.
    Matt hatte keine Wahl. Er musste fliehen. Wenn die Hunde ihn aufspürten, würden sie ihn in Stücke reißen. Er sprang auf und rannte los – jetzt war es ihm egal, ob er gesehen wurde oder nicht. Seine Beine waren schwer wie Blei, aber die Verzweiflung trieb ihn voran. Der Zaun war noch rund zehn Meter entfernt. Mit ausgestreckten Armen rannte er darauf zu. Er wollte sich nicht umsehen, aber er konnte nicht anders. Er musste es wissen. Wo waren die Hunde? Wie nah waren sie? Mit angstverzerrtem Gesicht sah er über seine Schulter. Und bereute es.
    Die Erste der Kreaturen hatte schon die halbe Strecke zu ihm zurückgelegt, obwohl sie sich nicht schnell zu bewegen schien. Es sah aus, als würde die Bestie nach jedem Sprung kurz in der Luft schweben und kaum den Boden berühren, bevor sie einen weiteren Satz vorwärts machte. Ihre Art, sich zu bewegen, war irgendwie grauenhaft. Panther oder Leoparden hatten etwas Majestätisches an sich, wenn sie sich auf ihre Beute stürzten. Aber dieser Hund war missgebildet, irgendwie schief und über alle Maßen abscheulich. An einer seiner Flanken war das Fleisch verrottet, und die nackten Knochen ragten heraus. Das Tier hielt seinen Kopf tief gesenkt, als wollte es dem Gestank der Wunde entgehen. Speichelfäden troffen ihm vom Maul. Und jedes Mal, wenn seine

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