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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Das war Claire Deverills Stimme.
    »Natürlich. Er wird zwölf Stunden schlafen und mit höllischen Kopfschmerzen aufwachen. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Dann lass uns aufbrechen.«
    Matt hörte, wie die Frauen gingen. Er lauschte ihren Schritten auf der Treppe. Die Haustür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Der Landrover sprang an, und der Kies knirschte, als er wendete und vom Hof fuhr. Erst als Matt sicher war, dass sie nicht zurückkamen, setzte er sich im Bett auf. Alles war genauso abgelaufen, wie er vermutet hatte. Er war allein in Hive Hall.
    Eine halbe Stunde später gingen in Omega Eins die Lichter an. Auch damit hatte Matt gerechnet.
    In schwarze Jeans und ein dunkles Hemd gekleidet holte er das Fahrrad aus der Scheune und fuhr vom Hof.
    Es war Zeit, wieder in den Wald zu gehen.
     
    Matt brauchte nicht lange, um die richtige Stelle zu finden. Das kleine Fähnchen, das er von seinem T-Shirt abgerissen hatte, war noch da, angebunden an einen Ast. Froh über den Teppich aus Tannennadeln unter seinen Füßen schlich er an der Baumreihe entlang und konzentrierte sich darauf, nicht von dem asphaltierten Streifen abzuweichen, den Tom Burgess ihm bei ihrem letzten Treffen gezeigt hatte. Der Mond war von Wolken verdeckt, aber er orientierte sich an dem Lichtschein des Kraftwerks. Als er sich umsah, war der Wald hinter ihm stockdunkel. Eine Eule schrie. Ein Nachtvogel flog raschelnd auf.
    Matt hörte die Dorfbewohner, bevor er sie sah. Etwas knisterte laut, und er vernahm auch Stimmen. Sie waren ganz nah. Er schob ein paar Tannenzweige beiseite und bemerkte erst da, dass er an dem Zaun angekommen war, der das Kraftwerk umgab. Er ließ sich auf die Knie sinken und spähte durch den Zaun. Ein unglaublicher Anblick bot sich ihm.
    Auf dem flachen Gelände rund um das Kraftwerk wimmelte es von Menschen. Vor dem runden Gebäude loderte ein riesiges Feuer, dessen Flammen himmelwärts zuckten. Dicker schwarzer Rauch stieg daraus auf. Vier oder fünf Leute warfen immer neue Äste und Gestrüpp ins Feuer, und das nasse Holz zischte, als die Flammen danach griffen. Eine Reihe von Bogenlampen warf gleißendes Licht auf die gesamte Anlage. Es war eine merkwürdige Mischung: Das Gebäude mit seiner elektrischen Beleuchtung war modern, aber das Feuer, um das sich die Leute scharren, ließ Matt an Höhlenmenschen denken.
    Zwischen dem Feuer und dem Zaun stand ein Auto – Matt vermutete, dass es ein Saab war oder vielleicht ein Jaguar. Ein Mann stieg aus, doch Matt konnte gegen das Licht nicht erkennen, wer es war. Der Mann hob eine Hand, und der goldene Siegelring, den er am Finger trug, blitzte im Schein des Feuers rot auf.
    Er hatte ein Zeichen gegeben. Ein Lastwagen, der auf der anderen Seite der Lichtung parkte, rollte rückwärts zu dem Gang, der die riesige Kugel von Omega Eins mit dem anderen Gebäudeteil verband. Die Türen des Lasters flogen auf, und mehrere Männer in merkwürdig unförmigen Kleidern stiegen aus. Sie standen kurz zusammen, dann hoben sie etwas von der Ladefläche: einen großen, etwa fünf Meter langen silbernen Kasten. Er schien sehr schwer zu sein, denn es dauerte eine Weile, bis sie ihn auf dem Boden abgesetzt hatten.
    Matt konnte nicht genau erkennen, was dort vor sich ging. Er musste näher heran. Vorsichtig folgte er dem Zaun bis zu der Lücke, die er beim letzten Mal entdeckt hatte, und wartete. Er musste sichergehen, dass niemand in seine Richtung sah. Glücklicherweise konzentrierten sich alle Dorfbewohner auf den Lastwagen. Matt nutzte die Gelegenheit und hechtete mit dem Kopf voran durch den Zaun. Er spürte, wie der Zaundraht sein Hemd zerriss und ihm über den Rücken kratzte, aber er hatte Glück und blieb unverletzt. Mit dem Gesicht nach unten landete er im Gras und rührte sich nicht.
    Ein großer, bärtiger Mann ging auf den Laster zu. Es war der Fleischer aus Lesser Malling. Der rothaarige Apotheker war ebenfalls da. Matt erkannte auch Joanna Creevy, die Frau, die auf der Glendale Farm gewesen war, als er mit der Polizei zurückkam. Sie sprach mit Jayne Deverill. Matt sah wieder zum Feuer. Die Dorfkinder standen dort, stocherten mit Stöcken in den Flammen herum und ließen Funken fliegen. Es waren vierzig oder fünfzig Leute um Omega Eins versammelt, und Matt wurde klar, dass er das ganze Dorf vor sich hatte. Jung oder Alt, sie alle waren in den Wald gekommen. Sie steckten allesamt mit drin.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass er verschwinden sollte, bevor man ihn entdeckte, doch

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