Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
Mittelpunkt in einer riesigen Halle, die mit ihren vielen Stützbögen, dem Dach aus Glas und Stahl, der breiten Treppe und dem Mosaikfußboden aussah wie eine Kreuzung zwischen einer Kathedrale und einem Bahnhof.
Sie gingen zum Empfangstresen, der genau wie der Rest des Museums gerade geschlossen wurde.
»Mein Name ist Richard Cole. Ich habe eine Verabredung mit Professor Dravid.«
»Ah ja, der Professor erwartet Sie. Sein Büro ist im ersten Stock.«
Ein zweiter Wachmann zeigte auf eine Steintreppe, die zu einer Galerie hinaufführte, von der aus man in die große Halle hinuntersehen konnte. Auf dem Weg zur Treppe kamen Richard und Matt noch an vielen anderen Dinosaurierskeletten vorbei, von denen einige frei standen und andere in Vitrinen untergebracht waren. Die letzten Besucher waren auf dem Weg zum Ausgang. Jetzt, wo das Museum leer war, wirkte es riesig und geheimnisvoll. Sie stiegen die Treppe hinauf und folgten der Galerie bis zu einer Holztür. Richard klopfte an, und sie traten ein.
Professor Sanjay Dravid saß in der Mitte eines Raums, in dem sich Bücher, Zeitschriften, Akten und loses Papier zu Bergen stapelten. An den Wänden hingen überall Landkarten und Grafiken. Der Professor tippte etwas in einen Laptop. Auch sein Schreibtisch war überladen mit Papieren, Dutzenden von Objekten in Gläsern, Knochenstückchen und Kristall- und Steinbrocken. Matt schätzte Dravid auf Ende vierzig. Er hatte schwarze, glatt zurückgekämmte Haare, und seine dunklen Augen wirkten müde. Sein Jackett hing über der Stuhllehne.
»Professor Dravid?«, fragte Richard.
Der Mann schaute auf. »Sind Sie Richard Cole?« Er tippte seinen Satz zu Ende und klappte den Laptop zu. »Susan Ashwood hat mich angerufen, nachdem Sie bei ihr waren.« Seine Stimme war warm und klang sehr gebildet. »Ich bin froh, dass Sie doch entschieden haben, Kontakt zu mir aufzunehmen.«
»Woher kennen Sie Miss Ashwood?«
»Wir kennen uns schon seit vielen Jahren.« Dravid richtete seinen Blick auf Matt und musterte ihn prüfend. »Bitte setzen Sie sich. Leider kann ich Ihnen keine Erfrischung anbieten. Es gibt zwar ein Cafe hier, doch das hat jetzt natürlich geschlossen. Aber Sie haben sicher im Zug etwas gegessen …«
Richard und Matt setzten sich auf die Stühle vor dem Schreibtisch. »Was ist das für eine Ausstellung, die hier gerade vorbereitet wird?«, fragte Richard.
»Es ist die größte Ausstellung von Dinosaurierfossilien, die jemals in London zu sehen war«, antwortete Dravid. »Sie haben den Diplodocus in der Halle gesehen?« Er sprach sehr schnell und wandte dabei den Blick kein einziges Mal von Matt ab. Matt spürte genau, dass es ein prüfender, taxierender Blick war. »Er ist ja auch nicht zu übersehen. Er ist rund hundertfünfzig Millionen Jahre alt und war wahrscheinlich das größte Landtier aller Zeiten. Er ist Knochen für Knochen aus den USA gekommen, nur für unsere Ausstellung. Und dann haben wir noch diesen fantastischen Ceratosaurus – ein neuerer Fund. Wäre er noch am Leben, würde er Sie in Sekundenschnelle in Fetzen reißen. Und dann sind natürlich noch die museumseigenen Stücke zu sehen, darunter ein nahezu vollständiges Skelett eines Paracyclotosaurus. Er ähnelt einem Krokodil, obwohl er nicht mit ihm verwandt ist.«
Er brach plötzlich ab.
»Aber deswegen sind Sie natürlich nicht gekommen.«
»Wir wollten etwas über Raven’s Gate erfahren«, bestätigte Richard. »Das sagte mir Miss Ashwood.«
»Sie wollte uns nicht weiterhelfen. Sie sagte, wir müssten mit Ihnen sprechen.«
»Wissen Sie, was es ist?«, fragte Matt.
»Raven’s Gate? Ja, ich weiß es.«
»Können Sie es uns sagen?«
»Ich weiß nicht – ich bin noch nicht sicher …«
Matts Geduld war erschöpft. »Warum will uns niemand helfen?«, rief er. »Sie sitzen hier, tippen auf Ihrem Laptop herum und reden über Dinosaurier. Sie wissen nicht, was ich durchgemacht habe! Ich wurde nach Yorkshire geschleppt. Ich bin herumgeschubst und terrorisiert worden, und die einzigen Leute, die mir helfen wollten, sind tot. Richard will mich loswerden, und jetzt sind wir den ganzen Weg hierhergefahren, und Sie wollen uns auch nichts sagen. Sie waren es doch, der uns sehen wollte. Warum sagen Sie uns nicht, was wir wissen wollen?«
»Er hat recht«, unterstützte ihn Richard. »Wir haben stundenlang im Zug gesessen, ganz zu schweigen davon, was die Fahrkarten gekostet haben. Jetzt erwarten wir, dass sich der ganze Aufwand lohnt.«
Dravid
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