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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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hörte sich ihre Ausbrüche schweigend an. Dann sah er Matt erneut prüfend an.
    »Matt … ich nehme an, du warst der Junge im Internet.«
    »In der Bücherei von Greater Malling, ja.« Matt nickte. »Woher wussten Sie, dass ich nach Raven’s Gate gesucht habe?«
    »Durch eine einfache Software. Immer, wenn irgendjemand irgendwo auf der Welt diese zwei Worte eingibt, werde ich sofort informiert.«
    »Warum?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht. Und es tut mir leid, dass ich dir misstraut habe, Matt. Wir leben in einer Welt mit so vielen Gefahren, dass man vorsichtig sein muss, wem man traut. Bitte hab noch ein wenig Geduld. Es gibt noch einiges, das ich dich fragen muss.« Er verstummte. »Du warst in Greater Malling. Lebst du da?«
    »Nein, ich wohne in Lesser Malling. Das ist ein Dorf – «
    »Ich kenne Lesser Malling«, unterbrach Dravid ihn.
    »Wie lange bist du schon dort?«
    »Ich weiß nicht genau. Zwei oder drei Wochen, glaube ich.«
    Dravid presste die Hände unter dem Kinn zusammen. »Du musst mir alles erzählen«, verlangte er. »Ich will alles wissen, was du erlebt hast. Ich muss erfahren, was dich heute zu mir geführt hat.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Fang am Anfang an, und lass nichts aus.«
     
    Im Museum hatte nur ein Wachmann Nachtschicht. Es hätten eigentlich vier sein sollen, aber dafür war kein Geld da. Zwei der anderen Wachleute waren entlassen worden, und der dritte war krank. Der einzige Wächter im Dienst war Anfang zwanzig. Er war Bulgare und erst vor Kurzem nach England gekommen. Sehr gut beherrschte er die Sprache noch nicht, aber er lernte sie. London gefiel ihm, wenn er auch auf den Job gern verzichtet hätte.
    Er fand es unheimlich, Kontrollgänge durch das dunkle Museum machen zu müssen. Überall waren diese Dinosaurierknochen – das war schon schlimm genug. Aber die Viecher in den Glaskästen waren noch viel ekliger: ausgestopfte Ratten, Leoparden, Adler und Eulen. Spinnen, Skorpione und riesige geflügelte Käfer. Er spürte, wie ihre Augen ihm folgten, wenn er seine Runde machte. Hätte er sich doch einen Job bei McDonald’s gesucht! Viel weniger hätte er da auch nicht verdient.
    Er hatte das Museum gerade durch den Haupteingang verlassen und ging auf die Umzäunung zu, als er ein leises Geräusch hörte, wie das Brechen eines Zweigs. Was war das? Es wurde schon dunkel, und es war eine mondlose Nacht.
    »Wer ist da?«, rief er.
    Er schaute auf, lächelte unwillkürlich und schaltete seine Taschenlampe wieder aus. Bei einer der schmiedeeisernen Lampen war die Birne durchgebrannt. Das war das Geräusch gewesen, das er gehört hatte.
    »Ich habe Angst«, murmelte er vor sich hin. Diesen Satz hatte er erst am vergangenen Tag im Sprachkurs gelernt. »Du hast Angst. Er hat Angst.«
    Eine zweite Glühbirne verlosch. Dann eine dritte und eine vierte. Blitzschnell breitete sich die Dunkelheit über die ganze Reihe aus und erstickte das Leben in den Glühbirnen, bis keine von ihnen mehr brannte. Der Wachmann drückte die Arme fester an seinen Körper. Es war plötzlich kalt geworden. Er atmete aus und sah den Hauch seines Atems. Es war fast Ende April, aber anscheinend war der Winter noch einmal zurückgekommen.
    Er drückte auf den Schalter seiner Taschenlampe. Die Glühbirne explodierte, und grauer Rauch kräuselte sich unter dem Glas. Das war der Moment, in dem der Wachmann entschied, dass er genug hatte. Das Museum hatte eine Alarmanlage. Es konnte auf sich selbst aufpassen. Und wenn er gefeuert wurde, war es ihm auch egal. Er konnte jederzeit einen neuen Job kriegen.
    Der Wachmann schloss das Tor auf und rannte über die Straße auf die U-Bahn-Station zu. Die Schatten, die auf das Museum zustrebten, und den zarten grauen Nebel, der über den Rasen kroch, sah er nicht mehr. Er wollte nur weg und drehte sich nicht um.
     
    Matt hatte seine Geschichte erzählt. Er fröstelte in der plötzlichen Kälte, aber Richard und der Professor schienen sie nicht zu spüren.
    »Nun, was sagen Sie dazu?«, fragte Richard.
    Professor Dravid schaltete seine Schreibtischlampe ein. »Es ist eine unglaubliche Geschichte«, sagte er. »Von einem Lagerhaus in Ipswich nach Lesser Malling und dann hierher. Das würde dir bestimmt niemand glauben. Aber eines kann ich dir sagen, Matt, es war vorherbestimmt, dass du hier bist. Es gibt keine Zufälle. Alles passiert genauso, wie es passieren soll.«
    »Aber was passiert denn?«, fragte Matt. »Was machen Mrs Deverill und die anderen

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