Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
er fort. »Wir sind hergekommen, um mit Ihrer Mutter zu sprechen …«
»Ich weiß. Sie hat mir erzählt, dass du ihr Buch gesehen hast.«
»Sagten Sie nicht, dass sie gestorben ist?« Zum ersten Mal sprach Miss Ashwood jetzt Richard an. »Wissen Sie nicht, wer ich bin?«
»Doch, klar.« Richard sah Matt an und zuckte die Achseln. »Sie sind Susan Ashwood.«
»Sie haben noch nie von mir gehört?«
»Ich will ja nicht unhöflich sein, aber sollte ich das? Sind Sie berühmt? Was machen Sie? Spielen Sie Klavier? Oder Geige?«
Anstelle einer Antwort tastete die Frau auf einem Tischchen neben der Couch herum. Sie fand eine Visitenkarte und hielt sie Richard hin. Er drehte sie um und las:
Susan Ashwood
Hellseherin und Spiritistin
Ihre Verbindung zur anderen Seite
»Sie sind ein Medium?«
»Was?«, fragte Matt.
»Miss Ashwood spricht mit Geistern«, erklärte Richard verächtlich. »Zumindest glaubt sie, dass sie das tut.«
»Ich spreche mit den Verstorbenen genauso, wie ich jetzt mit euch spreche. Und wenn du sie hören könntest, wüsstest du, dass die Welt der Geister in Aufruhr ist. Schreckliche Dinge werden passieren. Genau genommen passieren sie schon jetzt. Das ist es auch, was euch zu mir geführt hat.«
»Was uns zu Ihnen geführt hat«, fuhr Richard sie an, »war die Autobahn. Und ich denke, wir verschwenden hier unsere Zeit.« Er stand auf. »Komm, Matt, lass uns gehen.«
»Wenn Sie dieses Haus verlassen, ohne sich anzuhören, was ich zu sagen habe, machen Sie den größten Fehler Ihres Lebens.«
»Das behaupten Sie!«
»Matt, du bist in etwas Größeres und Unglaublicheres verwickelt, als du dir vorstellen kannst. Ob es dir gefällt oder nicht – du hast eine Reise angetreten, ohne es zu wissen und ohne die Möglichkeit der Umkehr.«
»Also, ich werde jetzt umkehren«, sagte Richard.
»Sie können gern Witze machen, aber Sie haben keine Ahnung, was vorgeht. Sie tun mir leid, Mr Cole. Sie wissen anscheinend nicht, dass es zwei Welten gibt. Sie existieren nebeneinander, manchmal nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und die meisten Leute verbringen ihr ganzes Leben in einer von beiden, ohne etwas von der Existenz der anderen zu ahnen. Es ist, als lebte man auf einer Seite eines Spiegels: Man glaubt, auf der anderen Seite ist nichts, bis eines Tages ein Schalter umgelegt wird, und der Spiegel plötzlich durchsichtig ist. Dann sieht man die andere Seite. Das ist mit dir passiert, Matt, an dem Tag, als du von Raven’s Gate gehört hast. Dein Leben wird nie wieder so sein, wie es war. Wie ich schon sagte – du hast eine Reise angetreten. Und jetzt musst du weitermachen, bis du am Ziel bist.«
»Was genau ist denn Raven’s Gate?«, fragte Matt.
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß, wie unsinnig das klingt, aber du musst das verstehen.« Miss Ashwood holte tief Luft. »Ich gehöre zu einer Organisation«, fuhr sie fort. »Man könnte sagen, wir sind so etwas wie eine Geheimgesellschaft. Aber genauer gesagt sind wir eine Gesellschaft, die Geheimnisse bewahrt.«
»Sie meinen … so etwas wie der Geheimdienst?«, murmelte Richard abschätzig.
»Wir nennen uns Nexus, Mr Cole. Und wenn Sie mehr über uns wüssten, wer wir sind und was wir tun, wären Sie vielleicht weniger sarkastisch. Aber so gern ich es tun würde, ich kann nicht allein mit dir sprechen, Matt. Du musst mit mir nach London kommen. Dort ist ein Mann, den du treffen musst. Sein Name ist Professor Sanjay Dravid.«
»Dravid!« Matt kannte diesen Namen. Er hatte ihn schon irgendwo gehört.
»Das ist doch lächerlich!«, empörte sich Richard. »Warum wollen Sie uns erst nach London schleppen? Warum können Sie uns nicht hier und jetzt sagen, was wir wissen wollen?«
»Weil ich einen Eid geschworen habe, niemals mit jemandem über dieses Thema zu sprechen. Das haben wir alle. Aber wenn Sie mit mir nach London kommen und den Nexus treffen, können wir Ihnen helfen. Sie wollen alles über Raven’s Gate erfahren? Wir werden Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen … und noch mehr.«
»Und wie viel Kohle müssen wir lockermachen, um diesem Nexus-Verein beizutreten?«, fragte Richard bissig.
Miss Ashwood richtete sich kerzengerade auf, und Matt spürte, wie wütend sie war. Ihre Fäuste waren geballt. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme eisig. »Ich weiß, was Sie über mich denken«, fuhr sie Richard an. »Sie halten mich für eine Betrügerin, die hier herumsitzt und die Leute um ihr Geld bringt. Ich nenne
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