Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
Malling gelebt haben, haben mir dabei geholfen.«
»Und woher haben Sie das Uran?«, schrie Richard. »Sie haben uns selbst gesagt, dass man Uran nicht einfach kaufen kann!«
»Das war einmal«, widersprach Sir Michael. »Ich muss zugeben, dass es ziemlich schwierig war. Aber die Welt hat sich verändert. Der Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Ereignisse in Serbien und Jugoslawien. Kriege im Mittleren Osten. Söldner und Terroristen treiben sich überall auf unserem Planeten herum, und einen zu finden, der mit uns Handel treiben wollte, war nur eine Frage der Zeit. Auf ihre Weise dienen auch diese Leute den Alten. Wir sind alle auf derselben Seite.
Das Kraftwerk läuft jetzt seit sechs Monaten, und wir haben den Reaktor auf diesen großen Tag vorbereitet. Sie können mir glauben – er funktioniert. Ich werde schon bald den Befehl geben, die letzten Brennstäbe hochzufahren. Sie werden die Hitze auf den kritischen Punkt steigen lassen. Und dann wird das Tor schmelzen und sich öffnen.«
»Sie werden alle dabei draufgehen!«, rief Richard.
»Nein. Nur Sie werden sterben. Weil nur Sie außerhalb des Kreises sind.«
»Das glauben Sie doch nicht im Ernst!«
»Das glaube ich nicht nur, das weiß ich.« Sir Michael zeigte auf die Symbole, die auf den Boden gemalt waren. »Schon seit Jahrhunderten benutzen Magier solche Kreise zu ihrem eigenen Schutz. Und dieser Kreis wird uns schützen. Wenn die Strahlung austritt, wird sie uns nichts anhaben können. Die Hitze, wie unerträglich sie auch sein mag, wird uns nicht verbrennen. Nur Sie werden sterben.«
»Und was ist mit Matt?«, schrie Richard.
»Hat Ihnen das Professor Dravid nicht gesagt?« Sir Michael lächelte. »Die drei Bestandteile jeder schwarzen Messe: Rituale, Feuer und Blut. Die Rituale haben wir geerbt. Das Feuer haben wir geschaffen. Und von Matthew bekommen wir das Blut.«
Er nahm das Messer in die Hand und fuhr mit einem Finger die Klinge entlang.
»Blut«, fuhr er fort, »ist die kraftvollste Form der Energie auf unserem Planeten. Es ist die reine Lebenskraft. Opferungen waren schon immer ein wichtiger Teil jedes magischen Rituals, denn dabei wird diese Energie freigesetzt. Natürlich haben wir auch da eine Verbindung. Die Hexe des Mittelalters hat Schädel gespalten. Die des einundzwanzigsten Jahrhunderts spaltet Atome. Wir werden heute Nacht beides tun.«
»Aber es muss doch nicht Matt sein!«, protestierte Richard. »Warum gerade er?«
»Wegen dem, was er ist.«
»Aber er ist niemand! Er ist nur ein Kind!«
»Das glauben Sie. Aber das stimmt nicht. Es muss sein Blut sein. Dies ist der Moment, für den er geboren wurde.«
»Das reicht!«, zischte Mrs Deverill. »Lassen Sie uns endlich anfangen!«
Sir Michael sah auf seine Uhr. »Sie haben recht. Es ist Zeit.«
Matt konnte sich nicht bewegen. Die Lederriemen hielten ihn unerbittlich auf dem kalten Marmor fest.
Im Kontrollraum wurde ein Schalter umgelegt. Tief unter der Erde griffen Elektromagneten nach den Brennstäben und zogen sie unaufhaltsam nach oben, Zentimeter für Zentimeter.
Die Dorfbewohner fassten sich an den Händen und schlossen die Augen. Langsam wurden die Brennstäbe aus dem Reaktorkern gezogen. Sir Michael trat in die Mitte des Kreises und stand allein über Matt, das Messer hoch erhoben.
Es war zwölf Uhr in der Walpurgisnacht. Es war Zeit, das Tor zu öffnen.
RAVEN’S GATE
Es war so weit.
In wenigen Augenblicken würde Matt getötet werden. Die unglaubliche Hitze des Reaktors würde das Tor so weit schwächen, dass es zerschlagen werden konnte. Und dann würde das Messer in sein Herz dringen. In dem Moment, in dem sein Blut auf den Boden tropfte, würde sich Raven’s Gate öffnen.
Richard konnte nichts tun. Selbst wenn es ihm gelänge, sich zu befreien, würde er nie rechtzeitig zu Matt kommen.
Aber Matt hatte immer noch seine Kraft.
Zweimal hatte er versucht, sie zu finden, und zweimal hatte er versagt. Jetzt blieb ihm nur noch eine Chance. Aber wie …?
Die Dorfbewohner stimmten einen merkwürdigen Singsang an. Es war derselbe, den Matt schon vorher gehört hatte. Sie begannen mit denselben rätselhaften Worten, die ihm solche Angst eingejagt hatten, als er nachts allein in Hive Hall gewesen war:
»LEMMIH … MITSIB … UDRED … RESNU … RE-TAV.«
Aber jetzt, wo er so dicht bei ihnen war, verstand Matt, was sie sagten. Plötzlich wurde ihm alles klar. Er hatte angenommen, dass sie Latein oder Griechisch sprachen, aber es war viel einfacher. Es war
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