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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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darauf ausgehen, das Gewicht unserer Geschütze zu vermehren, bringen sie etwas ganz Neues zutage, was sich bei der ersten Gelegenheit zeigen wird.
    – Etwas Neues! Etwas Neues! stammelte Herr Schultze, o, das bringen wir auch.
    – Ah, sehr schön, bleiben wir dabei! Wir stellen aus Stahl her, was unsere Vorgänger aus Bronze machten, das ist Alles! Wir verdoppeln die Proportionen und die Tragweite unserer Geschütze!
    – Verdoppeln!…. entgegnete Herr Schultze mit einem Tone, der vielmehr sagte: wahrhaftig wir erreichen mehr als eine simple Verdoppelung!
    – Im Grunde sind wir aber doch nichts Anderes als Nachahmer. Darf ich Ihnen die volle Wahrheit sagen? Uns fehlt die Erfindungsgabe. Wir ersinnen nichts, die Franzosen erfinden, darauf verlassen Sie sich.«
    Herr Schultze hatte scheinbar wieder einige Ruhe gewonnen, doch verrieth das Zittern seiner Lippen, die Blässe, welche der ersten apoplektischen Röthe folgte, wie tief sein Inneres erregt war.
    Hätte er je geglaubt, eine solche Erniedrigung zu erfahren? Er sollte Schultze heißen, der unumschränkte Beherrscher der größten Werkstätte und der ersten Kanonengießerei der ganzen Welt sein, Könige und Parlamente zu seinen Füßen sehen und sich hier von einem einfachen Zeichner sagen lassen, daß ihm die Gabe der Erfindung fehle, daß er noch unter dem französischen Artilleristen stehe!…. Und das zu erdulden, wo ihm in seiner Festung tausend Mittel zur Verfügung standen, den unverschämten Buben zu vernichten, ihm den Mund auf ewig zu verschließen und seine Argumente aus der Welt zu schaffen? Nein, ein solcher Schimpf war nicht zu ertragen!
    Herr Schultze erhob sich jetzt so plötzlich, daß er seine Pfeife dabei zerbrach. Dann blickte er Marcel voll bitterer Ironie an, preßte die Zähne fest aufeinander und sagte zu diesem oder pfiff ihm vielmehr die Worte zu:
    »Folgen Sie mir, ich werde Ihnen zeigen, ob ich, Herr Schultze, der Erfindungsgabe entbehre!«
    Marcel hatte ein gewagtes Spiel getrieben, doch er hatte gewonnen, Dank der plötzlichen Ueberraschung durch eine so kühne, unerwartete Redeweise, Dank dem heftigen Aerger, den er seinem Chef bereitete, bei dem die Eitelkeit nun einmal stärker war als die Klugheit. Schultze drängte es nun, sein Geheimniß zu entschleiern; er eilte fast wider Willen nach dem Arbeitszimmer, dessen Thür er sorgfältig hinter sich verschloß, ging geradenwegs auf ein Büchergestell zu und drückte auf eines der Fächer. Sofort entstand in der Mauer eine sonst von Bücherreihen versteckte Oeffnung. Diese bildete den Eingang zu einem engen Wege, der bis zu dem Fuße des Stierthurmes selbst führte.
    Hier wurde eine starke, eichene Thüre, mittelst eines kleinen Schlüssels, den der Werkbesitzer niemals von sich gab, geöffnet. Dann zeigte sich eine zweite Thür mit einem Buchstaben-Vexirschloß, wie man solche wohl an Geldkisten verwendet. Herr Schultze stellte das betreffende Wort ein und schob die schwere Pforte zurück, welche nach innen zu noch mit complicirten Selbstschuß-Apparaten versichert war, die Marcel als Sachkenner natürlich gern näher in Augenschein genommen hätte. Sein Führer ließ ihm hierzu aber keine Zeit.
    Beide befanden sich nun vor einer dritten Thür, ohne sichtbares Schloß, welche nur durch einen an den richtigen Stellen und in bestimmter Ordnung angewendeten Druck aufsprang.
    Nachdem sie diese drei Verschanzungen durchschritten, stiegen Herr Schultze und sein Begleiter eine eiserne Treppe von zweihundert Stufen empor und gelangten damit nach dem oberen Theile des Stierthurmes, der ganz Stahlstadt überragte.
    Dieses Granitbauwerk, dessen Festigkeit auf den ersten Blick einleuchtete, bedeckte eine Art Kasematte mit mehrfachen Schießscharten. In der Mitte derselben stand eine ungeheure Kanone aus Gußstahl.
    »Sehen Sie hier!« sagte der Professor, der bisher den Mund nicht mehr aufgethan hatte.
    Es war das größte Belagerungsgeschütz, das Marcel je gesehen, als Hinterlader eingerichtet und mindestens 300.000 Kilogramm schwer. Der Durchmesser seiner Mündung erreichte einundeinhalb Meter. Das Ungethüm mit seiner auf Rollen laufenden Stahl-Laffete war doch so leicht zu regieren, daß ein Kind zu seiner Bewegung hingereicht hätte so ausgezeichnet arbeitete der sinnreiche Mechanismus. Hinter der Laffete hielt eine gewaltige Feder den Rückstoß des Geschützes auf und diente gleichzeitig dazu, dasselbe nach jedem Schuß wieder in seine vorige Lage zu bringen.
    »Und welche

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