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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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fest.
    «Ja, das sehe ich.» Ihre Stimme war heiserer, als ihr lieb war.
    Die hoch aufragenden Koniferen wirkten bedrückend. «Das ist hier wahrscheinlich der einzige Flecken in Großbritannien, an dem man mitten zwischen Bäumen steckt, wenn man den Forst
verlässt

    Merrily fuhr langsamer, als sie das schlammbespritzte Ortsschild von Old Hindwell sah. An der Stange war ein graues Poster mit weißem Text angebracht worden.
    «Jesus ist das Licht!»
    Das war am Samstag auch noch nicht da gewesen. Sie beschleunigte und fuhr den Hügel zum Dorf hinauf. Auf halber Höheerschien auf der rechten Seite der Turm der alten Kirche wie ein grauer Riese zwischen den Kiefern.
    Der Albtraum des Bösen ist mitten unter uns.
    So etwas zu sagen war echte Aufhetzerei   – Ellis gab wirklich alles, auf Teufel komm raus.
    Sie hatte den Artikel in der
Daily Mail
zweimal gelesen. Robin Thorogood klang genau nach dem Typ Heide, der für
Livenight
ausgesucht worden war. In erster Linie gesellschaftskritisch und anarchistisch, aber nicht unbedingt böse. Sie fragte sich, wie wohl seine Frau war; von ihr war kein Foto in der Zeitung gewesen.
    Sophie hatte gesagt:
«Der Bischof möchte, dass Sie jedem, den es irgendwie angehen könnte, klarmachen, dass das zwar früher eine Kirche war, jetzt aber der Privatbesitz dieses Ehepaars ist, und dass die beiden nichts Ungesetzliches tun – Hochwürden Ellis und seine Anhänger allerdings schon, falls einer von ihnen die Kirche betritt.»
    Merrily fuhr im Schneckentempo an der Kirche und dem Bauernhaus vorbei. Hier würde man normalerweise den Eingang zu einem Friedhof erwarten. Es gab einen kleinen Parkplatz und ein verschlossenes Gatter.
    Die Kirche stand zwar nicht genau in der Mitte, aber Büsche und Bäume waren offenbar um einen Platz herumgewachsen, der einmal der Kirchhof gewesen war. Irgendwo dahinter musste als zweite natürliche Abgrenzung zum Dorf der Fluss sein.
    Sie fuhren den Hügel hinauf. «Ich hätte nichts dagegen, mir diese Kirche näher anzusehen – ohne Aufmerksamkeit zu erregen, natürlich. Meinen Sie, das geht, Gomer?»
    «Klar. Auf der andern Seite vom Fluss is ’n Fußweg. Letzten Sommer, als die Archäologen hier warn, isser ’n bisschen verbreitert worden, müsste also möglich sein, da irgendwo zu parken.»
    «Sie wissen alles, oder?»
    «Das weiß ich nur wegen meim Neffen, Nev. Der sollt da wiederzuschaufeln, als die Archäologn weg warn – verdammt, Frau Pfarrer, sehnse sich
das
ma an   …»
    Merrily bremste. Zu ihrer Rechten stand ein Cottage sehr dicht an der Straße. Es hatte kleine Fenster mit Spitzengardinen. In einem der unteren Fenster brannte eine Kerze. Obwohl die Bäume hier nicht mehr ganz so dicht standen, war es dunkel genug, um die Flamme aus einiger Entfernung zu sehen. Stromausfall?
    Wohl kaum. Die Kerze stand auf einem Zinnteller, der seinerseits auf einem dicken, schwarzen Buch stand, mit ziemlicher Sicherheit eine Bibel.
Jesus ist das Licht.
    «Hier wohnt Annie Smith», sagte Gomer. «Is Witwe. Percy Smith hatte ’n kleinen Holzhandel, is vor zehn Jahrn gestorben. Ihr Sohn, Mansel, hat die Firma übernommen, läuft aber nich besonders. Hat eigentlich nur noch Feuerholz.»
    Merrily hielt kurz hinter dem Cottage an. «Und, diese Annie Smith, ist die sehr religiös?»
    «Wenn, hattse’s nie an die große Glocke gehängt. Aber die Einheimischen halten zusammen, wissense. Wenn Gareth Prosser sich dem Pfarrer anschließt, werden die andern nich in die andere Richtung rennen. Das hat mit der Grenze zu tun: Als die Waliser gegen die Engländer gekämpft haben, stand die Grenzbevölkerung aufm Zaun, bis sie wussten, welche Seite den Zaun zuerst umhaut und wohinse springen müssen. Aber gesprungen sindse alle zusammen, wissense.»
    «Die Logik der Grenzbevölkerung.»
    «Auch wennse sich sonst nich ausstehn können, springen tunse zusammen. Alles ’ne Frage des Überlebens, Frau Pfarrer.»
    «Und
hat
Gareth Prosser sich dem Pfarrer angeschlossen?»
    «Soll jenfalls so ’n Jesus-Aufkleber am Auto haben.»
    «Und das heißt?»
    «Das heißt, er hat ’n Aufkleber am Auto.»
    Bevor sie den Ortskern erreichten, kamen sie an fünf weiterenHäusern mit brennenden Kerzen vorbei, zwei hatten auch eine Bibel und ein vergoldetes Kreuz im Fenster. Im Fenster des Postamts brannte eine dicke Altarkerze. Merrily, die schließlich an Bibeln und Kerzen gewöhnt war, fand das unheimlich. «
So was
machen
wir eigentlich nicht mehr

    «Das ist

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