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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dann diese Mauer des Schweigens – dieser Mann hatte eine ganze Gemeinde, Dutzende, vielleicht Hunderte von Leuten, gegen ein Paar aufgebracht, das erst so kurz hier war, dass kein einziges Gemeindemitglied es richtig kennengelernt haben konnte. Die Thorogoods würden hart im Nehmen sein müssen, um das zu überstehen.

27
Der Geist von Salem
    «Das ist kein Zufall», sagte George am Telefon. «Das ist Schicksal. Wir wissen alle, was morgen für ein Tag ist.»
    «Ja, wahrscheinlich der Tag, an dem meine verdammte Ehe endgültig den Bach runtergeht.»
    «Robin, du musst mitziehen, wir können das umdrehen, wir können es in einen Triumph verwandeln.»
    Robin hätte am liebsten geschrien, dass Imbolg ihn überhaupt nicht mehr interessierte; er wollte nur, dass er sich wieder mit seiner Frau verstand, dass er Arbeit hatte, damit ein bisschen Geld reinkam, und dass seine religiösen Überzeugungen nicht länger überall in den Nachrichten waren. Er wollte einfach wieder ein ganz normaler, langweiliger Mensch sein.
    Im Hintergrund fiepte und ratterte das alte Faxgerät. Er sah zu, wie das Papier zum Vorschein kam.
     
    Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen.
     
    Ein Drohfax? Unheimliche Bibelzitate? Irgendjemand hatte die christliche Propagandamaschine angeworfen. Das war der Geist von Salem, wo sie diese Hexenprozesse abgehalten hatten.
    «Das ist alles unsere Schuld», sagte George.
    «Nicht deine. Vivvie ist schuld.»
    «Meine ist es auch. Ich war auch da. Also ist es jetzt auch meine Sache, zuzusehen, dass ihr da einigermaßen gut durchkommt.»
    «Wir würden da schon durchkommen, George, wenn uns die Leute verdammt nochmal in Ruhe lassen würden.»
    Obwohl er da nicht ganz sicher war, so wie Betty sich aufführte. Um neun Uhr morgens waren auf dem Anrufbeantworter schon Nachrichten von BBC Wales, Radio Hereford, HTV, Central News, BBC Midlands und 5   Live gewesen. Und von einem Kindmit zartem Stimmchen, das mitteilte, es sei auch Heide und wolle seine Unterstützung und seine Zauberkräfte zur Verfügung stellen.
    Inzwischen kamen sie sogar schon an die Tür. Bis elf Uhr hatten vier Leute angeklopft. Er hatte nicht aufgemacht. Stattdessen hatte er die Vorhänge zugezogen und im Dunkeln den Ofen umarmt. Und er hatte zugehört, wie der Anrufbeantworter Nachrichten aufzeichnete, nur bei Georges Anruf war er drangegangen.
    Die Geschichte war auf allen Radiosendern und im Frühstücksfernsehen gekommen. George sagte, dass sie auch im Internet war und dass Indianer aus Amerika und Heiden aus aller Welt per E-Mail ihre Unterstützung anboten.
    «Aber das wollen wir nicht», sagte Robin. «Wir sind hierhergekommen, weil wir ein
ruhiges
Leben führen wollten. Und jetzt muss ich als Nächstes den Hörer danebenlegen und das Fax ausstöpseln.»
    «In diesem Fall», sagte George, «ist es es doch besser, wenn die Leute, die du kennst   –»
    «Du meinst, die Leute, die
du
kennst. Hör zu, George, halt dich zurück, ja, schaffst du das? Ich will erst mit Betty reden.»
    «Wann kommt sie denn wieder?»
    «Ich
weiß
nicht, wann sie wiederkommt. Sie ist sauer auf mich. Sie glaubt, dass ich Mist gebaut hab mit den Typen von der
Daily Mail
. Und
ich
glaube auch, dass ich Mist gebaut hab mit den Typen von der
Daily Mail
.
Ich
bin sauer auf mich.»
    «Du brauchst Unterstützung, Mann. Und ’ne Menge Brüder und Schwestern wollen dir genau die geben. Die
wollen
das. Es wird eher darum gehen, sie davon
abzuhalten
, zu euch rauszufahren.»
    «Dann halt sie verdammt nochmal davon ab!»
    «Und dann ist da natürlich noch die Gegenseite», sagte George.«Wir haben keine Ahnung, wie viele das sind. Und woher sie kommen.»
    Robin sah an der Gardine vorbei auf die Pfützen im Hof. Er sah kahl und trostlos aus. Robin fühlte sich einsam.
    Als er seufzte, klang es rau und zittrig.
    «An wie viele hattest du gedacht?»
    «Na ja, wir brauchen einen Hexenkonvent», sagte George. «Ich suche elf gute Leute zusammen, das ist mit Betty und dir dann genau die richtige Größe. Wir könnten bei Einbruch der Dunkelheit da sein. Mach dir keine Gedanken um Übernachtungsmöglichkeiten, wir haben auf jeden Fall zwei Wohnwagen. Wein, was zu essen und alles, um die Kirche für Imbolg zu schmücken, bringen wir mit. Das wird das beste Imbolg aller Zeiten, Robin.»
    «Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll.» George fand das alles cool und aufregend. Wenn man Robin noch vor ein paar Tagen gefragt hätte, hätte er gesagt: Ja, super,

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