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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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habe.»
    «Jane, ich sag ja nicht, dass Gwennan ihr nicht vielleicht ein bisschen was erzählt hat, aber ich hab noch nicht mal   –»
    «Ich war so unfassbar dumm. Es müssen echt ein paar von meinen grauen Zellen draufgegangen sein. Während ich mich gesundschlafe, habt ihr ein nettes kleines Gespräch.
Du
sagst ihr, dass ich das alles angezettelt hab, dass ich dich hab glauben lassen, sie wüsste, dass wir hinfahren. Und sie sagt: ‹Oh, du musst wissen, es war für Jane nicht ganz leicht, als ich Pfarrerin geworden bin, sie muss ihren eigenen Weg gehen.› Pfarrerin und Chorknabe beim kuscheligen Beichtgespräch. Gott, was
machen
wir nur mit dem Mädchen?»
    «Jane, das ist doch totaler   –»
    «Und du sagst: ‹Ich versuche ja, Sie zu verstehen, Mrs.   Watkins. Wenn Sie glauben, ich wäre einer von denen, die ihr nur an die Wäsche wollen, lassen Sie mich Ihnen versichern   –›»
    «Jane, verdammt nochmal   –»
    «Das ist
so
erniedrigend.»
    «Das wäre es, wenn   –»
    «Du hast so was von total verkackt, Irene.»
    «J–»

26
Glaubensbekundung
    Merrily brachte den Volvo dicht an der Hecke zum Stehen.
    «Ich bin sicher, dass
das
am Samstag noch nicht da war.»
    Im Garten stand ein Kreuz.
    «Wahrscheinlich nich», sagte Gomer.
    Es war nicht gerade pompös, bestand nur aus zwei Holzlatten, wie es sie hier in jedem Gartencenter zu kaufen gab. Es war in ein Blumenbeet hinter dem Zaun gerammt worden, im Garten eines gepflegten Bungalows, der kaum einen Kilometer von Walton entfernt an der Straße nach Old Hindwell stand. In der Nähe befandensich drei weitere Bungalows, aber nur vor diesem stand ein Kreuz. Es war nur ungefähr anderthalb Meter groß, trotzdem reichte ein weißes Licht, das durch einen Riss in den Wolken schien, bis zu dem Kreuz, und die Tatsache, dass es hier so ohne den üblichen Zusammenhang stand, machte einem plötzlich klar, was für ein kraftvolles Symbol es war.
    In dem Bungalow war anscheinend gerade niemand zu Hause, aus dem Schornstein stieg kein Rauch. Merrily fuhr weiter. «Wissen Sie, wer hier wohnt?»
    «Zugezogene Rentner, nehm ich an.»
    «Hmhm.» Zugezogene Rentner waren immer nützlich, um die Gemeinde ein bisschen zu vergrößern. Wenn der freundliche Pfarrer vorbeikam, um sie willkommen zu heißen, gerade, als sie sich fragten, ob sie zwischen lauter Fremden glücklich werden würden, fühlten sie sich wohl verpflichtet, ihm auch einen Gefallen zu tun, und sei es nur an den nächsten paar Sonntagen. Wenn der freundliche Pfarrer allerdings Hochwürden Nicholas Ellis war, dürfte es etwas schwieriger werden, sich nach einem Monat oder so wieder davonzumachen.
    Genau das hatte Bernie Dunmore befürchtet. Sophie hatte sie telefonisch kurz informiert, bevor sie losgefahren waren.
    «Offensichtlich hat gestern in der Dorfhalle eine Versammlung stattgefunden, bei der alles Mögliche beschlossen wurde. Der Bischof hat gehört, dass einige Leute gestern Abend Rundschreiben verteilt und Bekanntmachungen auf christliche Websites gestellt haben, in denen sie vor der heidnischen Plage warnen. Heute soll eine sogenannte ‹Glaubensbekundung› stattfinden – was der Bischof mehr als nur ein bisschen merkwürdig findet.»
    «Ich frage mich, was er in seiner Predigt erzählt hat. Kennen Sie hier im Dorf irgendwelche regelmäßigen Kirchgänger, Gomer?»
    «Da finden wir schon jemand, Frau Pfarrer, das is sicher kein Problem.»
    «Der Bischof ist den ganzen Tag in einer Sitzung   …»
    Kein Wunder.
    «…   aber, Merrily, er möchte gern, dass Sie Hochwürden Ellis für den Anfang anbieten, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Womit er meiner Meinung nach meint, dass Ellis sich in Zurückhaltung üben soll.»
    Und was genau sollte sie da machen? Ellis in geistlichen Gewahrsam nehmen?
    Gomer teilte Merrilys Beklemmung über diese Aufgabe offensichtlich nicht. Seine weißen Haare standen ab wie Antennen. Jane hatte Gomer einmal jemandem beschrieben und gesagt: «Stell dir Bart Simpson als alten Mann vor.»
    Die Straße führte hügelabwärts durch einen dichten, dunklen Wald. Dann erschien auf der linken Seite das alte Pfarrhaus auf seiner Lichtung. Merrily hielt den Blick auf die schmaler werdende Straße gerichtet. Wie hätte sie reagiert, wenn sie im Vorbeifahren eine huschende Bewegung hinter einem der Fenster gesehen hätte? Sie klammerte sich ans Lenkrad, um den aufkommenden Schauder zu unterdrücken.
     
    «Keine Menschenseele, Frau Pfarrer», stellte Gomer

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