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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ahnen können, als die Leute angefangen haben, über diesen neuen Pfarrer zu tuscheln, was für ein toller Typ das ist, wie sich ihr Leben geändert hat, wie er   … keine Ahnung, wie er ihnen geholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören, wie er ihre Kinder zur Vernunft gebracht hat, so was. Das ganze Gerede vom Heiligen Geist und von Leuten, die in der Kirche ohnmächtig werden. Und Marianne hat gesagt: ‹Das gibt einem doch zu denken. Seit wir hierhergezogen sind, hatten wir kein Glück mehr. Kann doch nicht schaden, oder?›» Greg ließ seinen Blick auf Merrilys Priesterkragen ruhen. «Ist nicht Ihr Stil, dieser Scheiß mit dem Heiligen Geist?»
    «Nicht mein Stil, genau.»
    Gomer sagte: «Kommt nix Gutes von, wenn die Füße sich zu weit vom Boden entfernen. Meine Erfahrung.»
    «Warum wollten die denn, dass Sie den Pub heute zumachen?», fragte Merrily.
    «Ach.» Er schüttelte verächtlich den Kopf. «Sie haben doch bestimmt die Zeitung gelesen. Er hat denen ja gestern schon gesagt, dass es heute abgeht. Es wären Teufelsanbeter in der Stadt, und sie sollten vorbereitet sein. Waren wahnsinnig viele Leute da. Alles voll, standen sogar draußen auf den Stufen, sagt Marianne.»
    «Und waren das Einheimische oder   … Fremde?»
    «Vor allem Fremde, glaube ich. Aber auch ein paar Einheimische. Und anscheinend hat Ellis gebrüllt   –» Greg warf die Arme in die Luft: «‹Das Böse ist unter uns! Wir müssen es bekämpfen! Wir sind auserwählt, Satan zu bekämpfen!› – Dieser Robin Thorogood soll der Satan sein? O.   k., er ist ein Yankee, bisschen laut, aber der
Satan

    «Kennen Sie ihn denn?»
    Er zuckte mit den Schultern. «Er ist Amerikaner. Wenn man mit denen ’ne halbe Stunde spricht, weiß man über sie Bescheid. Seine Frau ist bodenständiger. Ich wusste aber nicht, dass das Hexen sind. Darüber haben sie nicht gesprochen, aber warum sollten sie auch?»
    «Sie wollten uns erzählen, warum Sie den Pub zugemacht haben.»
    «Er will keine
Zerstreuung
. Er will
Konzentration auf den Glauben

    «Das verstehe ich nicht», sagte Merrily. «Warum?»
    «Er hält montags seine Heilungssitzungen ab, oben in der Dorfhalle.»
    «Und?»
    In seinen Augen standen Schmerz und Fassungslosigkeit.
    «Ich kann Ihnen bestimmt helfen», sagte Merrily. «Sagen Sie es mir einfach.»
    Greg atmete schwer durch die Nase aus. «Gestern Abend hat sie zu mir gesagt: ‹Ich bin unrein.› Einfach so – wie aus der Bibel. ‹Ich bin vom Teufel in Versuchung geführt worden›, hat sie gesagt.»
    «Sind wir das nicht alle, Junge?», sagte Gomer.
    «Von
Thorogood
. Plötzlich ist sie total offen zu mir, erzählt mir Zeug, das ich gar nicht wissen will. Dass sie   … von Robin Thorogood sexuell in Versuchung geführt worden ist, dem Stellvertreter des Teufels. Sie war von seinem ‹dunklen Glanz› besessen. Sie wollte   … sie wollte mit ihm schlafen. Das erzählt sie mir alles.
Mir.
»
    «Sie
wollte
mit ihm schlafen?»
    «Ach, Scheiße, passiert ist nichts, da bin ich sicher. Er war keine zwei Minuten hier. Außerdem ist sie zehn Jahre älter als er, und wenn Sie seine Frau gesehen haben   … Nein, ich glaube, er hat Marianne gar nicht wahrgenommen, das ist alles nur Blödsinn.» Greg schüttelte erschöpft den Kopf. «Ich hole mal Ihren Kaffee.»
    «Greg, Moment mal   … ‹von seinem dunklen Glanz besessen›?» Daraus sprach nicht seine Frau, daraus sprach Ellis. «Hat sie wirklich das Wort ‹besessen› benutzt?»
    «Ich glaube schon, ja. Um ehrlich zu sein, ich konnte nicht noch mehr aushalten, ich war völlig fertig, bin dann ins Bett gegangen. Das ist doch total irrsinnig. So was passiert doch nicht an so einem Ort, so was passiert doch nur in der Stadt, oder?»
    «Und jetzt ist sie oben in der Dorfhalle?»
    Merrily rutschte von ihrem Hocker und nahm ihren Schal.

30
Die Dienerin
    Draußen auf dem Parkplatz lief sie in die Falle.
    «Mrs.   Watkins   – Martyn Kinsey, BBC Wales. Sie sprechen doch für die Diözese?»
    «Ja, aber   …»
    «Wir wollen nur schnell ein kurzes Interview haben, wenn das o.   k. ist.»
    Wahrscheinlich hatte er sie aus
Livenight
wiedererkannt. Sie fragte ihn, ob man das nicht später machen könnte. Sie sah von dort, wo sie stand, die Spitze des Kreuzes auf der Dorfhalle, und es leuchtete, und es hatte vorher nicht geleuchtet.
    «Also» – Kinsey war ein gedrungener Typ mit klugen Augen, ungefähr Mitte dreißig   –, «also wenn wir’s jetzt nicht machen, fürchte ich,

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