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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wie es um das Treibgut herumschäumte. «Und warum hat er das getan?»
    «Drogen», sagte Gomer. «Man sagt, es warn Drogen.»
    «Wo ist er jetzt?»
    Gomer zuckte die Schultern.
    Sie starrte erschüttert auf die Ruine. «Ich wette, das können wir herausfinden. Wenn wir wieder am Auto sind, rufe ich Sophie an.»
    Sie machten sich wieder auf den Rückweg durch das Dickicht.
    «Hier gehn nich mehr viele Leute lang», sagte Gomer. «Nur noch ’n paar Touristen. Hat keinen guten Ruf mehr, seit der Typ vom Turm gefallen und gestorben ist.»
    Merrily blieb stehen. «Wann?»
    «Vor ’nem Jahr oder so. Wilshire hieß er, war bei der Armee. Stand auf der Leiter, um das Mauerwerk am Turm zu überprüfen, und is runtergefallen. Deshalb ham diese Thorogoods das Ganze so billig gekriegt, nehm ich an.»
    «Verstehe.»
    Trotz des weiten Blicks hatte das Handy keinen guten Empfang, und sie musste schreien, um sich Sophie verständlich zu machen.
    «Wolln Sie mit den Hexen reden, Frau Pfarrer?», fragte Gomer.
    «Soll ich?» Sie dachte nach. «Ja, warum nicht.»
    Aber als sie zum Hof kamen, stand ein Fernsehteam am Tor und filmte ein Paar – beide waren vermutlich Anfang, Mitte dreißig – mit einem «Jesus ist das Licht»-Plakat. Manche Leute wussten offenbar nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten.
    Merrily war durcheinander. Sie
kannte
diesen Ort überhaupt nicht. Es war wie bei einer von diesen komplizierten Uhren mit allen möglichen Funktionen, die man erst aufschrauben musste, um zu verstehen, welche Mechanik sie antrieb. Das Problem war nur, dass sie noch nicht mal wusste, wo sie den Schraubenzieher ansetzen sollte.
    «Black Lion?»
, schlug Gomer vor. «Ich lad Sie auf ’n Bier und ’n Sandwich ein, Frau Pfarrer.»
     
    Im Fenster des
Black Lion
waren keine Kerzen zu sehen – es brannte überhaupt kein Licht.
    Merrily sah, wie Gomer einen Blick auf sein Handgelenk warf, bevor ihm wieder einfiel, dass er seine Uhr begraben hatte. «Ungefähr Viertel vor zwei», sagte sie.
    Gomer runzelte die Stirn. «Was denkt sich der blöde Kerl denn dabei, mittags zu schließen, wenn all diese Fernsehleute im Ort sind.»
    Merrily folgte ihm in einen Hof voller Mülltonnen und Bierkisten. Gomer klopfte an eine Tür mit einem kleinen Milchglasfenster. Er klopfte immer weiter, bis hinter dem Milchglasfenster ein Gesicht erschien. «Wir haben geschlossen.»
    «Komm, erzähl mir nix, Greg, alter Junge. Mach die verdammte Tür auf.»
    «Wer ist denn da?»
    «Gomer Parry, Landwirtschaftsdienste.» Es klang, als hätte er vor, mit dem Bagger in den Pub zu fahren, wenn ihm nicht geöffnet würde.
    Die Verriegelung wurde aufgeschoben.
    Der Wirt war vermutlich nicht viel älter als Merrily, aber er hatte Tränensäcke unter den Augen, sein Gesicht wirkte verhärmt, sein Hemdkragen war ausgefranst. Immerhin war er rasiert, aber nicht gründlich. Gomer sah ihn ohne Mitgefühl an.
    «Scheiße nochma, Greg, wir wolln nur ’ne Tasse Tee und ’n Sandwich.»
    Der Mann zögerte. «Gut   …»
    Sie folgten ihm durch einen Abstellraum und eine teure Einbauküche mit einem tomatenroten Aga-Doppelherd und einem lauten Kühlgebläse.
    «Anstrengende Nacht gehabt, mein Junge?»
    «Hmhm.» Aber er schien nicht froh darüber zu sein. «Gehen Sie da durch in die Bar. Licht mach ich nicht an.»
    «Solange wir sehn können, was wir essen.»
    In die Bar fiel graues Licht, sie schien nur halb renoviert worden zu sein, als wäre dem Wirt das Geld ausgegangen. Und es roch etwas muffig.
    «Ich kann Ihnen Kaffee machen, aber keinen Tee», sagte Greg ohne weitere Erklärung.
    «Nehmen wir.» Gomer zog sich und Merrily zwei Barhocker heran.
    Greg versuchte ein Lächeln. «Ich hoffe, das ist Ihre Tochter, Gomer?»
    «Nee, ich hab keine Tochter», sagte Gomer grob. «Das ist die Pfarrerin.» Gregs Lächeln erlosch, und Gomer setzte sich, beide Ellbogen auf dem Tresen. «Wer hat dich denn dazu gebracht zuzumachen, Junge?»
    «Meine Frau.»
    «Und wer hat
sie
dazu gebracht?»
    «Also», sagte Greg, «ich will ja nicht sagen, dass Sie ’n neugieriges Aas sind, aber das ist Ihr zweiter Besuch innerhalb weniger Tage, und Sie stellen mehr Fragen als dieser Kerl von der
Mail
. Was sind Sie, Korrespondent fürs
Saga -
Magazin?»
    Merrily schloss leise den Reißverschluss ihrer Jacke. Es war kalt hier drin. «Also, Mr   … .»
    «Starkey.»
    «Mr.   Starkey, das neugierige Aas bin ich. Ich bin von der Diözese Hereford.»
    Gregs Augen wurden schmal. «Das

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